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GK099 - Das Bildnis des Samurai

GK099 - Das Bildnis des Samurai

Titel: GK099 - Das Bildnis des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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wollte Michiko von ihm?«
    »Was wohl. Ein bisschen Geld, nehme ich an. Für ein bisschen Liebe.«
    »Sie hat ihren Körper verkauft?«
    »Manche Geishas tun das. Aber nicht alle.«
    Ich ließ mir die Adresse des Amerikaners sicherheitshalber geben, ohne die Absicht zu haben, ihn sofort aufzusuchen.
    »Sie war also bei Jacobs«, meinte ich, als ich den Zettel in der Tasche hatte. »Was sagte der Mann über sie?«
    »Bei ihm war sie noch völlig normal«, erwiderte der Kommissar.
    »Also keine Anzeichen von Selbstmordgedanken?«
    »Nicht die geringsten. Sie war voll Übermut, war kaum zu bremsen, erzählte mir Mr. Jacobs.«
    »Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt«, sagte ich.
    »Wie meinen Sie?«
    »Ach nichts. Ich habe bloß laut gedacht«, gab ich lächelnd zurück. »Hat sie Drogen im Blut gehabt?«, wollte ich wissen.
    »Nicht ein Milligramm. Nicht mal Alkohol war in ihrem Blut.«
    »Und doch war sie plötzlich vollkommen verrückt.«
    »Ich stehe ehrlich gesagt vor einem geradezu unlösbaren Problem, Mr. Ballard.«
    »Mal sehen, vielleicht kann ich dieses Problem lösen«, sagte ich und erhob mich.
    Er brachte mich zur Tür.
    »Ich hoffe, Sie lassen mich nicht dumm sterben.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie hören bestimmt wieder von mir, Kommissar. Konnichi wa. Das war doch ›Guten Tag‹ oder?«
    Nobunaga nickte lächelnd.
    »Ja, Mr. Ballard. Ich glaube, das war es.«
    ***
    Tokio ist ein Symbol der Hybris unserer Zeit. Seine Ausmaße lassen sich nicht mehr erfassen. Selbst die hier geborenen Japaner kennen sich in dieser Riesenstadt nicht mehr aus. Es ist daher Sitte, dass man auf der Rückseite seiner Visitenkarte einen Ausschnitt des Stadtplans drucken lässt, auf dem die eigene Wohnung eingezeichnet ist.
    Und trotzdem ist das Aufspüren von Bekannten manchmal eine wirkliche Expedition.
    Ich hockte in einem heißen Taxi und war zu Tucker Peckinpahs Haus unterwegs.
    Aber der Taxifahrer fand die Adresse nicht.
    Es gibt, abgesehen vom Stadtkern, keine Straßenbenennung in Tokio. Nur die einzelnen Distrikte haben Namen. Aber sie können dreißig bis fünfzig Straßen und Gassen umfassen, mit Tausenden von Bewohnern.
    Außerdem werden die Häuser nicht wie anderswo fortlaufend nummeriert: die Hausnummer richtet sich nach dem Zeitpunkt der Errichtung des Gebäudes.
    Schließlich kam ich aber doch noch bei Peckinpahs Haus an.
    Vicky und Mr. Silver waren bereits da. Ich hatte sie telefonisch hierherbestellt. Wenn etwas zu besprechen war, dann sollten sie gleich dabei sein.
    Peckinpah saß griesgrämig auf der Terrasse unter dem bunten großen Sonnenschirm.
    »Das ist alles verdammt unangenehm, Tony«, sagte der Industrielle zu mir.
    »Verdammt unangenehm sind zwei ganz und gar unpassende Worte, Mr. Peckinpah«, widersprach ich.
    »Wie würden Sie denn diese verfluchte Geschichte bezeichnen?«
    »Ich würde sie als bedenklich bezeichnen.«
    »Was sollen sich denn meine Geschäftspartner denken? Die meinen jetzt, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank. Womöglich nehmen sie meinen Auftrag überhaupt nicht ernst, nach dem, was gestern vorgefallen ist. Ein Geschäftsmann, dem daran liegt, als seriös angesehen zu werden, kann sich nicht einfach während seiner Geburtstagsparty vor allen Gästen auf den Tisch knien und Selbstmord begehen wollen. Mein Gott, Sie haben keine Ahnung, wie ich mich schäme, Tony!«
    »Was sagst du dazu, Silver?«, fragte ich den Hünen mit dem silbernen Haar.
    »Dahinter steckt offensichtlich ein Dämon«, erwiderte Mr. Silver.
    »Mr. Peckinpah«, begann ich. »Wie lange befinden Sie sich schon in Tokio?«
    »Vier Tage. Warum?«
    »Was haben Sie in diesen vier Tagen schon alles angestellt?«
    »Nicht sehr viel. Die meiste Zeit habe ich verhandelt.«
    »Und dann?«
    »Dann war ich auf dem Flughafen Heneda, um euch abzuholen.«
    »Das kann doch nicht alles sein, Mr. Peckinpah.«
    »Ist es aber.«
    »Haben Sie sich denn die Stadt nicht angesehen?«
    »Die kenne ich bereits. Ich bin schließlich nicht zum ersten Mal hier.«
    »Gestern, Mr. Peckinpah. Wo waren Sie gestern?«
    »Die meiste Zeit zu Hause.«
    »Um das Fest zu arrangieren?«
    »Ja.«
    »Wenn Sie sagen ›die meiste Zeit‹, dann waren Sie nicht ununterbrochen zu Hause.«
    »Das ist richtig. Ich habe kurz mal bei so einem Puppenmacher vorbeigesehen, den man mir empfohlen hat. Der Mann macht so herrliche lebensgroße Horrorfiguren. Ich habe bei ihm mehrere für mein Haus in London bestellt. Sozusagen als Partygag.«
    »Wie heißt

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