GK099 - Das Bildnis des Samurai
mörderischer Knall.
Wir wurden alle auf eine Seite gerissen. Mr. Silver zerrte den Fahrer mit.
Die Türen sprangen auf. Ich flog nach draußen, krümmte instinktiv meinen Rücken, rollte ab, kam auf die Beine und schnellte herum.
Silver hatte es geschafft.
Der Fahrer hing schlaff in der Polsterung. Die Zunge quoll aus seinem halb offen stehenden Mund. Die Augen des Mannes waren gebrochen.
Mr. Silver hatte ihn mit seinen mächtigen Pranken erwürgt. Der Kehlkopf war zerquetscht, und der ganze Hals wirkte furchtbar deformiert.
Mr. Silver packte den Kopf des Mannes, riss ihn herum.
Laut hörte man das Genick knacken, als Silver dem Mann das Gesicht auf den Rücken drehte, damit der Dämon nicht wieder zum Leben erwachte.
Ein absolut grauenhafter Anblick…
Der lädierte Lincoln, der gegen eine Laterne geprallt war, fing plötzlich Feuer.
Ich riss Vicky aus dem Fahrzeug. Silver schnellte ebenfalls heraus.
Der Fahrer begann sich in diesem Moment vor unseren schreckgeweiteten Augen zu verwandeln. Er wurde alt und älter.
Obwohl ihm Silver das Gesicht auf den Rücken gedreht hatte, erwachte der Dämon wieder, schrie und kreischte.
Das Fleisch fiel ihm von den Knochen und aus dem Gesicht. Er verfaulte bei lebendigem Leibe.
Schließlich löste er sich gänzlich auf, aber sekundenlang hörten wir noch sein entsetztes Brüllen und Kreischen…
***
»Die machen anscheinend ernst!«, knurrte ich, als wir den ganzen Ärger endlich hinter uns hatten.
Es hatte Schwierigkeiten mit der Polizei gegeben. Autofahrer, die als Zeugen vernommen wurden, behaupteten, ich hätte den Lincoln so verrückt gesteuert und schließlich an die Laterne gesetzt.
Wir hatten das brennende Wrack löschen müssen. Und ich hatte der Polizei gegenüber eine Geschichte von einem Mann erfunden, der uns in seinem Wagen mitgenommen hatte, einen Unfall baute und dann schneller verschwunden war, als wir reagieren konnten.
Ich hatte das Gefühl, die Polizisten glaubten mir nicht so recht.
Es war mir egal.
Endlich saßen wir dann doch noch im richtigen Wagen. Wieder steuerte ein livrierter Mann das Fahrzeug. Doch gegen ihn hatte Mr. Silver zum Glück nichts einzuwenden.
Mit einiger Verspätung erreichten wir das Haus, in dem die Feier steigen sollte.
»Da seid ihr endlich!«, sagte Tucker Peckinpah, als wir ihn begrüßten. Er lachte und war guter Laune. »Ich dachte schon, ihr hättet einen Unfall gehabt.«
Hätte ich ihm die gute Laune verderben sollen? Ich brachte es nicht übers Herz. Er wollte Geburtstag feiern, keine Schauergeschichten hören.
Deshalb hielt ich den Mund, redete mich heraus, dass ich meine Papiere nirgendwo hatte finden können. Deshalb die Verspätung.
Eine Menge Leute waren da.
Japaner, Europäer, Amerikaner…
»Ich wusste gar nicht, dass Sie so viele Leute kennen«, sagte ich zu meinem Partner.
»Wer viel reist, lernt viele Menschen kennen«, meinte Peckinpah.
Wir bekamen Champagner angeboten.
Eine Siebenmannkapelle spielte. Gelächter, Gemurmel. Die üblichen Partygeräusche.
Nebenan waren Tische in Karreeform aufgestellt worden. Ich hatte einen Blick in diesen Raum geworfen. Blumen steckten in Vasen. Teller. Silberbesteck. Ein wahrhaft festlicher Rahmen.
Peckinpah schleppte uns zu jenen Leuten, die er besonders mochte, um ihnen zu sagen, wie sehr er uns schätzte.
Händeschütteln hier und dort. Ich sah so viele Gesichter, dass sie bald alle gleich aussahen.
Auch die Geschäftspartner Peckinpahs waren anwesend. Jene Männer, die Peckinpahs Riesentanker bauen sollten. Distinguierte Herren, die dem Fest einen hochkarätigen Rahmen verliehen.
Unter anderem wurde mir ein Mann vorgestellt, den ich schon mal gesehen zu haben glaubte.
Er hieß James Mey.
Als er erwähnte, dass er im Hilton wohnte, wusste ich, dass er mir da über den Weg gelaufen war.
Ein Blick auf Mr. Silver sagte mir, dass dieser Mann einwandfrei war. Kein Dämon. Silver hätte im gegenteiligen Fall sofort reagiert.
Vicky und Silver wurden von zwei alten amerikanischen Ladys in ein Gespräch verwickelt. So konnte ich mich mehr meinem neuen Bekannten widmen.
»Ihre Begleiterin ist wirklich zauberhaft, Mr. Ballard«, sagte Mey.
»Wenn Sie ihr das sagen, bekämen Sie eventuell einen Kuss auf die Wange.«
»Von ihr?«
»Nein. Von mir.«
Mey grinste.
Wir fischten uns von einem vorbeischwebenden Tablett neuen Champagner.
Mey erzählte mir, dass er Maler sei.
Und irgendwann hörte ich dann plötzlich durch, dass er Kummer hatte.
Ich
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