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GK099 - Das Bildnis des Samurai

GK099 - Das Bildnis des Samurai

Titel: GK099 - Das Bildnis des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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den bewusstlosen Ballard zu Boden und wollten ihn zerfleischen.
    Doch Togo verwehrte es ihnen.
    Da er sie mit seinen Händen selbst geschaffen hatte, war er ihr Meister, dem sie zu gehorchen hatten.
    Widerwillig ließen sie von Ballard ab.
    Ein glühender Feuerschein stand über dem brennenden Haus des Puppenmachers.
    »Hebt Ballard auf!«, knurrte Togo. »Tragt ihn auf den Friedhof!«
    Klauen, Pranken und bleiche Vampirhände packten zu.
    Ballard wurde hochgehoben und wie ein Leichnam zum Friedhof getragen.
    Akihito Togo ging dieser makabren Prozession voran.
    Da es sich - trotz verblüffender Echtheit - bei den Scheusalen um künstlich geschaffene Wesen handelte, vermochte ihnen das Tageslicht nichts anzuhaben.
    Togo wies auf eine schwarze Marmorgruft.
    »Schafft ihn hier hinein!«
    Die Monster kamen seinem Befehl unverzüglich nach.
    Als sie mit Ballard in der Gruft verschwunden waren, wandte sich Togo kurz um.
    Eine drückende Stille lag über dem einsamen kleinen Friedhof.
    Togo sah eine Mauer seines Hauses einstürzen. Es tat ihm nicht leid um das Gebäude. Er hing nicht daran.
    Es erfüllte ihn nun sogar mit Genugtuung, zu wissen, dass sich der verhasste Mr. Silver inmitten dieser glutheißen Flammenhölle befand.
    Aus der gab es für den Hünen kein Entrinnen mehr.
    Er war verloren.
    Und Ballard war es ebenfalls.
    ***
    Mr. Silver bot all seine Kraft auf, um den brennenden Schutt hochzudrücken.
    Die Hitze ließ ihn kaum noch atmen. Er hustete.
    Die Flammen hatten seine Kleider bereits erfasst.
    Verzweifelt stemmte er sich gegen den Boden. Mit seinen muskulösen Schultern versuchte er den brennenden Balken, der ihn so fest niederhielt, hochzustemmen.
    Die Adern traten wie Seile aus seinem Hals.
    Schweiß floss in Bächen über sein erhitztes Gesicht.
    Alle Mühe war vergeblich.
    Ächzend sackte Mr. Silver zusammen.
    Das Ende! dachte er. Das ist nun auch für dich das Ende. Gegen das Feuer bist du genauso machtlos wie die Ghouls. Feuer ist stärker als du, Silver!
    Doch der Hüne wollte sich mit seinem Ende in diesem flammenden Inferno nicht abfinden.
    Verzweifelt sann er nach einem Ausweg.
    Plötzlich hatte er eine Idee.
    Früher, als er noch ein Dämon gewesen war, hatte er die Fähigkeit besessen, bis auf einen halben Meter zusammenzuschrumpfen.
    Das war ihm damals des Öfteren sehr nützlich gewesen, denn er hatte dadurch die Möglichkeit gehabt, trotz seiner hünenhaften Größe durch Schießscharten und Gitter zu klettern, was ihm niemand zugetraut hätte.
    Ob das heute noch klappte? Er musste es versuchen.
    Keuchend presste er das Gesicht auf den Boden. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Er versuchte völlig abzuschalten.
    Es gelang ihm nicht.
    Immer wieder musste er an Tony Ballard denken.
    Verbissen mühte er sich ab, auch Ballard aus seinen Gedanken auszuklammern.
    Nur für die Zeit, die er nun für seine Rettung brauchte.
    Um ihn herum tobte das rasende Feuer.
    Im zweiten Anlauf schaffte er es. Er dachte an überhaupt nichts mehr. Nur noch an, seinen Körper. Und sein starker unbändiger Wille erreichte das, was er wollte.
    Der Körper begann kaum merklich zu schrumpfen. Bald konnte sich der Mann mit dem silbernen Haar besser unter dem schweren Balken bewegen.
    Es gelang ihm, sich umzudrehen.
    Er schrumpfte weiter.
    Innerhalb weniger Minuten war aus dem Zweimetermann eine Gestalt von fünfzig Zentimetern geworden.
    Hastig kroch Silver unter dem Balken hervor.
    Er rannte mit seinen kurzen Beinen über den brennenden Schutt, sprang hustend durch die Flammen und erreichte wenig später jene Tür, durch die die Puppenmonster Tony Ballard aus dem Haus geschafft hatten.
    Draußen warf sich Silver sofort auf den Boden. Er wälzte sich atemlos hin und her, um die Flammen der brennenden Kleider zu ersticken.
    Nachdem ihm das gelungen war, setzte er sich schnell von dem brennenden Gebäude ab.
    Zwei Straßen weiter, in einem düsteren Hinterhof, wuchs Mr. Silver allmählich wieder zu seiner stattlichen Größe heran.
    Er war glücklich darüber, dass er diese lebensrettende Fähigkeit noch immer besaß.
    Als er nun wieder an Tony Ballard dachte, krampfte sich sein Herz schmerzvoll zusammen.
    ***
    Sie trugen den ohnmächtigen Ballard in die finstere Tiefe der Gruft hinunter.
    Unten angelangt, blieben sie stehen.
    Togo legte seine Dämonenhände an die schwarze Marmorwand. Daraufhin wurde sie durchlässig wie Luft, ohne sich zu teilen oder zur Seite zu schwenken.
    Akihitos Togo und seine Scheusale

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