GK102 - Die Rückkehr des Samurai
kam, zuckte sie zurück, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen.
Mein Herz hämmerte wie verrückt in meiner Brust. Das konnte gelingen.
Vielleicht war Mr. Silver noch nicht verloren.
Ich hatte diese Mörderspinne vernichtet. Wäre doch gelacht, wenn ich mit diesen scheußlichen kleinen Dingern nicht fertiggeworden wäre.
Ich zog den Kreis immer enger.
Die Spinnen waren gezwungen, sich mehr und mehr zurückzuziehen.
Endlich hatte ich sie rund um den marmornen Sarkophag.
Mit einem Stock schlug ich nach ihren hässlichen schwarzen Leibern.
Sie griffen den Stock an. Einige von ihnen klammerten sich daran fest.
Ich schüttelte sie in den Leichenbehälter.
Die anderen krochen freiwillig in den Sarkophag zurück, und schließlich hatte ich alle hundert Insekten wieder in dem Behälter.
Da krochen sie nun umher.
Was nun?
Das war Mr. Silver.
Erst mal fuhr ich mit meinem magischen Ring am Rand des Sarkophags entlang.
Jetzt vermochten die Spinnen nicht mehr herauszukriechen.
Und nun überlegte ich, was ich weiter tun konnte.
Silver war von einem Dämon zersetzt worden.
Eine schwarze Macht hatte das aus ihm gemacht, was da vor meinen Augen herumkrabbelte.
Folglich musste ihn eine weiße Macht wieder zusammenfügen.
Ich kniete nieder und verrichtete ein kurzes Gebet.
Dann machte ich drei Kreuze über dem offenen Sarkophag.
Die Spinnen verfielen in schreckliche Zuckungen. Sie rasten aufgeregt hin und her, schienen vor irgendetwas zu fliehen.
Ich machte die drei Kreuze mit meinem magischen Ring noch einmal.
Daraufhin erstarrten die widerwärtigen Insekten. Sie begannen sich allmählich zu verformen.
Ihre ekelhaften schwarzen Leiber wuchsen zusammen. Sie wurden zu einem großen Ganzen.
Sie wurden zu Mr. Silver!
***
»Tony!«, stöhnte mein Freund. Er schüttelte sich angeekelt. »Ich dachte schon, du würdest es nicht schaffen.«
Seit Lea Malas Tod war der Bann von ihm abgefallen.
Ich stieß ein befreiendes Lachen aus.
»Verdammt, Silver! Komm endlich aus dem Sarkophag heraus. Du hast lange genug darin gelegen!«
Er erhob sich.
Wir fielen einander glücklich in die Arme.
Keiner von uns beiden hatte ernsthaft geglaubt, dass sich dieses Blatt noch mal zu unseren Gunsten wenden würde.
Ich erzählte ihm, was ich alles hinter mich gebracht hatte.
Er schauderte mehrmals.
Und er blickte, dabei auf die verkohlten Knochen von Lea Mala, die ein so grausiges Ende gefunden hatte.
»Pfui Spinne!«, sagte ich und stieß ihm meinen Zeigefinger lachend gegen die Brust. »Du warst hundert Spinnen. Kannst du dir das vorstellen?«
»Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen«, ächzte Mr. Silver. »Du hast mir zum zweiten Mal das Leben gerettet, Tony. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
»Verflucht, hör auf damit, Silver. Wir sind Freunde. Es war für mich selbstverständlich, dich nicht im Stich zu lassen. Begreifst du das immer noch nicht? Ich werde immer für dich da sein. So wie du immer für mich da sein wirst.«
Silver blickte seine Hände an.
Er konzentrierte sich ganz darauf.
Auf einmal begannen sie zu glänzen.
Ich fasste sie an. Sie waren metallhart. Sie waren zu reinem Silber geworden.
»Sieh, Tony!«, lachte Silver glücklich. »Sieh doch! Ich habe meine Fähigkeiten wieder!«
Das war mehr, als wir erwartet hatten.
Doch unsere Freude war nur von kurzer Dauer. Denn Augenblicke später stürmte bereits ein anderes Grauen auf uns ein.
***
Man hatte uns nicht ohne Grund in diesen Teil der Mangrovensümpfe gebracht, wie sich nun herausstellte.
Die Dämonen hatten eine zusätzliche Sicherung in ihr Vernichtungssystem eingebaut.
Sie schienen damit gerechnet zu haben, dass es uns möglicherweise gelingen könnte, den Angriff der Mörderspinne doch abzuwehren.
Dass wir den Sumpf letztlich aber doch nicht lebend verlassen würden, dafür wollten nun die schrecklichen Baummonster sorgen.
Wir hörten zuerst nur ein Knirschen und Knacken. Wir dachten uns nichts dabei.
Im Urwald gibt es eben manchmal aus irgendwelchen Gründen solche Geräusche.
Doch als das Knacken und Knirschen immer lauter wurde und immer näher kam, schauten wir uns dann doch erschrocken um.
Zuerst sahen wir nichts. Nur Bäume.
Aber genau das war es.
Die Bäume kamen auf uns zu! Sie griffen uns an! Es waren zehn, zwölf Bäume.
Sie schoben sich auf eine gespenstische Weise an uns heran.
»Verstehst du das?«, fragte ich meinen Freund.
»Das sind die Marionetten des Höllenfürsten!«, keuchte Mr. Silver
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