GK102 - Die Rückkehr des Samurai
bejahend.
»Hast du vor, auf Menschenjagd zu gehen?«
Wieder knurrte der Tiger.
»Wir sprachen heute Nachmittag davon, gemeinsame Sache zu machen«, meinte Abraham Jacobs.
Der Tiger wartete ab.
»Du und Yorimoto Wara. Erinnerst du dich?«
Yew Ratnam stieß ein grollendes Knurren aus.
»Ich habe dir versprochen, mir deine Idee zu überlegen und dir noch heute Abend Bescheid zu geben.«
Ratnam nahm nun Menschengestalt an.
»Wie hast du dich entschieden, Bruder?«, fragte er. Die Stimme war immer noch die des gefährlichen Tigers.
»Ich finde deine Idee hervorragend, Yew. Ich habe mich entschlossen, an der Jagd teilzunehmen.«
Ratnam lachte begeistert.
»Das ist herrlich, Bruder.«
Jacobs grinste dämonisch.
Wara trat aus ihm hervor. Er umklammerte mit beiden Händen sein blitzendes Samuraischwert.
»Yorimoto Wara ist bereit!«, zischte der Japaner.
»Was schlägst du vor?«, fragte Yew Ratnam.
»Es war so einfach, dieses Taxigirl zu töten!«, zischte der Samurai.
»Ja? Ja?«
»Wir sollten noch einmal dorthin gehen. Was meinst du, Yew?«
»Ich bin mit allem einverstanden, was du vorschlägst, Bruder.«
»Gut. Dann lass uns von deiner Dschunke gehen. Wir wollen die Nacht und den Mord an Land genießen. Wir wollen Menschen zerfetzen und uns an ihrem Leid weiden.«
***
Wir hatten ausgiebig gebadet, um den Dreck von unseren Körpern zu waschen.
Unsere Kleider hatten wir verbrannt. Dann hatten wir ein paar Dosen aufgemacht und zu Abend gegessen.
Nun saßen wir im Wohnzimmer beisammen, versuchten Klarheit in unseren Fall zu bringen.
Aus den Jägern waren Gejagte geworden.
Wir waren uns einig, dass das nicht so bleiben durfte.
»Ab morgen versuchen wir die Initiative wieder an uns zu reißen«, sagte ich.
Silver nickte.
»Jetzt, da ich meine Fähigkeiten wiederhabe, da mir die Tropenhitze nichts mehr anhaben kann, sollten wir damit fortfahren, womit wir begonnen haben.«
»Was heißt das deutlicher?«, fragte ich und nippte an meinem Bourbon.
»Streifzüge durch die Stadt!«, schlug Mr. Silver vor.
»Was versprichst du dir davon?«
»Jetzt erkenne ich einen Dämon wieder. Sobald wir einen von ihnen gefasst haben, muss er uns verraten, wo wir Yorimoto Wara finden. Ich nehme an, er wohnt in einem Haus. Dieses Haus suchen wir dann unverzüglich auf. Und sobald wir das Bildnis des Samurai gefunden haben, vernichten wir es. Damit hat sich die Sache.«
»Und Jacobs? Willst du den etwa laufen lassen?«, fragte ich erstaunt.
Silver grinste.
»Das habe ich mit keiner Silbe gesagt. Aber Jacobs ist ohne Wara ein kleines Würstchen. Mit ihm werden wir leichtes Spiel haben.«
Ich hob warnend den Finger.
»Merk dir eines, Silver: Unterschätze niemals deine Gegner. Das kann verdammt ins Auge gehen.«
Mein Freund schüttelte grimmig den Kopf.
»Ich weiß, was von Jacobs zu halten ist, Tony. Er ist mir in keiner Weise gewachsen. Er rangiert eindeutig unter Yorimoto Wara. Wenn es uns also gelingt, Wara zu vernichten, dann kann es mit Jacobs unmöglich Schwierigkeiten geben.«
»Wir wollen's hoffen«, sagte ich und trank mein Glas dann leer.
***
Die beiden Dämonen legten sich in einer finsteren Straße auf die Lauer.
Der Wertiger stieß ein hungriges Knurren aus. Seine Krallen scharrten über die Mauer, dass es furchtbar knirschte.
Der Samurai kicherte.
»Du musst Geduld haben, Bruder.«
Wieder ein Grauen erregendes Knurren.
»Ich weiß, wie dir zumute ist. Aber du musst dich beherrschen. Wir werden unser Opfer bekommen. Aber wir müssen warten können.«
Schritte.
»Pst!«, machte der Samurai aufgeregt.
Er drängte den gefährlichen, fiebernden Wertiger in eine Nische.
Die Schritte kamen näher.
»Was habe ich dir gesagt!«, flüsterte der Japaner aufgeregt. »Hier kommt unser Opfer.«
***
Tiffany Segal, das Taxigirl, mit dem Tony Ballard über Yorimoto Wara gesprochen hatte, fühlte sich nicht wohl.
Die Austern, die sie am Tisch eines dollargespickten Amerikaners gegessen hatte, hatten ihr nicht gut getan.
Der Amerikaner war längst gegangen. Aber seine Austern lagen dem Mädchen immer noch schwer im Magen.
Drei Gläser Magenbitter, Natron, Soda und alles Mögliche hatten nicht geholfen.
Tiffany war immer grüner im Gesicht geworden. Speiübel war ihr nun.
Sie lief auf die Toilette, um sich zu übergeben. Als sie wiederkam, ging es ihr etwas besser, aber danach noch schlecht genug.
Mit schlotternden Knien setzte sie sich an einen leeren Tisch.
Daphne Remick kam zu ihr.
»Du
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