GK175 - Dämonenhochzeit
sein?«
»Ein anderer möchte dich haben«, erwiderte Roy Bancroft frostig.
»Ein anderer? Wer?«
»Ximbarro!«
Vilma holte tief Luft und schrie dann: »Wer um alles in der Welt ist Ximbarro?«
»Ich bin Ximbarro!« fauchte Roy Bancroft plötzlich laut, und im selben Moment nahm er wieder die Gestalt jenes grauenerregenden Fremden an.
Mit schnellen Schritten begab er sich zu Vilma. Ein langer Schrei wühlte sich noch aus ihrer Kehle. Dann verlor sie das Bewußtsein!
***
»Dort ist das Haus«, sagte Vicky Bonney.
»Ein Ort des Friedens und der Beschaulichkeit«, meinte ich. »Hier wohnt man gewiß sehr angenehm… inmitten der üppigen tropischen Natur. Wenn ich an unser Haus in London denke, beneide ich Bancroft beinahe.«
»Du kannst dir jederzeit auch so ein Haus auf den Bahamas zulegen«, sagte Mr. Silver. Ich wußte, wie er das meinte. Seit der Industrielle Tucker Peckinpah mir ein offenes Konto eingerichtet hatte, über das ich frei – und ohne daß ich Peckinpah Rechenschaft darüber ablegen mußte – verfügen konnte, hatte ich keinerlei finanzielle Sorgen. Silver hatte recht. Ich hätte mir ein solches Haus kaufen können. Eines hier. Eines auf den Bermudas. Eines auf Tahiti. Wo immer ich wollte. Peckinpah hatte so viel Geld, daß solche Ausgaben bei ihm noch unter »Bagatellbeträge« verbucht wurden. Ja, ich hätte mir ein solches Haus ohne weiteres leisten können, aber ich fand es nicht richtig, das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauszuwerfen. Mein Job brachte es mit sich, daß ich viel reiste. Ich war auf allen fünf Kontinenten zu Hause. Hätte ich mir auf jedem Kontinent deshalb ein Haus kaufen sollen?
Wir erreichten die Verandastufen.
Im Haus brannte Licht. Vicky blieb stehen.
»Und was nun?« fragte ich lächelnd.
Neben mir rümpfte Mr. Silver plötzlich die Nase. Der Ex-Dämon schien irgend etwas zu wittern. Ich hoffte nur, daß es kein Ärger war.
»Es brennt Licht. Aber alles ist still im Haus«, sagte Vicky leise.
»Warum -sprichst du nicht laut?« wollte ich wissen. Sie zuckte die Achseln.
»Wollen wir hineingehen?« fragte mich meine Freundin.
»Was denkst du, weshalb ich hierher gekommen bin?« gab ich zurück.
Unser Hüne mit den Silberhaaren ließ ein unwilliges Knurren hören. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. »Was ist denn los mit dir, Junge? Was behagt dir denn nicht, he?«
»Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen«, erwiderte Mr. Silver ernst. »Aber irgend etwas stimmt hier nicht.«
Das hörte ich ganz und gar nicht gern. Mr. Silver konnte Dinge spüren, von deren Existenz ich keine Ahnung hatte. Ein Überbleibsel aus seiner Dämonenzeit. Manchmal fand er mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit magischer Felder – sogenannte Tore in die vierte Dimension. Ein andermal wieder – so wie in diesem Augenblick – spürte er deutlich jene Ausstrahlung, über die die Mächte des Bösen verfügen.
Ich nickte Vicky und Silver zu. »Hinein mit uns. Roy ßancroft wartet. Bist du sicher, Silver, daß du etwas Unangenehmes fühlst?«
»Ich denke, ich gebe dir die Antwort darauf erst drinnen«, sagte Mr. Silver. Wir eilten die Verandatreppen hinauf.
»Mr. Bancroft!« rief Vicky. Abermals Heine Antwort. Ich schob mir ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne, und ich fand die Situation seltsam. Ein Haus, in dem das Licht an ist, in dem sich aber offensichtlich keiner befindet… Vicky öffnete die Tür. Wer läßt schon die Tür offen und löscht das Licht nicht, wenn er weggeht?
»Mr. Bancroft!« rief Vicky drinnen noch einmal. »Mrs. Bancroft!«
»Nicht zu Hause«, sagte ich. Damit meine Freundin nicht noch mal zu rufen anfing.
Wir schwärmten aus. Vicky sah sich in der Küche um. Mr. Silver nahm sich Bancrofts Arbeitszimmer vor, während ich das Wohnzimmer betrat.
Keinerlei Sensationen. Alle Räume waren leer. Ich wies mit dem Daumen zur Decke, als wir in der Diele wieder alle drei beisammen waren. Dabei schaute ich Mr. Silver an.
»Schau mal oben nach!« empfahl ich meinem Freund.
Ich nahm mir den Keller vor. Danach wußten wir es genau. Im ganzen Haus befand sich außer uns niemand. Und doch war etwas da, das Mr. Silver merklich beunruhigte. Er scharrte mit dem Fuß über den Boden und wartete darauf, daß ich ihn fragte. Also tat ich es: »Du spürst etwas, nicht wahr?«
Unser Freund nickte. »Ganz deutlich.«
»Und zwar was?« fragte ich.
»Dämonische Strahlung!« erwiderte Mr. Silver ernst. Ich hatte keine Veranlassung, daran zu zweifeln. Silver
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