GK175 - Dämonenhochzeit
hätte es nicht so felsenfest behauptet, wenn er auch nur ein bißchen unsicher gewesen wäre.
Ich nickte verstimmt. »Da haben wir’s. Die ganze Zeit hab’ ich so was befürchtet. Ade, Urlaub. Ich hätte mich von Anfang an nicht so sehr darauf freuen sollen… Verdammt! Was fühlst du im Detail, Silver?«
»Hier hat sich ein großes Kraftfeld des Bösen aufgebaut«, erwiderte Mr. Silver mit zusammengezogenen Brauen. »Vor kurzem hat sich ein Dämon in diesem Haus befunden.«
»Irrtum ausgeschlossen?« fragte ich erregt.
Silver starrte mich mit seinen perlmuttfarbenen Augen gereizt an. »In diesen Dingen irre ich mich nicht!«
»Jetzt halt bloß die Luft an!« sagte ich ärgerlich. »Soll ich dir aufzählen, wie oft in der jüngsten Vergangenheit dein Dämonenradar schon versagt hat?«
»Diesmal bin ich mir meiner Sache absolut sicher!« beharrte Mr. Silver.
Vicky stieß mich nervös an. »Sag mal, wollt ihr jetzt zu streiten anfangen? Wir sollten etwas unternehmen. Möglicherweise braucht Bancroft Hilfe. Oder seine Frau ist in Gefahr!«
»Was schlägst du vor?« fragte ich.
»Wir müssen draußen nach diesem Dämon suchen, den Silver spürt…«
»Draußen verflüchtigt sich die Strahlung des Bösen wesentlich schneller als hier drinnen«, sagte ich.
»Wir werden es trotzdem versuchen«, entschied Mr. Silver. »Vielleicht haben wir Glück,, dann finden wir noch die Spur des Boten aus dem Schattenreich.«
Wir traten aus dem Haus. An meine Ferien dachte ich nicht mehr. Der Jagdinstinkt in mir war wach geworden, den Schweiß eines angeschossenen Wildes gerochen hat. Ich war angespannt. Ich fieberte der Konfrontation mit dem Dämon entgegen. Zum Teufel mit der Erholung. Nun gab es wichtigeres zu tun…
***
Ihre Ohnmacht dauerte keine fünf Minuten.
Als Vilma Bancroft die, Augen aufschlug, merkte sie, daß sie getragen wurde. Über ihr spannte sich das Schwarz des nächtlichen Himmels. Die zahllosen Sterne funkelten wie blankgeschliffene Diamanten.
Vilma wurde von diesem Mann getragen, der nicht Roy war.
Als er merkte, daß sie wieder bei Bewußtsein war, stellte er sie auf die Beine, und sie blieb stehen, dachte nicht daran, fortzulaufen. Etwas band sie an diesen Mann. Sein Aussehen erregte neuerlich Furcht in Vilma.
Er ging weiter.
Und sie mußte mit ihm gehen, als führte er sie an einer kurzen Leine. Mit feierlichem Schritt ging der Fremde neben Vilma. Er war Roy Bancroft, war es gleichzeitig aber nicht. Er war auch Ximbarro, und doch war er wiederum auch nur Ximbarros Diener.
Ximbarro hatte nach dieser jungen Frau verlangt.
Und sein Diener brachte sie dem Dämon nun. Der Sand des Strandes knirschte unter ihren Füßen. Vom Meer her wehte ein kühler Wind. Vilma erschauerte. Langsam trocknete der Schweiß auf ihrem Gesicht. Schweigsam fügte sie sich in ihr Schicksal, dem sie in diesem Moment nicht mehr entrinnen konnte. Ihr weiterer Weg war haargenau vorgezeichnet. Und niemand würde das verhindern können, was nun geschehen sollte.
Woge um Woge rollte dem Ufer entgegen.
Weiter draußen wirkte das Meer glatt wie geschliffenes Glas. Ximbarros Diener blieb stehen. In den wenigen Tagen, die der Dämon aus der Sierra Madre erst auf den Bahamas weilte, hatte Ximbarro außer Roy Bancroft noch eine Reihe weiterer junger Männer auf die gleiche Weise zu seinen Sklaven gemacht. Seither schlug in ihrer Brust unter der transparenten Haut jenes glühende Herz, das sie für alle Zeiten unzertrennlich mit ihrem Herrn und Meister verband.
Stumm standen sie nebeneinander.
Sie warteten beide auf etwas. Die Schwärze der Nacht verdichtete sich mit einemmal auf eine eigenartige Weise. Ein unheimliches Heulen erfüllte die Luft. Dann mengte sich Hundegebell in diese gespenstischen Laute. Und Vilma vernahm den klagenden Ruf eines einsamen Wolfs. Ihre nervösen Augen versuchten zu ergründen, woher diese Geräusche kamen. Aber sie erkannte rings um sich nichts weiter als die endlose Tiefe einer rabenschwarzen Nacht.
Da vernahm sie zwischendurch ein sanftes Plätschern, so als würde jemand ein Ruder behutsam ins Wasser tauchen.
Sie hob den Blick und entdeckte ein Floß aus schwarzen Bambusstämmen, das langsam auf sie und diesen Fremden zuschwamm. Im Wind knatterte die Standarte Ximbarros. Auf dem schwarzen Tuch befand sich ein bleicher Totenkopf, der lebte. Sein Unterkiefer war ständig in Bewegung. Ein knöchernes Klappern war zu hören.
Auf dem Floß befand sich niemand. Es war leer und wurde hin und
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