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GK178 - Das Haus der Verdammten

GK178 - Das Haus der Verdammten

Titel: GK178 - Das Haus der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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den Fall rangehen wollte.
    Ich antwortete: »Ich werde mir in der Familienpension ein Zimmer nehmen.«
    »Meinen Sie, die Dysarts werden Sie aufnehmen? So kurz vor dem Umzug?«
    »Ich werde sagen, ich brauche das Zimmer für höchstens drei oder vier Wochen. Sie wären dumm, wenn sie an mich nicht vermieten würden.«
    Genauso machte ich es. Ich kam in einem Taxi an. Ina Dysart beobachtete mich durch das Fenster. Mein Gepäck war klein. Eine Reisetasche und ein mittelgroßer Handkoffer reichten als Staffage aus. Das Taxi fuhr ab. Ich betrachtete die Familienpension und nickte dann so, daß Ina es sehen konnte. Zufriedenheit lag auf meiner Miene. Ich waj mit dem Gebäude restlos einverstanden. Nachdem ich das Gepäck aufgenommen hatte, marschierte ich auf das Haus zu. Ina machte mir die Tür auf.
    »Oh, sehr liebenswürdig von Ihnen«, sagte ich mit einem dankbaren Lächeln.
    »Sie wünschen?«
    »Mein Name ist Ballard. Anthony Ballard. Meine Freunde nennen mich Tony…«
    »Ja, Mr. Ballard?«
    »Ich hörte, Sie hätten preiswerte Zimmer zu vermieten… Ich meine, wenn Ihnen diese Familienpension gehört.«
    »Sie gehört mir. Und meinem Mann. Ich bin Ina Dysart.«
    »Freut mich, Mrs. Dysart«, sagte ich höflich. Sie musterte mich die ganze Zeit. Zum Glück sehe ich gut genug aus, um in solchen Fällen keine Ablehnung zu ernten. Sie war mit meinem Äußeren sichtlich zufrieden. Ihr Blick hellte sich mehr und mehr auf. Aus der gespielten Freundlichkeit wurde eine echte. Ich stellte mein Gepäck in den Flur und rieb mir die Hände.
    »Für wie lange würden Sie das Zimmer haben wollen, Mr. Ballard?«
    »Drei, vier Wochen«, sagte ich.
    »Es ist Ihnen sicherlich aufgefallen, daß in der ganzen Straße kein Mensch mehr wohnt.«
    »Ja. Ich finde das ulkig«, grinste ich. »Was ist denn da los? Spielt in Ihrem Haus jemand so laut Klavier, daß die Nachbarn das Feld räumen mußten?«
    »Hier soll eine neue Stadt entstehen«, sagte Ina mit verbitterter Miene. »Wolkenkratzer aus Stahl und Beton sollen die schönen alten Häuser hier ablösen.« Ich erfuhr- alles, was ich bereits wußte, nickte, hörte interessiert zu und tat so, als wäre das alles vollkommen neu für mich.
    »Ich würde die Miete für — sagen wir — drei Wochen im voraus bezahlen, Mrs. Dysart«, schlug ich vor.
    Damit hatte ich Ina bereits im Handumdrehen gewonnen. Ich hatte sie von Anfang an richtig eingeschätzt. Geld kam bei ihr noch vor Gott. Sie griff so schnell nach meiner Reisetasche, daß ich zu spät kam, sie selbst aufzuheben. Also trug ich den Koffer. Sie zeigte mir mein Zimmer. Es war das, in dem Richard Atherton gewohnt hatte, wie ich später erfahren sollte. Ina erwähnte Atherton mit keiner Silbe und auch nicht das, was ihm passiert war. Ich kramte umständlich mein Geld aus der Tasche und bezahlte die verlangte Miete. Ina konnte mit nichts glücklicher gemacht werden wie mit raschelnden Banknoten. Musik war das für sie. Ihre Augen strahlten selig. Sie wollte wissen, welchen Beruf ich hatte. Ich tischte ihr das Märchen auf, das ich mir auf der Fahrt hierher zusammengebastelt hatte: Ich behauptete, ich wäre Schriftsteller, stamme aus Liverpool, wäre nach London gekommen, weil ich über das Leben eines populären Unterhausabgeordneten ein Buch schreiben wolle. Ina Dysart nahm mir meine Story selbstverständlich ab. Niemand kann die Unwahrheit so ehrlich vortragen wie ich. Manchmal ist das leider unerläßlich.
    Ina ließ mich für eine Weile allein.
    Ich zog mich um.
    Dann stellte mich Ina den Hausbewohnern vor. Als ersten lernte ich Charles, ihren Mann, kennen. Er hatte mal wieder eine Flasche aufgemacht. Ich konnte es deutlich riechen, und auch Ina roch es. Sie warf ihrem Mann — wenn sie sich unbeobachtet glaubte — giftige Blicke zu.
    William Meredith übertrieb bei seiner Begrüßung maßlos. An ihn würde ich mich erst gewöhnen müssen. Er umarmte mich wie einen lieben Bruder und nahm mich mit einem herzlichen Lächeln auf. Robert Gidding war mit seiner Zuneigung wesentlich sparsamer. Und von Clarissa Blenford schlug mir überhaupt die kälteste Ablehnung entgegen, der ich jemals begegnet war. Ich fragte mich, warum mich dieses rothaarige Mädchen nicht mochte. Zugegeben, man kann nicht der Typ jeder Frau sein. Aber von Clarissa ging etwas aus, das beinahe als Haß bezeichnet werden konnte.
    Hatte sie mit Derns Tod etwas zu tun?
    Im Aufenthaltsraum war ich lange Zeit der Mittelpunkt. Ich wurde mit Fragen bestürmt, mußte von

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