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GK178 - Das Haus der Verdammten

GK178 - Das Haus der Verdammten

Titel: GK178 - Das Haus der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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meinen Büchern erzählen, und Meredith log noch, besser als ich, als er behauptete, er hätte bereits eines meiner hervorragenden Werke gelesen. Bestimmt wollte er mir damit nur einen Gefallen erweisen. Er sparte nicht mit lobender Kritik und trug so dick auf, daß ich befürchtete, die anderen könnten seine Lügen durchschauen.
    Ich hatte eine Flasche Whisky auf den Tisdi gestellt. Jeder durfte sich davon nehmen. Natürlich bediente sich Charles Dysart öfter als die anderen. Ich gönnte es ihm. Endlich konnte Ina es ihm mal nicht verbieten.
    Zu vorgerückter Stunde gehörte ich bereits so weit zur Familie, daß man meinte, mir von Derns tragischem Ende --- das sich kein Mensch erklären konnte — erzählen zu können. Ich hörte aufmerksam zu. Angeblich hatte sich niemand im Haus befunden, als James Dern hierhergekommen war, um das Kündigungsschreiben zu überbringen.
    »Der Geist des Mannes muß sich verwirrt haben«, sagte Meredith mit kräftiger Stimme. »Es war wie bei meinem Hund. Das Tier schnappte plötzlich über und sprang aus dem Fenster auf die Straße.« Ich erfuhr Hassans Geschichte nun ganz genau. Dann erzählte der gesprächige Meredith von Richard Athertons unerklärlichem Tobsuchtsanfall. Ich musterte Gidding. Daß er Magier war, hatte ich schon herausbekommen. Er kam mir nicht ganz sauber vor. Ich hatte den Eindruck, daß er irgend etwas im Schilde führte. Und ich stellte mir wieder die Frage: Hatte Gidding etwas mit Derns Tod zu tun?
    Gidding oder Clarissa.
    Jemand anders kam für mich nicht in Frage. Ich erinnerte mich an eine knappe Bemerkung von Ina Dysart. Wir hatten über die Hausbewohner gesprochen, und Ina hatte, als die Rede von Clarissa Blenford gewesen war, gesagt: »Diese Hexe…«
    Nun, Clarissa war rothaarig und sie mochte mich nicht leiden. Aber war sie deshalb gleich eine Hexe?
    Gidding befaßte sich unter Garantie mit Schwarzer und Weißer Magie. Welcher Magier tut das heutzutage nicht? Er wußte bestimmt, wie man bei einem Mitmenschen ein gewisses Angstgefühl erzeugen kann. Und vielleicht war er auch in der Lage, den Geist eines Menschen beziehungsweise eines Hundes zu verwirren.
    Ich nahm mir vor, sowohl auf den Magier als auch auf die »Hexe« von nun an mein besonderes Augenmerk zu legen.
    Es war reichlich spät, als wir endlich beschlossen, zu Bett zu gehen. Clarissa Blenford erdolchte mich mit ihren mißtrauischen Augen. Ihr Blick fragte mich: »Was willst du hier? Weshalb bist du gekommen? Was hast du vor? Bist du eine Gefahr für mich?«
    O ja, ich war eine Gefahr für sie — vorausgesetzt sie steckte hinter jenen mysteriösen Vorgängen, die in dieser Familienpension geschehen waren. Sie war ein ausnehmend schönes Mädchen, aber sie konnte sicher sein, daß ich nicht zögern würde, sie hart für das zu bestrafen, was sie angestellt hatte.
    Wir begaben uns auf unsere Zimmer.
    Jemand klopfte an meine Tür. Es war William Meredith. Er wollte noch nicht zu Bett gehen und dachte, ich hätte auch noch nicht den Wunsch, in die Federn zu kriechen. Endlich hatte er jemanden im Haus, mit dem er über sich und seinen Beruf sprechen konnte. Diese Möglichkeit ließ er sich nicht entgehen. Eine Stunde verging. Er schwätzte von seinen Rollen — von denen, die er gespielt hatte und von denen, die er gern gespielt hätte. Ich als Schriftsteller mußte dafür einfach Interesse haben.
    Er fragte: »Haben Sie noch niemals versucht, ein Theaterstück zu schreiben, Mr. Ballard?«
    »Doch. Versucht hab’ ich’s schon«, gab ich zurück.
    Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. Anscheinend erhoffte er sich eine Rolle in dem Stück.
    »Ob ich es wohl mal lesen dürfte?« fragte er beinahe ehrfürchtig.
    »Ich habe es nicht mit nach London gebracht. Es liegt in der Schublade meines Schreibtisches in Liverpool, aber ich kann es Ihnen gern mal schicken, wenn Sie so großen Wert darauf legen.«
    Er legte die Handflächen aufeinander, als wollte er beten. »Das wäre wundervoll. Ich kenne eine Menge Leute, Mr. Ballard. Vielleicht kann ich Ihr Stück an einer Londoner Bühne unterbringen.«
    Er war ein armes Würstchen, aber mir blieb nichts anderes übrig, als ihn ernst, zu nehmen. »Wenn Sie das schaffen«, sagte ich aufrichtig, »dann bestehe ich darauf, daß man Ihnen die Hauptrolle anbietet, Mr. Meredith.« Nun war sein Glück vollkommen. Ich dirigierte ihn geschickt auf ein anderes Thema zu. Er merkte nicht, daß ich ihn über sämtliche Personen aushorchte, die im Haus wohnten.

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