GK178 - Das Haus der Verdammten
Dingen zu. Nelson Wise ist ein guter Freund von mir, wie Sie wissen. Ich möchte ihm gern unter die Arme greifen. Sie verstehen, was ich meine?«
»Ich denke ja, Mr. Peckinpah.« Ich nickte. »Sie möchten, daß ich mich der Sache annehme.«
»Wenn ich mit Ihren Fähigkeiten ausgestattet wäre, würde ich es selbst tun!« sagte Peckinpah mürrisch. Wir befanden uns in seinem Luxushaus am Stadtrand von London. Er hatte mich vor einer Stunde furchtbar aufgeregt angerufen und mir erzählt, auf welche tragische, zugleich aber auch mysteriöse Weise der Verwalter James Dern sein Leben verloren hatte.
»Ausgerechnet an dem Tag, wo er das Kündigungsschreiben überbringen sollte!« sagte Peckinpah kopfschüttelnd. »Und gestern hat Wise von einem anscheinend Geisteskranken einen Drohanruf bekommen…«
»Ich werde die Sache sofort in Angriff nehmen!« versprach ich.
»Danke, Tony.«
»Wofür? Ich bin ja für mysteriöse Todesfälle zuständig. Sollte ich mich davor drücken?«
»Was werden Sie tun?« fragte mich Peckinpah.
»Erst mal mit Wise reden.«
»Ich rufe ihn an und teile ihm mit, daß Sie kommen.«
Ich nickte. »Tun Sie das.« Damit verabschiedete ich mich von meinem Sponsor. Ich schwang mich in meinen Peugeot und fuhr auf Direktkurs zu Nelson Wise. Er empfing mich persönlich. Sein Butler stand im Hintergrund, für den Fall, daß er gebraucht würde. Wise bedeutete dem Mann jedoch mit einer raschen Handbewegung, daß er sich schon selbst um mich kümmern würde. Wir schlossen uns in Wises Arbeitszimmer ein. Er bot mir Platz an und wollte mir eine Zigarette aufdrängen. Wieder einmal mußte ich sagen, daß ich erklärter Nichtraucher bin. Wise zündete sich mit einer nervösen Geste seine Zigarette an. Er paffte ein paar Züge aufgeregt. Ich hatte ihn ganz anders in Erinnerung: ruhig, ausgeglichen, freundlich, souverän. Das alles war er jetzt nicht.
»Erzählen Sie mir von diesem Anruf, Mr. Wise«, bat ich mein Gegenüber. Nelson Wise fuhr sich über die flatternden Augen. Er dachte kurz nach und gab dann sinngemäß wieder, was sich am Abend vorher ereignet hatte. Ein Drohanruf also. Wise solle von seinem Vorhaben — die Familienpension räumen zu lassen — abgehen…
Wiese hüstelte nervös. »Offengestanden, ich dachte an einen schlechten Scherz, Mr. Ballard.«
Ich nickte. »Wer nimmt einen solchen Anruf schon ernst.«
Wise seufzte schwer. »Ich hätte der Sache nachgehen müssen. Vielleicht hätte ich die Polizei einschalten sollen. Seit heute weiß ich, daß jeder Drohanruf ernst zu nehmen ist.«
»Würden Sie die Stimme des Anrufers wiedererkennen, Mr. Wise?«
»Ich bin nicht sicher. Sie klang so verzerrt, so unnatürlich…« Wise stockte. »Vielleicht denken Sie, ich hab’ sie nicht mehr alle beisammen. Aber ich hatte den Eindruck, der Telefonhörer wäre furchtbar kalt, Mr. Ballard.«
Ein kalter Hörer! Eine Spielart der Dämonen. Sie haben viele Tricks auf Lager. Es gibt fast nichts, was sie nicht können. Möglicherweise hatte der Anrufer die Absicht, Wise mit dieser Kälte zusätzlich zu erschrecken.
»Leider gibt es so etwas«, sagte ich zu Wise.
Der Großgrundbesitzer und Industrielle blickte mich bekümmert an. »Sagen Sie’s mir schonungslos, Mr. Ballard. Sind hier irgendwelche übernatürlichen Kräfte im Spiel?«
Ich nickte entschieden. »Ganz bestimmt.«
»O mein Gott«, stöhnte Wise.
»James Dern ist nicht aus freien Stücken auf die Straße hinuntergesprungen, Mr. Wise. Da hat jemand nachgeholfen.«
»Derjenige, der mich gestern abend anrief?«
»Vermutlich. Er sagte: >Uns kriegen Sie nie raus, Wise!< Das heißt, daß er einer der Pensions-Bewohner ist. Ich werde mich da mal umsehen. Ist es Ihnen möglich, die Kündigungsfrist auf sechs Wochen zu verlängern?«
»Sechs Wochen sind der äußerste Termin«, sagte Wise hektisch.
»Ich hoffe, daß ich den Fall in wesentlich kürzerer Zeit lösen kann, Mr. Wise.«
»Das hoffe ich auch.«
»Im Hause Dysart soll man das Gefühl haben, daß diese Verlängerung der Kündigungsfrist durch den Tod von James Dern erreicht wurde«, sagte ich nachdenklich. Unter den Bewohnern mußte sich nun ein gewisses Triumphgefühl breit machen. Wer immer den Mord an James Dern begangen hatte, er hatte im Interesse aller Pensions-Gäste gehandelt. Und natürlich auch im Sinne der Pensions-Besitzer. Man hatte einen Aufschub erwirkt. Irgendwann würde darüber gesprochen werden, und dann wollte ich dabeisein.
Wise fragte mich, wie ich an
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