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GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen

GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen

Titel: GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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lange für ihn da sein würde, wie er ihn brauchte, und das war ein verdammt gutes Gefühl – in seiner Situation…
    ***
    Leslie Nicholson reagierte auf Hectors Angebot, im Sägewerk weiterzuarbeiten, ebenso spontan wie Galatea. Auch er erklärte sich bedenkenlos bereit, die Arbeit wieder aufzunehmen.
    »Herzanfall!« knurrte Nicholson mit gerümpfter Nase. »Alle reden sie von einem Herzanfall, dem Ihr Vater zum Opfer gefallen ist. Es fällt mir sehr schwer, das zu glauben. Zugegeben, Ihr alter Herr hat in letzter Zeit mächtig geschuftet. Aber er war kerngesund. Er hatte Kräfte wie ein Junger. So einer kippt doch nicht mir nichts dir nichts um. Ich meine, da müßten doch vorher schon irgendwelche Anzeichen einer Herzschwäche zu bemerken gewesen sein.«
    Ross lehnte sich an den Holzstapel, der vor Nicholsons Haus aufgeschichtet war. Das Gebäude war klein und hätte kaum für eine vierköpfige Familie gereicht, da Nicholson darin aber seit dem Tod seiner Mutter allein lebte, war die Hütte groß genug.
    »Was denken Sie, Leslie?« erkundigte sich Hector. Seine Stimme war bittend.
    Nicholson verschränkte die Arme vor der Brust. »Denken, Hector, denken tut der Mensch viel. Aber darf er darüber auch reden?«
    »Warum nicht?«
    »Man sagt, daß Gedanken frei sind, aber das gesprochene Wort…«
    »Sie haben in mir einen Freund vor sich, Leslie. Sie können Vertrauen zu mir haben. Was immer Sie mir erzählen, es werden Ihnen daraus keine Schwierigkeiten erwachsen. Ich möchte mir nur ein Bild von den hier herrschenden Zuständen verschaffen.«
    Nicholson massierte seine Nasenwurzel. »Die Zustände, Hector, haben sich noch nicht geändert. Erinnern Sie sich daran, wie es gewesen ist, bevor Sie nach Kanada gingen? Nun, so ist es immer noch. Natürlich hat sich die Sache im Laufe der Zeit etwas verbreitert, und sie ist auch mehr in die Tiefe gegangen. Wie ein Fluß hat sie sich in den Boden gegraben. Ein Flußbett ist entstanden, und alles scheint jetzt seinen gewohnten Gang zu nehmen…«
    »Sie reden von Capone, von seinem Einfluß – und daß er hier den Lauf der Dinge bestimmt, nicht wahr?«
    »Er hat in Wantage so fest Fuß gefaßt, daß keine Möglichkeit mehr besteht, ihn von hier wegzubringen. Manche behaupten schon, er ist Wantage, und damit haben sie nicht einmal so unrecht.«
    »Hat er meinem Vater sehr viel Schwierigkeiten gemacht?« wollte Ross wissen.
    Leslie Nicholson senkte den Blick. »Ihr Vater, Hector, hat nur noch die Brotkrümel bekommen, die von Capones reich gedecktem Tisch heruntergefallen sind.«
    Ross staunte. »Und davon hat er leben können?«
    »Mehr schlecht als recht.«
    »Um so mehr bewundere ich Ihre Loyalität zu meinem Vater, Leslie. Ich werde versuchen, Ihnen das im Laufe der Zeit auf irgend eine Weise abzugelten.«
    Nicholson zog die Brauen zusammen. »Hören Sie, wollen Sie mich beleidigen? Ich habe zu Ihrem Vater gehalten, weil ich ihn als Mensch gemocht habe. Unzählige Male ist man von Capones Seite an mich herangetreten. Ich bekam verlockende Angebote, aber ich hab’ sie nicht akzeptiert, weil Ihr Vater dann unter die Räder gekommen wäre, und das wollte ich nicht auf meine Kappe nehmen, und wenn nun Sie – sein Sohn – zu mir kommen, und mir erklären, daß auch Sie ohne meine Hilfe nicht auskommen können, dann bin ich selbstredend für Sie da. Ich will dafür keinen Extra-Dank. Ich kriege das, was mir Ihr Vater gegeben hat – und damit basta.«
    Ross nickte. »Ich danke Ihnen«, sagte er heiser. »Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Leslie.«
    »Wofür denn?« fragte Nicholson grinsend. »Das ist für mich die selbstverständlichste Sache von der Welt!«
    Ross sah auf seine Uhr. »Ich muß weiter.«
    »Möchten Sie nicht doch mit reinkommen? Ich hab’ einen unwahrscheinlich guten Rotwein…«
    »Ein andermal, Leslie. Im Augenblick habe ich zu viel um die Ohren… Sagen Sie …« Ross stockte. Jetzt wollte er doch einen kleinen Versuchsballon löslassen. »Sagen Sie, Leslie …«
    »Ja?«
    »Waren Sie mal nachts draußen beim Sägewerk?«
    Nicholson musterte Ross nachdenklich und fragte sich, worauf Hector mit dieser Frage hinaus wollte. »Nachts? Es kam schon mal vor, daß wir bis in die Nacht hinein gearbeitet haben.«
    Ross leckte sich die Lippen. »Und… ist Ihnen da irgend etwas aufgefallen?«
    Nicholson lächelte kurz. »Wir haben gearbeitet, Hector. Da blieb keine Zeit, sich umzugucken. Was hätte uns denn auffallen sollen?«
    Ross zuckte mit den Achseln.

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