GK225 - Die Puppen mit den Todeskrallen
davon stehenbleiben!«
Ich schmunzelte amüsiert. »Tut mir wirklich leid…«
»Sie sollten es nicht sagen, wenn Sie’s nicht ernst meinen.«
»Woher wissen Sie, daß ich’s nicht ernst meine?«
»Ich hör’s an Ihrem Ton.«
»Mein Name ist Tony Ballard. Und wie heißen Sie?«
»Jessica Benton.«
»Weshalb haben Sie mich beobachtet?«
Jessica hob die Schultern. »Ich wußte nicht, daß Sie das nicht mögen.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Ich bin zum Pilze suchen in den Wald gegangen. Nach jedem Regen schießen sie besonders rasch aus dem Boden. Als ich hierherkam, hörte ich Arbeitsgeräusche, und da ich nun mal von Natur aus neugierig bin, wollte ich sehen, was hier gemacht wird.«
»Wohnen Sie in Wantage?« fragte ich. Soviel ich sehen konnte, war Jessica rothaarig. Eine dünne Strähne hing unter dem breitkrempigen Hut hervor.
»Ja«, antwortete sie, und die Hand, die bis jetzt auf den Brüsten gelegen hatte, sank langsam herunter. Jessica hatte sich endlich von dem Schrecken, den ich ihr eingejagt hatte, erholt. Ihr Blick verriet mir, daß sie sich für mich interessierte, und ihr kleines Lächeln, das den Mund umspielte, sagte mir, daß ich bei ihr Chancen gehabt hätte.
Mir kam vor, als hätte sie die Absicht, mir in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten zu machen.
»Nach dem Schock, den Sie mir zugefügt haben«, sagte sie mit einem koketten Augenaufschlag, »sollte ich bei Ihnen einen Wunsch frei haben, Tony.«
Ich lachte. »Der Wunsch ist Ihnen schon gewährt.«
»Begleiten Sie mich ein Stück.«
»Mit Vergnügen«, erwiderte ich, denn ich war begierig darauf, zu erfahren, was Jessica nun eigentlich von mir wollte. Das mit dem Pilze sammeln nahm ich ihr nämlich nicht ab. Sie hätte welche bei sich haben müssen.
Während sie mich mit Worten umschmeichelte, mir dieses und jenes Kompliment machte – wodurch ich erst recht stutzig wurde –, gingen wir nebeneinander durch den herrlich duftenden Wald. Mir kam bald die Idee, daß sich Jessica nicht so sehr für mich als für Hector Ross’ Sägewerk interessierte. Sofort ging ich in geistige Abwehrstellung.
»Arbeiten Sie für Ross?« erkundigte sie sich, und es sollte anscheinend so klingen, als würde sie sich nur ganz nebenbei dafür interessieren.
»Ja«, sagte ich knapp.
»Aber noch nicht lange, wie?«
»Erst seit ein paar Tagen.«
»Wie gefällt Ihnen die Arbeit?«
»Ausgezeichnet.«
Jessica musterte mich mit einem schnellen Blick. »Sie stellen wohl keine großen Ansprüche, was?«
»Wieso denken Sie das?« gab ich schmunzelnd zurück.
»Die Arbeitsbedingungen bei Ross sollen unter jeder Kritik sein.«
»Finde ich nicht«, erwiderte ich.
»Und zahlen soll er auch miserabel.«
»Was ist schon Geld?«
Wieder flitzten ihre Augen an mir auf und ab. »Wohl ein Idealist, hm?«
»Genau genommen, ja.«
»Ist Ihnen bekannt, daß es hier in der Gegend auch noch ein anderes Sägewerk gibt?«
Oha! dachte ich. Jetzt steuert sie geradewegs auf Capone zu. Das Ganze hörte sich stark nach Abwerbung an. Ob sie von Capone gesandt worden war, um mich zu überreden, zu seinen Leuten überzulaufen?
»Capones Betrieb«, sagte ich. Der Waldweg, den wir entlanggingen, wurde breiter und steiniger, war nicht mehr so schlammig.
»Wieso haben Sie da nicht nachgefragt, ob jemand gebraucht wird, Tony? Wie um alles in der Welt sind Sie ausgerechnet auf Ross gekommen? Capone behandelt seine Leute gut. Er bezahlt sie überdurchschnittlich, es gibt zahlreiche Sozialeinrichtungen… Wenn Sie wollen, könnte ich mich mal für Sie verwenden. Ich bin mit Brian Capone bekannt. Wenn ich Sie ihm empfehle, kriegen Sie einen guten Job von ihm.«
Ich setzte ein undurchdringliches Lächeln auf. »Was Sie für mich tun wollen, ist zwar sehr schön, Jessica, aber Sie können sich die Mühe sparen. Ich bin glücklich bei Ross. Ich sehe keine Veranlassung, zu Capone zu gehen… Und im übrigen, was man so über Brian Capone hört …«
In Jessicas Augen blitzte es. »Alles Lügen. Ross verbreitet sie, um Capones Ruf schlecht zu machen. Sie dürfen nicht alles glauben, was man Ihnen erzählt, Mr. Ballard!«
Das war gut. Ich sollte wohl nur die Lügen glauben, die sie mir auftischte.
Die Unterhaltung kam ins Stocken. Wir erreichten eine kleine Lichtung. Ich blieb stehen. »Ich denke, ich hab’ Sie weit genug begleitet. Jetzt muß ich wieder zum Sägewerk zurück. Die anderen werden mich schon vermissen.«
Für einen kleinen Moment glaubte ich, etwas wie
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