GK228 - Das Tribunal der Dämonen
die jüngste Geiselaffäre an Ort und Stelle.
Reklame für die Hölle.
Das hatte Zodiac versprochen.
Er gab den Journalisten ein kleines Schauspiel. Blitzschnell verließ er Rip Bronsons Körper. Wie ein Komet schwirrte er zum nächtlichen Himmel empor. Seine Gehilfen folgten seinem Beispiel. Geisterhaft tanzten sie kurz über dem Zug und kehrten dann wieder in ihre Wirtskörper zurück.
»Ha, ha, ha!« lachte Zodiac. »Ist das ein Spaß!«
Ferdy Dunlop, Ritchie Badmin und Joe Napels fielen in sein Gelächter ein. »Jetzt stehen den dämlichen Leuten die Haare zu Berge, Freunde. Die Hälfte von denen, die dort drüben liegen, hat jetzt die Flucht ergriffen, darauf möchte ich wetten!«
Bronson hob den Kopf. Seine Augen suchten den schwarzen Himmel ab. Er war sicher, daß man Ballard und Silver mit einem Hubschrauber bringen würde. Doch noch war davon weder was zu hören noch zu sehen.
***
Fassungslos beobachteten Candice Shout, Leo Shout und Jerry Strada, wie sich Amurus Krawatte selbständig machte. Der Guru stand mit geschlossenen Augen im Abteil. Er konzentrierte sich vollkommen auf den telekinetischen Versuch. Waagrecht und brettsteif lag die Krawatte in der Luft. Sie schwenkte aus dem Abteil und den Gang entlang – auf Rip Bronson zu.
Der Inder atmete kaum.
Schweiß perlte auf seiner Stirn.
Der Schlips näherte sich lautlos dem Schaffner, der am Fenster stand und sich über den Truppenaufmarsch amüsierte.
Amuru zitterte.
Je weiter sich die Krawatte von ihm entfernte, um so größer war die Anstrengung, sie zu dirigieren. Jerry Strada hielt die Luft an. Leo Shout verzog nervös das geschwollene Gesicht. Candice hatte beide Hände auf ihre bleichen Wangen gelegt. Sie alle hofften inständigst, daß der Versuch gelingen möge.
Der Schlips hatte Rip Bronson nun schon fast erreicht.
Der Schaffner schien die Gefahr plötzlich zu wittern. Sein Körper straffte sich. Er wandte sich mit einem ärgerlichen Ruck um. Da schoß der Schlips auf ihn wie ein Blitzstrahl zu, schlang sich um seinen Hals und schnürte ihm mit großer Kraft die Kehle ab.
Bronson stieß einen zornigen Schrei aus.
Seine Hände zuckten an die Kehle. Sein Gesicht wurde grün. Zodiacs Fratze schimmerte durch die Haut, und dann passierte das, was Leo Shout so sehr befürchtet hatte…
***
Jetzt schrie auch Amuru!
Der Dämon hatte den Angriff umgepolt. In Gedankenschnelle hatte sich der Schlips von seinem Hals gelöst und war dort hingesaust, woher er gekommen war. Und nun bewies Zodiac, daß er über weit größere telekinetische Fähigkeiten verfügte als der Guru. Die Krawatte legte sich um Amurus Hals. Mit einem Ruck saß sie fest. Der Inder riß bestürzt die Augen auf. Er bekam keine Luft mehr.
»Großer Gott, die Krawatte bringt ihn um!« schrie Candice Shout entsetzt. »Helft ihm! So helft ihm doch!«
Jerry Strada und Leo Shout stürzten sich auf den Guru. Mit vereinten Kräften kämpften sie um das Leben des Inders, doch der Schlips zog sich nur noch mehr um Amurus Hals zusammen. Die Lippen des Inders wurden blau. Seiner Kehle entrang sich ein schauriges Röcheln. Er wankte. Er verdrehte die Augen.
Strada riß ein Messer aus der Hosentasche.
Die Klinge rastete klickend ein. Der Verbrecher versuchte, den Schlips zu durchtrennen, doch auch damit hatte er keinen Erfolg. Der Stoff war dermaßen widerstandsfähig, daß ihm die scharfe Messerklinge nichts anhaben konnte. Amuru sackte zusammen. Strada fing ihn auf.
Erschüttert mußten sie zusehen, wie der Guru ohnmächtig wurde.
Draußen lachte der Dämon gehässig auf. Strada übermannte die Wut. »Du Schwein!« brüllte er aus Leibeskräften. »Du gottverdammtes Schwein!« Aber er hatte nicht den Mut, seinen Fuß aus dem Abteil zu setzen.
***
Jake Lorcy war dreiunddreißig Jahre alt und ein eiskalter Draufgänger. Es gibt nur wenige Menschen von seiner Sorte. Er war mutig, intelligent, listenreich, hatte sämtliche Ausbildungen mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert und beherrschte alles, was Militär und Polizei gegen den Terror in die Waagschale zu werfen vermochten, hervorragend.
Lorcy war Junggeselle. Seine Auffassung war, er könne es keiner Frau zumuten, während seiner gefährlichen Einsätze immer wieder aufs neue um sein Leben zu bangen. Es wäre ihm unmöglich gewesen, immerzu auf die Frau zu Hause Rücksicht zu nehmen. Das hätte seiner Arbeit geschadet und wäre seiner Opferbereitschaft abträglich gewesen, deshalb gab es zwar ab und zu eine ständige
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