GK245 - Die Satansdragoner
aufzunehmen. Du wirst noch viele solche Taten ausführen, dessen bin ich gewiß. Dein angeborener Jähzorn wird dich zu immer neuen Morden verleiten. Du wirst deine Reizschwelle noch weiter herabsetzen, weil dir das Töten ein immer größer werdendes Vergnügen bereiten wird.«
Fast andächtig blickte sich Sian Baker um. »Hier also bin ich zu Hause.«
»Ja, Sian. Hier wohnt dein wahres Ich. Von hier kannst du mit einem einzigen Schritt in die verschiedensten Welten gelangen. Hier gibt es einen direkten Weg zu Asmodis, dem Fürsten der Finsternis. Ich werde dich ihm vorstellen, sobald du dich um die Hölle verdienter gemacht hast. Es gibt hohe Ämter im Schattenreich. Ränge, die jeder von uns erreichen kann, wenn er nach den Gesetzen des Bösen lebt und sich mit Fleiß und Ausdauer für eine Sache des Teufels einsetzt. Du wirst hier bei uns unter meiner Anleitung deinen Weg machen, Sian Baker, davon bin ich überzeugt. Du wirst einer meiner gelehrigsten Schüler sein. Mit deinem Talent für böse Taten wirst du es in kurzer Zeit sehr weit bringen. Wer weiß, vielleicht wirst du eines Tages sogar mein Stellvertreter. Auch das ist möglich.«
Baker grinste breit. »Ich werde keine Gelegenheit auslassen, um dieses hehre Ziel zu erreichen, Rufus.«
Der Führer der Dämonenclique nickte wieder. »Das weiß ich.« Er legte dem Millionär seine Knochenhand auf die Schulter. »Komm. Ich möchte dich mit den anderen Mitgliedern unserer Clique bekannt machen. Du hast den Zeitpunkt gut gewählt. Es sind fast alle anwesend.«
Sie gingen durch eine Schwärze, die diesmal nicht von Sian Bakers Augen durchdrungen werden konnte. Er verließ sich auf Rufus, der ihn führte, tappte neben dem Kuttenmann einher, vernahm Stimmen, die allmählich lauter wurden, hörte das Gekeife von Hexen, das Geschrei von Kobolden, das Knurren von Werwölfen und den Lärm all der anderen Ausgeburten der Hölle, die sich hier versammelt hatten.
Sie tauchten urplötzlich auf und umringten Rufus und Baker, der sich in diesem Moment gleichfalls verwandelte. Rufus stellte ihnen das neue Mitglied vor. Mit vielstimmigem Geheul wurde Baker begrüßt, und noch mehr wurde der Mord bejubelt, den er – nach so kurzer Zugehörigkeit zur Clique – bereits begangen hatte. Ein bleiches Alptraum-Mädchen preßte seinen sündhaft schönen nackten Körper an Baker und flüsterte ihm verworfene Dinge ins Ohr. Während sie ihre Hand an der Innenseite seiner Schenkel hochgleiten ließ, raunte sie ihm zu: »Komm, Sian. Mach mir was Kleines. Einen Kronprinzen, der unsere schlechten Eigenschaften in sich vereinigt…« Baker konnte den Verlockungen des Mädchens kaum widerstehen. Sie rutschte an seinen starken, stämmigen Beinen nach unten und legte sich mit gespreizten Beinen auf den Boden. »Komm!« keuchte sie. »Komm!«
Sian Baker löste sich von Rufus, der gegen das, was das Alptraum-Mädchen wollte, offensichtlich nichts einzuwenden hatte.
Die anderen Dämonen wichen zurück, machten Platz für das Paar…
Doch plötzlich geschah etwas, das die kreischende Dämonenschar erschreckte und sogar Rufus irritierte.
Der Boden bebte unter ihren Füßen.
Das Alptraum-Mädchen sprang mit einem gellenden Aufschrei hoch. Der Dämonenring vergrößerte sich mehr und mehr. Alle, auch Rufus, starrten gebannt auf das Zentrum des Kreises, den sie in großer Eile gebildet hatten. Das Poltern und Beben nahm an Heftigkeit zu. Die Erde knirschte und rumpelte. Tiefe Risse bildeten sich in ihr. Und dann brach sie plötzlich mit einem ohrenbetäubenden, berstenden Knall auf.
Eine glühende Kugel durchstieß die dicke Erdkruste, als wäre sie mit einem Geschütz des Satans abgefeuert worden.
Und sie zerplatzte inmitten der verstörten Dämonenschar.
Alle Anwesenden vernahmen in diesem Augenblick Zodiacs schrecklichen Fluch: »Tod denen, die Schuld an meinem Ende tragen! Ballard und Silver! Ich verfluche euch! Wo auch immer ihr auf dieser Welt gerade seid, dieser Fluch wird euch treffen und vernichten!«
Zodiac!
Sie alle wußten, wer das war und was für eine grauenvolle Todesstrafe das Tribunal der Dämonen über ihn verhängt hatte. Auch Sian Baker wußte davon.
Dies war Zodiacs Todesstunde.
Die Apokalyptischen Reiter hatten seinem verwirkten Leben auf dem Richtblock des Grauens ein schreckliches Ende bereitet.
Nur sein Fluch würde ihn überdauern. Der Fluch, der sich in diesem Moment in Rufus’ Kopf und in den Schädeln der Monster und Scheusale, die ihn umgaben,
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