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GK266 - Die weiße Göttin

GK266 - Die weiße Göttin

Titel: GK266 - Die weiße Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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hinter sich her. Ich bedeutete dem Taxifahrer mittels Handzeichen, etwas langsamer zu fahren, aber auf Sicht zu bleiben.
    »Wohin führt dieser Weg?« fragte ich den Mann, neben dem ich saß.
    »Ich bin ihn noch nie gefahren. Schätze, er endet irgendwo im Mangrovenwald.«
    »Was wollen die Kerle da mit unserem Gepäck?« fragte Mr. Silver, der mit Vicky im Fond des Wagens saß.
    »Ihr Gepäck haben die Brüder geklaut?« fragte der Taxi-Driver.
    »Kommt das öfter mal vor?« fragte ich zurück.
    »Ab und zu.«
    »Wer steckt hinter diesen Diebstählen?« wollte ich wissen. »Die Kaiman-Bande?«
    Der Fahrer sah mich erstaunt an. »Sie wissen von diesen Leuten?«
    »Ich bin schließlich nicht von gestern«, gab ich zurück.
    »Die Kaiman-Bande tut so ziemlich alles, was verboten ist«, sagte der Fahrer. »Auch Gepäckstücke klauen.«
    Wir erreichten den unbefestigten Weg. Das Taxi schaukelte von einem Schlagloch in das andere. Manchmal wurde ich so hoch geschleudert, daß ich mir den Kopf am Dach stieß, obwohl ich mich verbissen festzuklammern versuchte.
    Das Buschwerk, das den Weg säumte, wurde dichter, staubiger, verfilzter.
    Der Weg änderte mehrmals seine Richtung. Die ersten Mangroven überdachten uns. Palmen ragten dazwischen auf. Unter ihren hohen, langblätterigen Kronen schimmerte das dunkelgrüne glänzende Laub der Mangobäume und die hellgrün zerlappten Riesenblätter der Bananenstauden.
    Nach dem nächsten Knick blieb der Taxifahrer abrupt stehen.
    »Was ist? Warum fahren sie nicht weiter?« fragte ich den Mann ärgerlich.
    Er gab keine Antwort, sondern wies durch die staubige Frontscheibe. Ich entdeckte das weiße Heck des Lincoln, das hinter den dicken Stelzen eines Mangrovenbaums hervorragte.
    Mr. Silver und ich sprangen aus dem Taxi.
    Wir rannten zu dem weißen Wagen. Unser Gepäck befand sich noch im Kofferraum. Auch meine Bereitschaftstasche war noch da. Vicky kam zu uns. Wir blickten uns suchend um. Gekreische in der grünen Pflanzenwand. Der Lärm von tropischen Vögeln, die sich in ihrer Ruhe empfindlich gestört fühlten.
    Die beiden Neger schienen sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Vermutlich war ihnen noch nie jemand gefolgt, wenn sie ihren Fischzug gemacht hatten, deshalb waren sie jetzt kopflos in den Mangrovenwald abgehauen, um dort drinnen Schutz zu suchen.
    Der Wald bot gewiß eine Vielzahl von Verstecken.
    Wir luden das Gepäck ins Taxi um, dann sagte ich zum Fahrer: »Bringen Sie Miß Bonney zum Oceanic-Hotel.«
    Vicky blickte mich erschrocken an. »Und was macht ihr?«
    »Wir kaufen uns die beiden Kerle und machen ihnen klar, daß sie so etwas nicht tun dürfen.«
    »Tony, laß sie doch. Wir haben unser Gepäck wieder, das sollte uns reichen.«
    »Mir ist das nicht genug«, erwiderte ich ärgerlich. »Ich möchte die Kerle, die offensichtlich der Kaiman-Bande angehören, mal persönlich kennenlernen.«
    Ich klopfte auf das Wagendach.
    Der Taxifahrer nickte und wendete den Wagen. Ich sah Vicky noch ganz kurz im Heckfenster. Dann war das Fahrzeug verschwunden. Einige Augenblicke standen wir unschlüssig vor dem Mangrovenwald. Mr. Silver machte den Vorschlag, wir sollten getrennt marschieren. Auf diese Weise könnten wir ein größeres Gebiet abgrasen.
    Ich war damit einverstanden.
    Wir machten uns sofort auf den Weg.
    ***
    Mr. Silver versuchte sich zu konzentrieren. Manchmal schaffte er es, Menschen auf diese Weise aufzuspüren.
    Doch diesmal hatte er damit keinen Erfolg. Vorsichtig tappte der Hüne mit den Silberhaaren durch das Dickicht. Mit seinen klobigen Händen, die er zu purem Silber erstarren lassen konnte, wenn er wollte, schob er das Blattwerk zur Seite.
    Er lauschte.
    Die Geräusche der Natur sind mannigfaltig. Es gibt ständig ein Knistern, Knacken und Flappern. Der Ex-Dämon versuchte ein Geräusch herauszuhören, das nicht hierher gehörte.
    Aber da war nichts.
    Jedenfalls vorläufig nicht.
    Mr. Silver umrundete das dunkelbraune Wirrwarr von Stelzenwurzeln, stolperte über Unebenheiten, die mit fauligem Laub zugedeckt waren, blieb immer wieder kurz stehen, um sich aufmerksam nach den beiden Kofferdieben umzusehen. Die Erde schien sie geschluckt zu haben.
    Aber Mr. Silver wußte es besser. Die Kerle befanden sich garantiert ganz in seiner Nähe. Der Hüne war unbewaffnet. Dennoch war er nicht wehrlos, da er imstande war, mit den Augen Feuerlanzen abzuschießen, und darüber hinaus besaß er noch eine erkleckliche Anzahl von Fähigkeiten, die ihn gefährlicher machten als

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