GK266 - Die weiße Göttin
nützte nichts. Sie wurde von dieser unbändigen Gewalt zurückgetrieben und in das Schlafzimmer geworfen. Während sie über den Boden rollte, donnerte die Tür zu.
Sadie sprang sofort wieder auf die Beine. Sie rannte zur Tür zurück, doch diese war magisch verriegelt und nicht mehr aufzubekommen. Erst wenn Bara es wollte, würde sich diese Tür wieder öffnen lassen.
Nun war die weiße Göttin mit George Gordon allein.
Sie grinste gemein.
George erhob sich benommen. Die Treffer, die er einstecken mußte, schmerzten ihn. Er blutete aus Mund und Nase. Seine Augen waren furchtsam auf Bara gerichtet. Er starrte auf ihre Brust, auf die er vorhin geschossen hatte und die keine einzige Schramme aufwies.
Die weiße Göttin packte ihn. Er stieß einen heiseren Schrei aus. Bara wirbelte ihn hoch, warf ihn zu Boden und setzte sich auf seine Brust. Der Alpdruck drohte seine Lungen zu sprengen.
»Hilfe!« gurgelte er. »Hilf…«
Bara lachte gehässig. »Dir kann niemand helfen, George Gordon! Nur du selbst kannst es!«
Die weiße Göttin legte ihm ihre schlanken Finger um die pochende Kehle.
»Gnade!« stöhnte er verzweifelt. »Gnade!«
»Willst du sehen, was mit Hal passiert ist?« fragte die weiße Göttin schneidend.
»Hal? Ist ihm etwas zugestoßen?«
»Er ist tot.«
»O Gott!«
»Sieh mir in die Augen!« verlangte Bara.
George Gordon befolgte ihren Befehl. Die Augen wurden weiß. Und dann sah George in ihnen – wie auf kleinen Bildschirmen –, welches Ende sein Bruder genommen hatte. Tränen rollten ihm glitzernd über die Wangen.
»Hal«, jammerte er niedergeschmettert. »Oh, Hal!«
»Dein Bruder war ein Idiot!« behauptete die weiße Göttin. Ihre Augen strahlten nun wieder in schönstem Blau. »Ein starrsinniger Dummkopf war er. Das hat ihn das Leben gekostet.«
»Was hat er denn getan?« schluchzte George.
»Ich wollte, daß er mir dient. Er hat es glattweg abgelehnt. Ich hoffe, du bist nicht so verrückt wie er. Du siehst, was daraus wird, wenn man mich reizt.«
»Was… was muß ich tun?« fragte George Gordon stockend.
Die weiße Göttin grinste. »Das gefällt mir schon besser. Ich bin Bara. Du hast sicher schon von mir gehört.«
»Die weiße Göttin.«
»So nennt man mich«, bestätigte das blonde Mädchen. »Ich habe einen Auftrag für dich. Wenn du ihn zu meiner Zufriedenheit ausführst, werde ich dich reich belohnen. Versagst du aber, dann endest du so wie Hal.«
George nickte kaum merklich. »Ich werde tun, was du von mir verlangst, Bara.«
***
Schritte.
Sadie Gordon wich von der Tür zurück. Ihre Augen waren rotgeweint. Sie machte sich große Sorgen um George, befürchtete, ihn nie mehr wiederzusehen. Die Schritte auf der Treppe ängstigten sie halb tot. Sie stieß mit den Beinen gegen das Bett, wich diesem aus, zog sich bis in die Ecke zurück. Zitternd preßte sie die Fäuste an die Wangen, während sie mit großen, schreckensstarren Augen auf die Tür blickte, die sich nun gleich öffnen würde.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Sie brachte keinen Ton hervor.
Dieses fremde blonde Mädchen – sie konnte Dinge tun, die unvorstellbar waren. War sie eine Hexe? Hatte sie George bereits das Leben genommen, und war sie nun zu ihr, Sadie, unterwegs?
Die Schritte erreichten die Tür.
Sadie wurde schwindelig vor Angst. Sie befürchtete, in Ohnmacht zu fallen. Die Tür wurde aufgestoßen und… George trat ein.
Schwankend wie ein Halm im Wind. Blaß wie ein Toter. Mit glasigen Augen. Er taumelte bis zum Bett und ließ sich darauffallen. Sadie rannte zur Tür und warf sie zu. Dann eilte sie zu ihrem Mann.
»Ist sie… ist sie weg, George?«
»Ja«, stöhnte Gordon. »Wer war sie?«
»Bara. Es war Bara.«
»Um Himmels willen…«
»Weißt du, was sie getan hat?«
»Nein. Was?«
»Sie hat Hal getötet«, kam es rauh über George Gordons Lippen. »Nein!« schrie Sadie entsetzt auf. »Sie hätte auch mich umgebracht, wenn ich ihr nicht versprochen hätte, ihr zu dienen.«
Sadie starrte ihren Mann bestürzt an. »Du willst wirklich dieser grausamen Frau dienen.«
»Ich habe keine Wahl«, sagte George heiser. »Ich will leben. Ich will nicht so enden wie Hal. Sie hat mir gezeigt, was sie mit ihm gemacht hat, Sadie. Es war schrecklich.«
»Was will sie, daß du für sie tust?«
»Es ist nicht viel«, sagte Gordon, und erzählte seiner Frau, welchen Auftrag er von Bara bekommen hatte. »Wenn ich sie zufriedenstelle, wird sie mich reich belohnen, Sadie. Vielleicht können wir
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