GK278 - Die Bestie
krummen Rücken, graues Haar und gichtige Finger.
Der Raum, in den Bellmore den Besucher führte, war düster. Alte, wackelige Möbel standen umher. Mr. Silver setzte sich auf einen schweren Holzsessel. Er erklärte dem Alchemisten, daß er aus dieser Zeit stamme, daß er dereinst der Familie der Dämonen angehört habe, von diesen aber ausgestoßen und zum Tode verurteilt worden war, weil er sich nicht an die Buchstaben des Dämonengesetzes gehalten hatte.
Roy Bellmore erwies sich als ein übervorsichtiger Mann. »Wenn es stimmt, was Ihr mir da erzählt habt, Mr. Silver, dann dürfte es Euch nichts ausmachen, einen Schluck aus dieser Karaffe zu nehmen.«
Der Ex-Dämon blickte nach der Karaffe, die auf dem Tisch stand, und in der sich eine blutrote Flüssigkeit befand.
»Was ist da drinnen?« wollte der Hüne wissen.
»Nennen wir es den Wahrheitstrank. Wenn Ihr das Böse aus Eurem Körper verbannt habt, braucht Ihr diesen Trank nicht zu fürchten. Im anderen Fall würde er euch bis aufs Blut peinigen und vielleicht sogar vernichten. Wollt Ihr einen Schluck davon nehmen?«
Mr. Silver nickte entschlossen. Bellmore wollte auf Nummer Sicher gehen. Der Hüne konnte das verstehen.
»Gebt her«, verlangte er.
Roy Bellmore goß nur wenig von dem roten Saft in ein Glas. Mr. Silver leerte es auf einen Zug. Nichts passierte. Nun hatte Roy Bellmore den Beweis, daß sein Besucher die Wahrheit gesagt hatte.
Der Alchemist entspannte sich merkbar. »Ihr müßt mein Mißtrauen entschuldigen, Mr. Silver. In letzter Zeit haben mich Dämonen mehrmals hinters Licht zu führen versucht. Das macht vorsichtig.«
»Ich habe für Eure Vorsicht vollstes Verständnis«, sagte der Hüne.
Mit einer einladenden Handbewegung bemerkte Roy Bellmore: »Fahrt fort.«
Mr. Silver erzählte von seinem Weg ins zwanzigste Jahrhundert, und daß er sich da mit einem Mann namens Tony Ballard zusammengetan habe, mit dem er gemeinsam gegen Geister und Dämonen kämpfe.
Bislang mit großem Erfolg.
Doch nun sei etwas geschehen, das Bellmores Hilfe erforderlich mache. »Wenn Ihr mir nicht helft«, sagte Mr. Silver abschließend, »weiß ich nicht, was aus meinen Freunden werden wird.«
Bellmore lächelte hintergründig. »Wenn jemand gegen Dämonen kämpft, gehört ihm meine ganze Sympathie, Mr. Silver. Deshalb werde ich Euch meine Hilfe nicht verweigern. Wir, die wir den Mut haben, gegen diese Ausgeburten der Hölle aufzutreten, müssen zusammenhalten. Wir müssen füreinander dasein, wenn es erforderlich ist, denn nur die Einigkeit macht stark.«
Bellmore bat Mr. Silver, mitzukommen.
Sie begaben sich in den Keller. Hier hatte der grauhaarige Mann seine Alchemistenküche eingerichtet. Er suchte immer noch nach dem Stein der Weisen, und diese Suche hatte es ihm ermöglicht, viele andere Geheimnisse zu lüften.
Es dampfte in den Töpfen. Es brodelte und gluckste. Roy Bellmore begab sich zu einem Schrank. Er entnahm diesem ein kleines Fläschchen und füllte es mit einer giftgrünen Flüssigkeit.
Sobald es voll war, verschloß er es und reichte es Mr. Silver.
»Was muß ich dafür bezahlen?« erkundigte sich der Hüne.
»Nichts«, sagte Bellmore.
»Nichts?«
»Wir kämpfen auf derselben Seite, Mr. Silver.«
»Das schon, aber…«
»Es wäre nicht richtig, von einem Freund für eine Hilfe Geld zu nehmen«, sagte Bellmore kopfschüttelnd. »Flößt Ballard und den anderen nur ganz wenig von dieser äußerst wirksamen Tinktur ein, und alle werden innerhalb kürzester Zeit genesen.«
Mr. Silver drückte Bellmore begeistert die Hand. »Am liebsten würde ich Euch mit ins zwanzigste Jahrhundert nehmen.«
»Dafür bin ich zu alt. Alte Bäume soll man nicht mehr verpflanzen. Das tut ihnen nicht gut«, sagte Bellmore ernst. »Seid vorsichtig auf Eurem Weg in die Zukunft, Mr. Silver. Es lauern überall Gefahren.«
Der Ex-Dämon bleckte die Zähne. »Ich werde mich in acht nehmen«, versprach er. Die Männer verließen den Alchemistenkeller. An der Tür sagte Mr. Silver: »Ich weiß nicht, wie ich Euch für Eure uneigennützige Hilfe danken soll, Mr. Bellmore.«
»Dankt mir, indem Ihr an der Seite von Tony Ballard Euren Kampf gegen die Dämonen fortsetzt.«
Der Hüne nickte eifrig. »Das kann ich guten Gewissens versprechen.«
»Lebt wohl, Mr. Silver.«
»Lebt wohl, Mr. Bellmore«, sagte der Ex-Dämon, wandte sich um und ging davon.
Aber er kam nicht weit. Vier Straßen weiter erkannten ihn zwei Dämonen wieder. »He!« rief der eine – im
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