GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.
Lakritzbonbon zwischen die Zähne.
Mr. Silver und ich beschlossen, Glenn Gibbon die Autofahrt nicht alleine machen zu lassen. Wir wollten uns an seine Fersen heften und ihm folgen, wohin auch immer er fuhr.
Gibbon würde gewissermaßen an einer langen Leine vor uns hertraben. Wenn wir ihn nicht aus den Augen verloren, mußte er uns direkt zu Marsha Caan führen.
Und dann wollten wir gründlich mit dem Spuk aufräumen!
***
Unruhig betrachtete Glenn Gibbon den magischen Ring, den Tony Ballard ihm an den Finger gesteckt hatte. Es war ein schöner Ring. Aber er sah völlig harmlos aus.
Es war Glenn Gibbon unvorstellbar, daß so große Kräfte in diesem Kleinod waren, daß man damit einem so gefährlichen Geist wie Marsha Caan nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen sein konnte.
Gibbon versuchte, seine Gedanken auf den Ring zu konzentrieren, und mit einemmal spürte er ein leichtes, angenehmes Prickeln in seiner Hand.
Es verlieh ihm Zuversicht und Kraft.
Das war der Beweis dafür, daß es sich bei Ballards Ring um kein gewöhnliches Schmuckstück handelte.
Gibbon hob trotzig den Kopf. Er war noch nicht verloren, und er würde sich mit Klauen und Zähnen verteidigen, um Marsha Caan nicht zu unterliegen.
Er durchstöberte seine Taschen nach einer Zigarette, drückte auf den elektrischen Anzünder, und als dieser herausschnappte, brannte er sich das Stäbchen an.
Vier Züge.
Plötzlich bekam er den Impuls von Marsha Caan.
Der Engel des Todes befahl ihn zu sich. Glenn Gibbon drehte das Seitenfenster nach unten und schnippte die Zigarette hinaus.
Es war soweit.
Marsha Caan wollte ihren fünften Mord begehen!
Rasch griff Glenn Gibbon zum Startschlüssel. Der Anlasser drehte kurz durch. Gibbon drückte den Schalthebel nach vorn. Sein Wagen setzte sich in Bewegung.
Gibbons Stirn glänzte feucht.
Obwohl ihm Tony Ballards Ring Zuversicht verlieh, war ein Sieg über Marsha Caan noch nicht hundertprozentig sicher.
Der geringste Schnitzer konnte ihn das Leben kosten. Denn jeder Fehler, den er machte, war ein Vorteil für den Todesengel.
Mit finsterer Miene lenkte er den Wagen. Er wußte genau, wohin. Marsha Caan hatte es ihn wissen lassen.
***
»Tony!« zischte Mr. Silver. Erstand am Fenster und beobachtete Glenn Gibbon, der in seinem Wagen saß und darauf wartete, bis der Racheengel Kontakt mit ihm aufnahm. »Es geht los!« sagte der Ex-Dämon. »Gibbon startet soeben die Maschine.«
Mir rieselte es eiskalt über den Rücken. Ich hoffte, daß ich mich nicht verspekuliert hatte. Wenn Glenn Gibbons Nerven nicht hielten, würde es zu einer furchtbaren Katastrophe kommen.
Dann konnten wir für den Mann nichts mehr tun, und es bestand obendrein noch die Gefahr, daß sich Marsha Caan in den Besitz meines magischen Rings brachte. Allein der Gedanke daran machte mir Angst.
Die Kräfte, die sich in meinem Ring befanden, vervielfachten die Kraft seines jeweiligen Trägers.
Bei mir vervielfachte er das Gute.
Bei Marsha Caan hätte er mit derselben Intensität das Böse vervielfacht. Man kann sich kaum vorstellen, was das für die Menschheit bedeutet hätte.
»Los, Silver!« sagte ich hastig. »Hol Franks Wagen aus der Garage!«
Der Ex-Dämon nickte. Er drehte sich auf den Hacken um. Glenn Gibbons Wagen rollte an.
»Beeil dich!« sagte ich zu Mr. Silver.
Doch plötzlich erstarrten mein Freund und ich. Ein Wahnsinnsschrei gellte durch Frank Esslins Haus. Mir schnürte der Schock die Kehle zu.
Ich warf Mr. Silver einen gehetzten Blick zu.
Uns war beiden klar, wer diesen entsetzlichen Schrei, der nicht enden wollte, ausstieß.
Das war meine Freundin Vicky!
Sie schien sich in größter Gefahr zu befinden…
***
Ich hatte das Gefühl, Eiswasser würde durch meine Adern fließen. Vicky in Lebensgefahr! So hörte sich der markerschütternde Schrei an.
Ich mußte zu ihr. Sie brauchte Hilfe. Ich mußte ihr beistehen. Marsha Caan schien ein neues teuflisches Register gezogen zu haben.
Der Engel des Todes war unberechenbar. Während wir dachten, Marsha würde sich Glenn Gibbons annehmen, führte sie einen hinterlistigen Schlag gegen Vicky Bonney.
Mein Magen krampfte sich zusammen.
Mr. Silver und ich starteten gleichzeitig.
Wir jagten auf die Treppe zu und keuchten diese hinauf. Der Ex-Dämon machte sich um meine Freundin ebenso große Sorgen wie ich.
Er hätte sich für Vicky Bonney in Stücke reißen lassen.
Immer noch schrie Vicky wie am Spieß. Wir erreichten das Obergeschoß, hasteten auf die Tür
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