GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.
rasant, daß wir mit dem Denken nicht mitkamen.
Mit einer unvorstellbaren Schnelligkeit raste der Ex-Dämon auf Rufus zu. Er entriß dem Dämon Frank Esslin und schleuderte ihn zur Seite.
Frank landete auf dem Boden. Jetzt erst normalisierte sich der Zeitablauf wieder. Ich bemerkte, daß Mr. Silver nicht mehr neben mir stand.
Gleichzeitig sah ich, daß Frank Esslin auf dem Boden lag und Rufus ungedeckt war. Nun zögerte ich keinen Lidschlag länger.
Mein Colt Diamondback zuckte hoch und spie im selben Augenblick Feuer. Die Kugel schlug in Rufus’ Körper ein.
Der Dämon heulte auf.
Der Treffer warf ihn gegen die Wand. Rufus röchelte schaurig. Das geweihte Silber machte ihm zu schaffen.
Er schwankte. Ich setzte ihm noch eine Kugel in den teuflischen Leib. Er brach zusammen.
Der Moment war gekommen, wo Mr. Silver den Dämon endgültig vernichten wollte. Er streckte seine Silberhände nach Rufus’ Totenschädel aus.
Er hatte die Absicht, dem Dämon das Gesicht auf den Rücken zu drehen. Damit brach er Rufus das Genick und nahm ihm für immer das Leben.
Rufus erkannte die Gefahr.
Er begriff, daß er verloren war, wenn…
Er hatte noch eine Chance, sich aus dem Staub zu machen. Und er schlug uns augenblicklich dieses Schnippchen.
Ehe Mr. Silver Rufus’ Schädel packen konnte, zerstörte der Dämon sich selbst. Ein lautes Zischen erfüllte das Lagerhaus.
Eine grelle Stichflamme schoß vor uns empor. Sie blendete mich. Ich wich einen Schritt zurück. Mr. Silver hingegen rührte sich nicht von der Stelle.
Schwefelgestank stieg uns in die Nase. Die Stichflamme erlosch, und vor uns lag nur noch ein Häufchen grauer, unansehnlicher Asche.
Doch sie lag nur wenige Augenblicke vor uns. Dann löste sie sich auf. Nichts blieb von Rufus zurück.
Wenn wir unseren Job nicht schon so lange getan hätten, hätten wir nun frohlockt. Aber so wußten wir, daß Rufus nicht vernichtet war.
Wir hätten ihn zerstören müssen, dann wäre die Menschheit von ihm erlöst gewesen. Solange er sich aber selbst zerstörte, konnte er sich aus seiner eigenen Asche immer wieder aufs neue erheben.
Wie Phoenix.
***
Frank Esslin erhob sich ächzend. Wir verließen mit ihm das Lagerhaus. Draußen erwartete uns Glenn Gibbon mit flatternden Nerven. Als wir ihm sagten, daß der Horror vorbei war und er nichts mehr zu befürchten hatte, schüttelte er mir ergriffen die Hand.
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll, Mr. Ballard. Sie haben mir das Leben gerettet.«
»Danken Sie mir, indem Sie zu Captain Garfield gehen. Ich hab’ ihm versprochen, daß Sie zu ihm kommen werden«, erwiderte ich.
Gibbon nickte. »Ich werde Selbstanzeige erstatten. Gleich morgen früh.«
Wir brachten Gibbon nach Hause. Der Morgen graute schon, als wir Frank Esslins Haus betraten.
Vicky war okay.
Wir blieben noch zwei Tage in New York, dann flogen wir nach London zurück. Aber wir blieben da nur so lange, wie wir brauchten, um unsere Koffer zu packen. Dann ging’s ab zu den Seychellen.
Einem Urlaub entgegen, den wir uns redlich verdient hatten.
ENDE
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