GK334 - Im Tal der Vampire
Material.
Zwei Frauen saßen schluchzend auf dem trockenen Boden. Man versuchte sie zu beruhigen. Bernd Prack, ein deutscher Architekt, küßte seine Verlobte und löste sich dann von ihr.
Prack hatte in Rom ein Freizeitzentrum errichtet. In dieser Zeit hatte er Gefallen an der Tochter seines Auftraggebers Dino Cicci gefunden. Zwei Monate später hatte er sich mit Mia Cicci verlobt. Und dies sollte die Verlobungsreise sein.
Ein schreckliches Abenteuer mit ungewissem Ausgang war daraus geworden. Prack, ein kräftiger Junge mit markanten Zügen und blondem Haar, kam auf mich zu.
»Der Kerl muß wahnsinnig sein!« sagte er auf deutsch zu mir.
»Scheint so«, gab ich zurück.
»Was bezweckt er damit?«
»Keine Ahnung.«
»Der hat seine Gründe für das, was er tut!« sagte Jean Rossein auf französisch.
»Was sagt er?«
Wir einigten uns, englisch zu sprechen. Bacall behauptete: »Selbst wenn sein Tun noch so verrückt aussieht… ich glaube, er weiß genau, was er macht!«
»Maul halten!« schrie Gay Douglas. »Ihr versucht da etwas auszuhecken, wie?« Er lachte. »Ich lege jeden um, der mir zu nahe kommt.«
»Was wird nun aus uns?« fragte eine Frau.
»Sie können’s wohl nicht mehr erwarten, he?« sagte Douglas, während er seine Pistole auf und ab wippen ließ.
Ich raunte den Männern zu, die sich um mich scharten: »Irgendwann wird er uns von selbst sagen, was er bezweckt.«
Prack knurrte: »Wir sollten versuchen, ihn auszuschalten.«
»Er hat eine Pistole«, gab Rossein zu bedenken.
»Er kann aber nicht auf alle gleichzeitig schießen«, erwiderte Prack.
»Trotzdem würde er einen von uns treffen. Vielleicht sogar zwei!« sagte Jean Rossein. Er war etwas kleiner als ich, wirkte aber drahtig und tapfer.
Ich nickte. »Das ist richtig. Wer den ersten Schritt auf ihn zumacht, der ist verloren.«
»Wo sind wir hier?« fragte Bruno Pavarotti. Er schaute sich um.
»Das hier ist Nigeria«, sagte der Missionar.
»Kennen Sie sich hier aus?« fragte Bacall.
»Ich war schon mal in dieser Gegend«, erwiderte Rossein.
»Der Himmel ließ Sie überleben!« rief Pavarotti überschwenglich aus.
»Was schätzen Sie, wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?« erkundigte ich mich.
»Wenn ich mich recht erinnere, heißt die nächste Stadt Kafantschan.«
»Entfernung?« fragte ich.
»Etwa fünfzig Kilometer.«
»Das könnten wir zu Fuß schaffen!« zischelte Pavarotti.
Rossein wies auf den Urwald. »Fünfzig Kilometer in dieser Richtung.«
»Gibt es eine Straße durch den Dschungel?« fragte ich.
»Straße wäre etwas zuviel gesagt. Aber es gibt Pfade.«
Prack fragte aufgeregt: »Angenommen, es gelänge uns, den Kerl auszuschalten. Würden Sie uns dann nach Kaftschan, oder wie das Kaff heißt, führen?«
Rossein nickte. »Natürlich.«
Prack schaute mich entschlossen an. »Dann müssen wir es versuchen!«
Pavarotti nickte. »Er hat recht. Wir können unmöglich darauf warten, bis ein Suchflugzeug sich hierher verirrt und uns entdeckt. Wir müssen unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Sonst verdursten oder verhungern wir.«
Bacall nickte ebenfalls. »Der Urwald würde uns ernähren.«
Ich holte tief Luft und schielte zu dem Flynapper hinüber, der mit den Schuhen den Boden aufscharrte.
Wie schaltet man unbewaffnet einen Mann mit Pistole aus?, fragte ich mich.
***
Sonnenglast flimmerte über der Savanne. Der Jet brannte noch, aber die glutroten Flammen schlugen nicht mehr in den Himmel hinein. Ich faßte mir ein Herz, trat einen Schritt vor.
Gay Douglas richtete sofort seine Pistole auf meine Brust.
»Wie lange sollen wir hier noch herumstehen?« fragte ich. Ich gab mich furchtlos, obwohl in mir der Zweifel nagte, ob ich mir nicht zuviel zumutete.
»So lange, bis ich das Kommando zum Abmarsch gebe!« rief Douglas grinsend.
»Und wann wird das sein?«
»Lassen Sie sich überraschen!«
»Wollen Sie uns nicht endlich sagen, was Sie im Schilde führen? Was soll das alles?«
»Sind Sie der Sprecher dieser Leute?«, fragte Gay Douglas spöttisch.
»Wenn Sie so wollen – ja«, gab ich schneidend zurück. »Wir wollen endlich wissen, woran wir sind!«
Bacall, Prack und Pavarotti nickten mit finsteren Mienen.
»Warum sind wir hier in dieser gottverlassenen Gegend?« fragte ich. »Was sollen wir hier? Warum haben Sie und Ihr Komplice den Piloten gezwungen, hier zu landen?«
Das Grinsen des Flynappers ging selbst mir unter die Haut.
»Das kann ich Ihnen flüstern, mein Lieber. Wir sind
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