GK334 - Im Tal der Vampire
Luft.«
»Wir starten auch in fünf Minuten.«
»Wo befinden Sie sich im Augenblick, Mr. Selby?« Lance gab seine Position durch. »Sowie Sie eine Entdeckung gemacht haben, lassen Sie es mich wissen, ja?« sagte Dobbs. »Dann pumpe ich alle Flugzeuge in Ihre Gegend.«
»Versteht sich von selbst, Mr. Dobbs.« Lance hängte das Mikro zurück. Dann zündete er die Maschinen. Ein kraftvolles Brummen ließ den Vogel erzittern. Lance gab langsam Gas. Die Maschine hopste über den unebenen Boden. Selby mußte viel Gefühl aufbieten, um die Maschine hochzubekommen. Eine dicke Staubfahne fegte hinter ihnen her. Vicky biß unwillkürlich die Zähne zusammen. Gespannt wartete sie darauf, daß das Flugzeug abhob. Gleich darauf hörte das Rumpeln auf. Die Maschine war in der Luft. Fünfzehn Minuten vergingen.
Plötzlich rief Vicky Bonney aufgeregt aus: »Lance! Lance! Sieh doch! Dort vorn! Aasgeier!«
Selbys Miene vereiste.
Wo Aasgeier waren, war auch Aas.
Vicky wies auf eine schwarze Brandfläche mitten in der Savanne. Lance zog die Maschine etwas tiefer. Er raste einmal über den Brandfleck hinweg. Die Aasgeier nahmen aufgeregt Reißaus. In weitem Umkreis lagen verkohlte Wrackteile herum. Da die Maschine, mit der Lance und Vicky unterwegs waren, wesentlich kleiner war als der BOAC-Jet, fanden sie sofort einen geeigneten Landeplatz.
Vicky konnte es kaum noch erwarten, bis das Flugzeug ausgerollt war. In ihren veilchenblauen Augen schimmerte große Angst um Tony Ballard.
Sie rannte, so schnell sie konnte, zu dem ausgebrannten, verkohlten Wrack. Lance konnte ihr kaum folgen. Gemeinsam stiefelten sie zwischen den zerfetzten Trümmern umher.
Sie fanden keine einzige Leiche. Was das Feuer nicht vernichtet hatte, das hatten die Tiere gefressen. Keine Spur von Überlebenden.
Vicky wankte. Sie war blaß. Lance stützte sie schnell. Heiser seufzte sie: »Dies ist der Augenblick, vor dem ich mich so sehr gefürchtet habe, Lance. Ich glaube, jetzt haben wir Gewißheit, daß Tony nicht mehr lebt.« Tränen standen in ihren Augen, und Lance wußte nicht, womit er Vicky jetzt hätte trösten sollen. Ihm war ja selbst zum Heulen…
***
Robert Bacall ging es wieder einigermaßen gut. Die Ruhepause und Glorias Spritze hatten wahre Wunder gewirkt. Gloria kümmerte sich auch weiter um den Komponisten. Ich hatte in der Nacht, nach dem Überfall der Menschenfresser, zwei Buschmesser gefunden. Die Schwarzen mußten sie weggeworfen haben, als »Susan« sie verfolgte. Mit den Buschmessern konnten wir tiefere Schneisen in den Urwald hineindreschen. Deshalb kamen wir auch etwas schneller vorwärts, als wir ursprünglich angenommen hatten.
Prack und ich hieben die Buschmesserklingen gegen alles, was sich uns in den Weg stellte. Lianen schlugen wir ebenso ab wie junge Bäume, die uns den Pfad versperren wollten.
Prack arbeitete an diesem Tag besonders fleißig. Schweiß tropfte von seinem Gesicht. Atemlos sagte er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen: »Ich denke, ich sollte mich wegen des Vorfalls heute bei Ihnen entschuldigen, Mr. Ballard.«
»Unsinn, Bernd!« Ich durchschlug mit einem einzigen Hieb eine beindicke Liane.
»Ich habe mich wie ein Trottel benommen!« sagte Prack.
»Vergessen Sie’s.«
»Weiß der Teufel, warum ich so schrecklich eifersüchtig bin.«
»Wir haben alle unsere Fehler. Mia ist ein ausnehmend hübsches Mädchen. Sie gefällt gewiß sehr vielen Männern. Es ist ganz normal, daß Sie auf sie aufpassen…«
»Es ist schlimmer mit mir, Ballard. Wenn einer meine Verlobte bloß ansieht, sehe ich schon rot.«
»Das gibt sich mit der Zeit. Sie sind noch jung. Ein Hitzkopf.«
»Als ich North über Mia gebeugt sah, wußte ich kaum noch, was ich tat. Ausgerechnet North. Ich weiß nicht. Ich mag den Kerl nicht.«
Rossein kam und übernahm von mir das Buschmesser. Ich fiel etwas zurück. Als ich auf gleicher Höhe mit Pavarotti War, fragte ich: »Wie geht’s?«
»Soso lala.«
»Haben Sie den Schock von gestern nacht schon überwunden?«
»Einigermaßen. Auf diesem Trip durch die Hölle löst ja ein Schock den anderen ab. Erst die Flugzeugentführung, dann der Ärger mit North, dann Bacalls Anfall, Susan Boyd, die Menschenfresser… Sagen Sie selbst, wer soll das alles aushalten? Allmählich beginne ich abzustumpfen.«
»Hauptsache, Sie machen nicht schlapp.«
»Das ganz bestimmt nicht. Solange die Mädchen laufen, laufe ich auch, darauf können Sie wetten.« Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander. Vorne
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