GK352 - Miß Zombie
Hannah trug, nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Augenblicke später schon zerriß der brennende Strick an verschiedenen Stellen. Hannah war frei!
Als sie sich erhob, wich Jeff McLaine einen Schritt zurück. Fingerdick glänzte der Schweiß auf seiner Stirn. »Tom!« schrie er. »Schieß!« O’Neal stand wie vom Donner gerührt da. Er glaubte, nicht die Kraft zu besitzen, die Pistole - die ihm plötzlich zentnerschwer vorkam - hochheben zu können.
»Tom!« schrie McLaine noch einmal.
Jetzt reagierte O’Neal.
Er riß den Pistolenarm hoch. Plop! Der Schuß war kaum zu hören. Die Kugel traf Hannah. Das Mädchen hätte tödlich verletzt zusammenbrechen müssen, doch sie blieb auf den Beinen und grinsten den Schützen gemein an.
Daraufhin drehte Tom O’Neal durch.
Er wußte nicht mehr, was er tat. Er drückte nur automatisch immer wieder ab. Plop! Plop! Plop…! Er zog auch den Stecher der Waffe noch durch, als sich keine Kugel mehr im Magazin befand.
Doch Hannah Hunter verkraftete jeden Schuß, als hätte O’Neal lediglich Platzpatronen verfeuert.
Das war selbst für Jeff McLaine, der die besseren Nerven besaß, zuviel. Er wollte nicht mehr länger in Hannahs Nähe bleiben. Die Untote hatte sich gegen O’Neal gewandt, kümmerte sich im Augenblick nicht um ihn. Die Gelegenheit, zu fliehen, war günstig. McLaine packte sie sogleich beim Schopf. Hals über Kopf stürmte er aus dem Apartment.
Als er auf den Gang gelangte, drang ein furchtbares Röcheln an sein Ohr.
Tom! schoß es McLaine durch den Kopf. Schrecklich!
Ihm war auf einmal klar, daß er den Freund verloren hatte, daß er Tom O’Neal nie mehr Wiedersehen würde. Um so mehr drängte es ihn, das Weite zu suchen. Er brauchte jetzt keine Rücksicht mehr auf den Freund zu nehmen.
Hannah hatte ihn umgebracht.
In seiner Panik war es ihm nicht wichtig, wohin er floh. Er wollte nur weg von dieser Wohnung, in der sich unglaubliche Dinge ereignet hatten.
Atemlos hetzte McLaine die Stufen hinauf. Er gelangte auf das Flachdach des Apartmenthauses. Neben der Tür, die McLaine gerade aufgestoßen hatte, brannte eine Wandlampe. Einer der Hausbewohner mußte vergessen haben, sie abzudrehen. McLaine kümmerte sich nicht darum.
Er hatte im Moment weiß Gott andere Sorgen.
Gehetzt blickte sich Jeff McLaine um.
Wie sollte es mit ihm nun weitergehen?
Er brauchte zunächst wieder einen klaren Kopf. Es hatte keinen Sinn, blind davonzustürzen. Das war zu gefährlich. Alles mußte wohl überlegt werden. McLaine kämpfte trotzig gegen die Aufregung an. Er lief auf eine Gruppe von Betonaufbauten zu und versteckte sich dahinter.
Schwer atmend lehnte er sich gegen die rauhe Wand.
Er schloß die Augen und versuchte sich zu sammeln. Er rang um Fassung, denn was sich in der Wohnung im dritten Stock abgespielt hatte, war so ungeheuerlich, daß Jeff es selbst jetzt noch nicht glauben konnte, obwohl er dabei gewesen war.
Tom ist tot! dachte er. Shit!
Alles hatte so einfach ausgesehen. Die Vorbereitungen hatten ihnen sogar Spaß gemacht. Sie waren optimistisch gewesen, und der Coup war auch wie geschmiert abgelaufen. Jedenfalls bis hierher.
Und nun war es zu dieser entsetzlichen Panne gekommen!
Das Erlebte war dem Gangster unbegreiflich. Jeff McLaine fragte sich, ob William Walinski wußte, daß er der Jury ein Ungeheuer präsentiert hatte. Eine Untote auf dem Laufsteg! Und sie hatte auch noch die Miß-Wahl gewonnen! Verrückt war das. Einfach verrückt.
»Aus der Traum von der halben Million!« murmelte McLaine. Er wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen.
Das Geld war ihm mit einemmal nicht mehr wichtig.
Viel wichtiger war ihm, zu vermeiden, daß ihn dasselbe Schicksal ereilte wie Tom O’Neal.
Er überlegte fièberhaft, was sich im Augenblick im Apartment im dritten Stock ereignete. Was machte Hannah Hunter mit Tom? Wie hatte sie ihn getötet? Was passierte danach mit ihm? Was tat sie anschließend? Würde sie sich auch ihn holen wollen? Bestimmt würde sie damit rechnen, daß er hinuntergerannt war und ebenfalls diese Richtung einschlagen. Dann war er hier oben vorläufig vor ihr in Sicherheit.
Dieser Gedankengang schaffte McLaine einige Erleichterung. Das heftige Pochen seines Herzens nahm ab. Er schwitzte auch nicht mehr so schrecklich. Sein Pulsschlag normalisierte sich.
Er versuchte klar und analytisch seine Situation zu überdenken. Fragen wie: Woher kommt Hannah? Wie ist es möglich, daß sie tot ist und doch lebt? Was für Ziele
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