GK370 - Das Mumien-Heer
Hasenfuß«, sagte Orson Rooney.
»Laß ihn!« knurrte MacLamarr. »Wenn er hierbleiben will, soll er hierbleiben. Dann kriegt er aber auch nichts von dem Schatz ab, das kann er von mir meinetwegen verbrieft und besiegelt haben, wenn er möchte.«
Vermutlich war das der Grund, weshalb Ze Bagonna all seinen Mut zusammenraffte und mit den Freunden den unheimlichen Tempel des schwarzen Salamanders betrat.
Wenn er schon bis hierher mitgekommen war, wollte er nun nicht leer ausgehen. Er kannte MacLamarr lange genug, um zu wissen, daß er mit dem, was er gesagt hatte, nicht bluffte. Der hätte wirklich kein Gramm Gold abgegeben.
Es wird schon nicht so schlimm werden, versuchte sich Ze Bagonna einzureden. Außerdem hielt er es für besser, mit den Freunden zu gehen, als allein hier oben zurückzubleiben.
Sie erreichten das Ende der Treppe.
Jetzt hatten sie alle drei ihre Lampen eingeschaltet.
Vor ihnen lag ein Gewirr von Gängen.
Ein Labyrinth. Mike MacLamarr entschied sich für den rechten Weg. Es war kühl hier unter der Erde. Seltsamerweise war es nicht so finster, wie es eigentlich hätte sein müssen. Außer den Stablampen gab es keine weiteren Lichtquellen, und doch war es auch dann nicht stockdunkel, wenn die Wilddiebe ihre Lampen abschalteten, was sie versuchsweise machten.
Lange Zeit irrten sie durch die Gänge.
Mal waren diese schmal, dann wieder breiter.
Es gab finstere Nischen, aus denen heraus sich die Männer beobachtet fühlten, doch wenn sie ihre Lampen dorthin richteten, war niemand zu sehen.
Nach einer halben Stunde blieb MacLamarr zum erstenmal stehen. Er kratzte sich am Hinterkopf und rümpfte die Nase.
»Verdammt, ich habe den Eindruck, wir laufen im Kreis.«
»Das glaube ich auch«, sagte Orson Rooney.
»Wie sollen wir da je wieder zurückfinden?« fragte Ze Bagonna gepreßt.
»Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, nachdem wir den Schatz in unseren Taschen haben, nicht schon vorher«, sagte MacLamarr.
»Wir müßten unseren Weg markieren«, meinte Rooney.
»Womit?« fragte MacLamarr.
»Damit«, sagte Rooney. Er bückte sich und hob einen Stein auf. Damit ritzte er ein Zeichen in die Wand.
»Sehr gut«, sagte MacLamarr. »Jetzt haut das hin.«
»Vielleicht solltest du dich mehr rechts halten«, schlug Rooney vor.
»Mach’ ich«, erwiderte MacLamarr und setzte seinen Weg fort.
Weitere dreißig Minuten vergingen. Die Männer waren immer noch nicht am Ziel.
»Das gibt’s doch nicht!« ärgerte sich MacLamarr. Er glaubte, in diesem Gang schon einmal gewesen zu sein, aber die Wand trug kein Zeichen. »Wie groß ist denn dieses verfluchte Labyrinth?«
»Es gibt bestimmt einen Weg, der nach ein paar Krümmungen schnurgerade ans Ziel führt«, sagte Rooney.
»Schon möglich. Aber wie sollen wir den finden?«
Rooney wies mit dem Daumen auf Ze Bagonna. »Warum halten wir uns nicht an ihn? Vielleicht fühlt er, wo’s langgeht.«
»Das glaube ich nicht.«
»Wir können’s ja mal versuchen.«
»Na schön. Ze, geh voran!«
Bagonna übernahm die Führung. Die Männer gelangten in einen Gang, der von Orson Rooney bereits markiert worden war.
»Hier sind wir sicher schon gewesen!« sagte MacLamarr.
»Laß ihn!« verlangte Rooney. »Geh weiter, Ze.«
Bagonna schwenkte gleich darauf links ab.
»Siehst du«, sagte Rooney. »Wir sind hier vorhin gerade weitergegangen.«
»Ich glaub’ trotzdem nicht, daß Ze uns richtig führt.«
»Abwarten.«
Ze Bagonna änderte nur noch zweimal die Richtung. Dann schritt er zielstrebig seinen Gang entlang und erreichte mit seinen Freunden schließlich einen großen Raum, dessen Decke mit Säulen gestützt war. Die Wilddiebe ließen die Lichtfinger über die Wände gleiten.
Sie sahen Wandmalereien, deren Farben eine ungewöhnliche Leuchtkraft besaßen. Die dargestellten Szenen waren noch furchtbarer als jene auf den beiden Eingangssäulen.
Hinzu kam, daß diese Bilder unheimlich naturalistisch waren.
Orson Rooney fand den richtigen Vergleich: »Mir kommt vor, ich stehe vor einer Kinoleinwand und jemand hat soeben den Film angehalten. Aber schon im nächsten Augenblick können diese Bilder wieder leben.«
Mike MacLamarrs Blick fiel auf eine steinerne Truhe.
Der Deckel war nicht ganz geschlossen.
Gold funkelte im Schein der Stablampe.
»Der Schatz!« stieß MacLamarr überwältigt hervor. »Jungs, wir haben es geschafft! Wir haben den Schatz gefunden!«
***
»Ich schnappe über!« sagte Orson Rooney grinsend. Er schlug Ze Bagonna auf den
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