GK379 - Das Auge des Bösen
daß er weiter Umgang mit ihr pflegen wollte.
Hin und wieder hörte Porter auf Umwegen von Keenan Garro. Er hatte diesen Mann im Grunde genommen stets verachtet, und es hatte ihn diebisch gefreut, zu erfahren, daß ausgerechnet diesem besitzgierigen Kerl die Freundin davongelaufen war. Noch dazu zu Cecil Cilento.
Darüber würde Garro wohl niemals hinwegkommen.
Als Efrem Porter sich von seinem Butler einen Kognak bringen ließ, ahnte er nicht, daß dies die letzte Nacht für ihn war.
Der Tod war eingetroffen.
Er befand sich bereits beängstigend nahe.
Der Tod, der sich den Namen Asmo Death gegeben hatte…
***
Reglos stand der Mann mit den Killeraugen da. Die schwarze Nacht war seine Verbündete. Er liebte sie, und er hatte den Wunsch, sie möge niemals enden, denn der Tag war nicht auf seiner Seite.
Er wußte, daß er sich tagsüber niemals so wohlfühlen würde wie nachts, und er würde am Tag auch nicht ganz so stark sein wie im Schutze der Dunkelheit, denn zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang regierten die Kräfte des Lichts und schwächten das Böse mit störenden Einflüssen, gegen die Asmo Death sich abschirmen mußte, was ihn zwangsläufig einiges von seiner höllischen Substanz kostete.
Doch noch herrschte tiefe Nacht, und der Mann mit den Killeraugen konnte sich voll entfalten.
Es war für ihn leicht gewesen, Efrem Porters Versteck zu finden, und es würde ihm bestimmt auch nicht schwerfallen, den Mann zu töten.
Eine hohe Backsteinmauer friedete das Grundstück ein. Unbemerkt überkletterte der Killer aus dem Höllenreich sie.
In Efrem Porters Haus war noch Licht. Klavierspiel erklang. Lautlos wie ein körperloser Schatten huschte Asmo Death an zahlreichen Ziersträuchern vorbei. Er erreichte eine alte Eiche, die ihre knorrigen Äste dem tintigen Nachthimmel entgegenstreckte.
Der Mann mit den Killeraugen blieb stehen.
Er sah Porter und dessen Butler.
Blitzschnell entwickelte er einen Mordplan – und dann wischte ein diabolisches Grinsen über seine Züge.
***
Efrem Porter hatte den Kognakschwenker genommen und hatte ihn zum weißen Steinwayflügel getragen. Seine massige Gestalt war in einen rostroten Hausrock gehüllt.
Alex, der Butler, war ein dürrer Mann mit dem Gesicht eines Snobs. Er trug die Nase hoch und konnte sich vor lauter Vornehmheit kaum bewegen.
Zwanzig Jahre lang hatte er in den Diensten eines europäischen Grafen gestanden, und als der Mann aus finanziellen Gründen zur Pistole gegriffen und sich eine Kugel in den Kopf gejagt hatte, war er in Porters Dienste getreten.
Efrem Porter nippte an seinem Kognak.
Anschließend setzte er sich auf den Klavierhocker und öffnete den Deckel. Mit geschlossenen Augen begann er zu spielen.
Er hatte das gern. Es beruhigte ihn ungemein. Wenn es sich einrichten ließ, spielte er fast immer noch vor dem Zu-Bett-Gehen eine halbe Stunde auf dem Klavier.
»Benötigen Sie noch irgend etwas, Sir?« erkundigte sich Alex.
Ohne das Klavierspiel zu unterbrechen oder die Augen zu öffnen, schüttelte Porter den Kopf.
»Sie können schlafen gehen, Alex. Ich brauche Sie nicht mehr.«
»Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Sir.«
»Ich Ihnen auch.«
Diese Verabschiedung war fast schon zum Ritual geworden, war jeden Abend gleich. Alex deutete noch eine leichte Verneigung an, drehte sich um und verließ mit Schritten, die man nicht hörte, den großen Living-room.
Lautlos schloß er die Tür hinter sich.
Das war wenige Augenblicke, bevor das Unheil seinen unaufhaltsamen Lauf nahm.
***
Asmo Death trat hinter der alten Eiche hervor. Er aktivierte seine dämonischen Kräfte.
Da, wo er stand, begann mit einemmal die Luft zu flimmern. Seine Konturen verschwammen. Er schien in die Breite zu wachsen.
Vielleicht spaltete sich auch sein Körper. So genau war das nicht zu erkennen. Nur wenige Sekunden nahm dieser ungewöhnliche Vorgang in Anspruch.
Dann beruhigte sich die Luft wieder, sie flimmerte nicht mehr, und klar und deutlich war nun zu sehen, daß Asmo Death sich verdoppelt hatte!
Er lächelte sein Ebenbild zufrieden an.
Im selben Augenblick begann sich das Aussehen der zweiten Erscheinung zu verändern. Die Gestalt wurde mager. Das Gesicht bekam neue Züge. Es ähnelte Asmo Death nicht mehr.
Dafür wurde es Alex, dem Butler Efrem Porters, immer ähnlicher.
Die Verwandlung nahm nur wenige Sekunden in Anspruch.
Asmo Death nickte.
Sein Plan würde zu einem raschen Erfolg führen. Er blickte an »Alex« vorbei, schaute zum
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