GK379 - Das Auge des Bösen
Gesicht des Rechtsanwalts Efrem Porter verschwamm. Ein anderes Antlitz wurde daraus.
»Cecil Cilento«, sagte der Mann mit den Killeraugen. »Ihr erbittertster Konkurrent. Er würde viel darum geben, um Sie tot zu sehen.«
»Das beruht auf Gegenseitigkeit«, knurrte Keenan Garro.
»Cecil Cilento hat Ihnen nicht nur viele lukrative Geschäfte verdorben, er hat Ihnen auch die Freundin ausgespannt.«
Abermals erschien ein neues Gesicht zwischen Asmo Deaths Händen.
»Thelma Murdock«, stellte der Mann mit den Killeraugen das Mädchen vor, obwohl alle sie kannten.
»Diese Schlampe!« knirschte Keenan Garro. »Weggelaufen ist sie mir. Ausgerechnet zu Cilento, diesem räudigen Bastard!«
»Sie können sie ebenso vergessen wie Efrem Porter und Cecil Cilento!« versicherte Asmo Death.
Garro glaubte, was dieser ungewöhnliche Mann sagte. Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen.
»Okay, wenn Sie diese drei Personen abserviert haben, melden Sie sich wieder bei mir, dann werde ich Ihre Bedingungen erfüllen.«
Asmo Death nickte zufrieden. »Ich wußte, daß wir uns einig würden. Wir sehen einander bald wieder.«
***
Frank saß neben mir und massierte seinen schmerzenden Hals.
»Eigentlich sollte ich dich nicht bemitleiden«, sagte ich. »Weiß der Teufel, wieso ich es dennoch tue.«
Frank grinste schief. »Weil du ein goldenes Herz hast, Tony Ballard.«
»Das wird’s wohl sein. Geht’s dir wieder besser?«
»Ich kann zwar noch nicht jodeln, aber sonst…«
»Du bist dir doch wohl darüber im klaren, daß du dir den ganzen Ärger selbst eingebrockt hast. Ich hab’ dir geraten, die Finger von Glenda Goon zu lassen, aber du wolltest ja partout nicht auf mich hören.«
»Bist du fertig mit deiner Gardinenpredigt?«
»Ich hätte noch einiges zu sagen, aber es würde ja doch nichts nützen, deshalb lasse ich’s bleiben.«
»Sehr vernünftig«, sagte Frank.
Wir befanden uns auf dem Weg zu Franks Haus, das sich in Queens, in der Nähe von College Point, befand.
Nach wie vor lenkte ich Frank Esslins Wagen. »Das Mädchen hat großen Eindruck auf mich gemacht«, sagte er.
»Auf Keenan Garro auch.«
»Sie tut mir leid. Garro hält sie wie einen prachtvollen Vogel in einem Käfig.«
»Es gibt schlimmere Schicksale. Du kannst nicht alle Mädchen retten, die sich in einer ähnlichen Situation wie Glenda Goon befinden.«
»Die anderen Mädchen kenne ich nicht.«
»Frank!« stieß ich ärgerlich hervor. Ich warf ihm einen beunruhigten Blick zu. »Was hast du vor?«
»Glenda Goon ist unglücklich, Tony – und ich weiß davon.«
»Sie wird es sich schon irgendwie richten.«
»Ich werde ihr dabei helfen.«
»Menschenskind, hast du einen Dachschaden? Du kannst dich doch nicht mit einer der größten Nummern der New Yorker Unterwelt anlegen. Du solltest froh sein, daß die Geschichte so glimpflich abgelaufen ist.«
»Darf ein Mensch einen anderen Menschen gefangenhalten, Tony?«
»Selbstverständlich darf er das nicht.«
»Aber genau das tut Keenan Garro.«
»Dafür bist du nicht zuständig, Frank. Das ist Sache der Polizei.«
»Ich erachte es als meine Pflicht, Glenda Goon beizustehen.«
Ich seufzte. »Dann werde ich wohl bald einen Freund weniger haben.«
***
Efrem Porter hatte alles gründlich vorbereitet, ehe er untertauchte. Zuverlässige Strohmänner schirmten ihn ab. Er hatte sich einen neuen Namen zugelegt und sich einen Vollbart wachsen lassen, und er verließ Haus und Grundstück so gut wie nie.
Das Geld, das er Keenan Garro geklaut hatte, lag sicher auf anonymen Bankkonten, und da Porter im Laufe der Jahre auch noch einige andere einträgliche Betrügereien erfolgreich abgeschlossen hatte, war es ihm nunmehr möglich, von dem ergaunerten Geld ein angenehmes Leben zu führen, ohne jemals wieder arbeiten zu müssen.
Er fühlte sich sicher in seinem Haus auf Staten Island.
Zwar suchten ihn Garros Leute nach wie vor, aber die Recherchen der Gangster verliefen allesamt im Sande.
Porter war ziemlich zuversichtlich, daß keiner von Garros Männern ihn jemals finden würden.
Das Grundstück, das er durch einen Strohmann erworben hatte, war mehrere Morgen groß. Er lebte darauf wie ein Einsiedler. Nur sein Butler Alex war bei ihm – ein Mann, der für ihn durchs Feuer ging.
Da das Grundstück groß und das Haus ungemein wohnlich war, kam Efrem Porter sich niemals eingeschlossen vor.
Er fühlte sich auch nicht einsam. Er war froh, die Welt aussperren zu können. Sie war nicht so schön, als
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