GK388 - Der Blutrichter
ich soll mir keine Sorgen machen.«
»Wir unterhalten uns gleich weiter, einverstanden?«
»Sei vorsichtig«, sagte Judy Ziegfeld eindringlich.
»Aber ja«, erwiderte Rock Stevens und stand auf. Sein Blick fiel auf eine Eisenstange. Sie gehörte zu einem Wagenheber, der nicht funktionierte. Der Tankstellenpächter hatte versprochen, ihn sich anzusehen und zu reparieren, falls es noch möglich war.
Er nahm die Stange in die Hand. Nur, weil Judy Ziegfeld vorhin davon gesprochen hatte, daß er mal überfallen werden könnte.
Er hatte keine Angst.
Er war kräftig und groß. Allein sein Erscheinen würde irgendwelche lichtscheuen Typen einschüchtern, und wenn er ihnen dann noch die Eisenstange zeigte, würden sie bestimmt Hals über Kopf das Weite suchen.
Zum zweitenmal betrat er die vom Neonlicht überflutete Werkstatt.
»Hallo! Wer ist da?«
Stille.
Aber diesmal kehrte Rock Stevens nicht gleich wieder um. Er wollte den Geräuschen, die er vernommen hatte, auf den Grund gehen. Langsam näherte er sich dem ersten Wagen. Er blickte in das Fahrzeug, ging darum herum. Es war leer. Niemand versteckte sich dahinter oder darunter.
Stevens ging zum zweiten Wagen weiter.
Schon nach dem zweiten Schritt stoppte er, denn hinter dem Kombi traten plötzlich zwei schwarze Wesen hervor.
Stevens erstarrte. Verdattert blickte er die unheimlichen Gestalten an. Er verlor die Fassung. Kein Mensch hätte ihn so erschrecken können, wie es diese Schatten taten. In seinem Kopf fuhren die Gedanken Karussell. Er glaubte, seine Nerven würden ihm einen üblen Streich spielen. Wie konnte es so etwas denn geben? Schatten, die lebten, die sich bewegten, die in diesem Augenblick eine drohende Haltung gegen ihn einnahmen.
Verwirrt hob er die Eisenstange.
Jetzt hatte er Angst.
»Was… was wollt ihr?« preßte er heiser hervor. »Woher kommt ihr?«
Die Schatten setzten sich in Bewegung.
Rock Stevens brach der kalte Schweiß aus.
»Was habt ihr hier zu suchen?« keuchte er.
Die unheimlichen Wesen antworteten nicht. Unaufhaltsam kamen sie näher. Als sie auf Armlänge an den Tankstellenpächter herangekommen waren, schlug er mit der Eisenstange zu. Er legte sehr viel Kraft in den Schlag. Das Wesen taumelte zur Seite.
Eines Menschen Schädeldecke hätte diesen Schlag nicht ausgehalten. Aber das da waren keine Menschen.
Das waren Wesen aus der Hölle. Sie verkrafteten sehr viel mehr als ein Mensch. Herkömmliche Waffen konnten ihnen nichts anhaben, und eine Eisenstange brauchten sie erst recht nicht zu fürchten.
Der getroffene Schatten fiel nicht.
Rock Stevens registrierte das mit Entsetzen. Er schlug noch einmal zu. Mit derselben Kraft wie vorher. Er wollte nicht glauben, daß diese Wesen unverwundbar waren.
Die Stange landete in der Mitte des Schädels. Sie vibrierte schmerzhaft in Stevens’ Hand. Das Wesen packte blitzschnell zu. Seine Finger schlossen sich um die Eisenstange, ein kräftiger Ruck, und der Tankstellenpächter war entwaffnet.
Rock Stevens schüttelte verstört den Kopf. »Verschwindet!« schrie er. »Nein! Laßt mich in Ruhe! Weg! Weg, ihr schwarzen Bestien!« Die Schatten sprangen ihn an.
Er wuchtete sich gleichzeitig gegen sie. Es gelang ihm, ein Wesen hochzustemmen. Mit beiden Armen. Er schleuderte die schwarze Gestalt gegen die Wand. Die Fliesen splitterten.
Der zweite Schatten erwischte Stevens’ Overall.
Der Tankstellenpächter ließ sich zur Seite fallen. Das häßliche Ratschen von zerreißendem Stoff war zu hören.
Der Schatten hielt ein Stück von Stevens’ Overall in seiner Hand. Rock Stevens schnellte gleich wieder hoch.
Zu zweit griffen ihn die Schatten nun wieder an. Sie nahmen ihn in die Zange. Er schlug dorthin, wo sie ihre Gesichter hätten haben müssen. Er trat nach ihren Beinen, doch sie rückten immer enger zusammen.
Er hatte bald keinen Freiraum mehr, konnte sich kaum noch bewegen.
Eine schwarze Faust traf schmerzhaft seinen Brustkorb. Er brüllte auf und begriff, daß es ihm niemals gelingen konnte, mit diesen unheimlichen Wesen fertigzuwerden…
***
Judy Ziegfeld saß wie erschlagen da.
Die Augen des brünetten Mädchens waren vor Schreck weit aufgerissen.
Tränen schimmerten in ihnen. Sie preßte den Telefonhörer an ihr Ohr und starrte die Wand an. Ein Überfall.
Eben hatten sie darüber noch theoretisiert und nun fand er statt. Judy hatte entsetzliche Angst um ihren Freund.
»Verschwindet!« hörte sie ihn schreien. »Nein! Laßt mich in Ruhe! Weg! Weg, ihr schwarzen
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