GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt
hierzubehalten.«
»Und ich lege auch keinen Wert darauf, die Gastfreundschaft des Lieutenants länger in Anspruch zu nehmen«, sagte Cristobal Gerrick.
»Menschenskind, begreifst du denn nicht?« sagte Frank Esslin eindringlich. »Hec und Derek wurden zu Bestien. Vielleicht steht auch uns eine solche Verwandlung bevor.«
»Warum sollte es dazu kommen?« fragte Gerrick.
»Weil dieser verdammte Pfeil in unserer Mitte explodiert ist. Die schwarzmagische Kälte hat uns alle getroffen und uns die Besinnung geraubt!«
»Deswegen müssen wir noch lange nicht zu Ungeheuern werden«, entgegnete Gerrick.
»Wenn aber doch, dann wäre es gut, wenn wir uns hinter Gitter befinden würden!« sagte Frank erregt.
Aber er konnte Cristobal Gerrick -der von jeher eine Aversion gegen Gitter hatte - nicht überzeugen. Gerrick wollte gehen, und Lieutenant Fiorentini hielt ihn nicht zurück.
Seufzend verließ auch Frank die Zelle. Aber er hatte Angst.
Angst vor dem, was möglicherweise in ihm steckte und irgendwann aus ihm hervorbrechen konnte.
Kurz bevor sie das Revier verließen, erfuhren sie, welches Schicksal Derek Morwenna ereilt hatte.
Frank war erschüttert. Ein Abend, der so fröhlich und unbeschwert begonnen hatte… Eine Horror-Nacht war daraus geworden. Zwei Freunde tot. Und Frank befürchtete schlimmes für sich und Cristobal Gerrick.
Als sie auf der Straße standen, kam Frank sich ein bißchen hilflos und verloren vor.
»Genug der Aufregungen«, sagte Cristobal Gerrick. »Jetzt möchte ich so rasch wie möglich nach Hause.« Er machte den Hals lang und hielt nach einem Taxi Ausschau.
»Vielleicht sollten wir uns vorläufig noch nicht trennen«, sagte der WHO-Arzt.
»Hör mal, ich habe genug von dieser Nacht«, erwiderte Gerrick. »Ich will nach. Hause, eine Schlaftablette schlucken und abschalten.«
»Befürchtest du nicht, daß du so werden könntest wie Hec und Derek?«
»Bestimmt nicht.«
»Junge, ich habe viele haarsträubende Dinge an der Seite meines Freundes Tony Ballard erlebt. Glaub mir, der Macht des Bösen ist so gut wie nichts unmöglich. Ich bin davon überzeugt, daß wir heute nacht mit ihr in Berührung gekommen sind. Unser Schicksal ist ungewiß. Deshalb sollten wir beisammen bleiben und uns gegenseitig beobachten - und einander helfen, falls dies nötig sein sollte.«
Cristobal Gerrick wollte nicht auf Franks Vorschlag eingehen, doch der WHO-Arzt ließ nicht locker. Schließlich willigte Gerrick ein.
»Na schön«, seufzte er. »Wenn ich dir einen Gefallen damit erweisen kann, will ich noch eine Weile dein Patschhändchen halten. Aber ich bin sicher, daß es keinen Zweck hat und auch nicht nötig ist.«
»Das werden wir sehen«, sagte Frank. Er entdeckte ein Yellow Cab, winkte es heran und nannte dem Fahrer eine Adresse in Queens, Nähe College Point.
***
Franks Haus war im Tudor-Stil erbaut. Ich hatte schon mehrmals darin gewohnt, und als ich jetzt davor stand, hatte ich das Gefühl, nach Hause zu kommen.
Ich läutete.
Frank öffnete. Er sah nicht gut aus, hatte farblose Wangen und dunkle Schatten unter den Augen. Er schien in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan zu haben, und ich glaubte, in seinen Augen eine Erleichterung über unser Eintreffen erkennen zu können.
So innig und so lange hatte er mir noch nie die Hand geschüttelt. Auch bei Mr. Silver dauerte es lange. Vicky Bonney umarmte er. Und dann bat er uns in sein Haus.
Er führte uns in den Living-room und bot uns einen Begrüßungsdrink an. Ich wählte ein Glas Pernod -unverdünnt. Vicky bekam einen Sherry. Mr. Silver trank wie Frank Bourbon.
»Wenn ich gewußt hätte, wann ihr in New York eintrefft, hätte ich euch vom Flugplatz abgeholt«, sagte Frank.
»Wir sind mit Tucker Peckinpahs Vogel herübergejettet«, sagte ich.
»Ach so«, murmelte Frank.
»Du siehst elend aus«, sagte ich, und Mr. Silver nickte.
Frank lächelte matt. »Kein Wunder. Wenn du erfährst, was sich seit unserem Telefonat alles zugetragen hat, wird es dich nicht mehr erstaunen.«
»Was ist geschehen?« fragte ich sofort.
Frank berichtete. Er ließ nichts aus, informierte uns mit einer Gründlichkeit, die keine Zwischenfragen erforderlich machte. Wir erfuhren von Hec Polanskis Verwandlung und davon, was er als Monster getan hatte. Wir hörten, daß Cristobal Gerrick den Freund mit einem gläsernen Aschenbecher erschlagen hatte und was danach geschehen war.
Gespannt hörten wir uns Franks Ausführungen an.
Vor allem Mr. Silver konzentrierte
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