GK420 - Hexenterror
»Geister und Dämonen jagen Sie?«
»Wo immer ich dazu Gelegenheit habe«, sagte ich und nickte.
Mir fiel auf, daß Koba irgend etwas bedrückte. Er nagte an seiner Unterlippe, schien uns etwas erzählen zu wollen, aber nicht zu wissen, wie er damit beginnen sollte.
»Ist etwas nicht in Ordnung, Mr. Koba?« fragte Mr. Silver. Er hatte eine Antenne für schwelende Probleme.
»Ich habe bis jetzt mit niemandem darüber gesprochen, weil ich fürchte, man würde mich für verrückt halten«, sagte der Pilot. »Aber bei Ihnen ist das etwas anderes. Sie werden nicht an meinem Verstand zweifeln. Ihnen ist so etwas bestimmt schon mal untergekommen…«
»Was ist passiert, Mr. Koba?« fragte ich.
»Es war vor zwei Tagen. Ich hatte an einem Rindertrieb teilgenommen und befand mich auf dem Heimflug. Plötzlich tauchte vor mir eine unscheinbare graue Wolke auf. Ich wollte sie durchfliegen, aber sie hielt mich in sich gefangen, und auf einmal waren zwei grauenerregende Gestalten da. Ich bin bestimmt kein Angsthase, aber bei ihrem Anblick fuhr mir doch der Schreck in die Glieder. Sie zerrten mich aus dem Helikopter. Die Wolke trug uns, war fest wie ein Boden. Ich versuchte den Horrorwesen zu entkommen. Sie schlugen mich brutal zusammen und ich dachte, meine letzte Stunde habe geschlagen, als sich eine Krallenhand um meine Kehle legte. Doch die Scheusale ließen mich am Leben. Sie warnten mich, sagten, ich dürfe den Richter nicht nach Urapunga bringen…«
»Urapunga?« fragte ich.
»Das ist ein kleiner Ort am Roper River«, erklärte Kenny Koba. »Das Verrückte an der Geschichte ist, daß ich zu dem Zeitpunkt, wo mich diese Horrorwesen überfielen, nicht die Absicht hatte, den Richter dorthin zu fliegen. Erst heute, am späten Nachmittag, erhielt ich den Auftrag dazu. Woher haben diese verdammten Kerle gewußt, daß ich diese Order erhalten würde?«
»Manche von ihnen können in die Zukunft sehen«, sagte Mr. Silver. Er warf mir einen Blick zu, der besagte: Das ist der Ärger, den ich gewittert habe.
»Diese Höllenbastarde verlangten von mir, ich solle den Richter auf meine Lieblingsinsel ›Indian Island‹ bringen. Dort wollen sie sich um ihn kümmern. Würde ich nicht gehorchen, so würde ich sterben.« Kenny Koba griff trotzig nach seinem Glas. »Ich werde Richter Watson trotzdem nicht ausliefern, sondern ihn weisungsgemäß nach Urapunga fliegen.«
»Was ist los in Urapunga?« wollte ich wissen.
»Ein Mädchen namens Lucia Lamarr - man sagt, sie ist eine Hexe - hat da einen grausamen Doppelmord verübt«, sagt der Pilot. »Sie hat den Mann, der sie sitzenließ und das Mädchen, das ihr den Freund ausgespannt hat, kaltblütig ermordet. Nun sitzt sie im Gefängnis, und Richter Murray Watson soll morgen die Verhandlung leiten.«
Mr. Silver nickte. »Und Lucie Lamarr hat Vorkehrungen getroffen, damit der Richter in Urapunga nicht eintrifft.«
Koba schaute den Ex-Dämon an. »Glauben Sie, daß ich es nicht schaffen werde, den Richter dorthin zu bringen?«
»Was halten Sie davon, wenn wir beide Sie begleiten würden, Mr. Koba?« fragte ich kurzentschlossen. »Als Leibwächter gewissermaßen.«
Der Pilot lächelte nervös. »Ich würde mich bedeutend wohler fühlen, wenn Sie mitkämen«, gab er ehrlich zu. »Schließlich haben Sie im Kampf gegen solche Wesen Erfahrung. Vielleicht schaffen Sie es, mit ihnen fertigzuwerden.«
»Wir werden es auf jeden Fall versuchen«, versprach ich, und von diesem Moment an hatten wir einen neuen gefährlichen Fall am Hals. Ich hätte es nicht fertiggebracht, den Kopf einfach in den Sand zu stecken und so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung.
Der Richter und der Pilot hatten Hilfe dringend nötig, und wenn ihnen jemand helfen konnte, dann waren Mr. Silver und ich es. Wir verabredeten uns für den kommenden Tag. Neun Uhr auf dem Airport von Darwin. Bald danach ging Kenny Koba. Er schien nun ein bißchen erleichtert in die Zukunft zu blicken, denn er hatte Vertrauen zu uns. Ich konnte nur hoffen, daß wir ihn nicht enttäuschen würden.
***
Richter Murray Watson war ein Original. Der Mann war steif wie ein Stock, überkorrekt gekleidet, und das Gesetz schien sein Lebensinhalt zu sein. Der einzige.
Auf den ersten Blick wirkte er blasiert, aber das war er nicht. Wenn man sich mit ihm unterhielt, merkte man schon bald, daß er ein aufgeschlossenes Wesen hatte und sich für viele Dinge interessierte.
Ihn beeindruckte vor allem Mr. Silvers Aussehen. Immerhin ist der Ex-Dämon
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