GK420 - Hexenterror
keine Gerichtsverhandlung geben…
Duttons Stöhnen riß den Sheriff aus seinen Gedanken. Schwerfällig und mit schmerzverzerrtem Gesicht erhob sich der Gehilfe.
»Warte, ich helfe dir!« sagte Quincey Hagman hastig.
»Es geht schon«, ächzte Dutton. Wankend stand er da, schob den Revolver in die Gürtelholster und blickte den Sheriff mit kummervoller Miene an. »Wir hatten großes Schwein, Sheriff. Ich noch mehr als Sie. Er wäre für Lucie leicht gewesen, uns fertigzumachen. Fix und fertig.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Sie wird es bald nachholen. Sie hat es angekündigt, und ich glaube ihr jedes Wort.«
»Wir werden uns gegen sie wappnen«, sagte Hagman, um seinem Gehilfen Mut zu machen.
»Wie denn?« Abermals schüttelte Dutton den Kopf. »Ich sage Ihnen, gegen diese Hexe ist kein Kraut gewachsen. Wir können unser Testament machen, Sheriff!«
Hagman preßte grimmig die Kiefer zusammen. »Noch leben wir. Und wir werden unser Leben bis zum letzten Blutstropfen verteidigen. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit, mit Lucie Lamarr fertigzuwerden. Wir müssen sie nur finden.«
»Schön wär’s«, seufzte Dean-Paul Dutton.
»Du mußt zum Arzt«, sagte der Sheriff. Er ließ es sich nicht nehmen, den Gehilfen zu stützen. Nebeneinander schritten sie den schmalen Pfad entlang. Lucie Lamarrs Wagen stand noch da, wo sie ihn verlassen hatte. Sie benötigte ihn nicht mehr, konnte sich nun auf eine andere Weise fortbewegen.
Während der Sheriff seinem Gehilfen in den Polizeiwagen half, hatte er das Gefühl, von der Hexe beobachtet zu werden. Sie hatte sich nicht ganz davongemacht, sondern war immer noch in der Nähe.
Aber man sah sie nicht, und das rief in Quincey Hagman größtes Unbehagen hervor. Er wendete den Wagen und hoffte, daß Lucie Lamarr ihn den Wald verlassen ließ.
Es klappte.
Lucie hatte nichts dagegen.
Sie konnte warten.
Hagman brachte den Gehilfen zum Arzt. Als der Doktor Dutton sah, huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht. »Was sagt man dazu? Heute erst habe ich Sie gewarnt, Sie sollten sich vorsehen, damit ich Sie nicht in die Finger kriege. Und schon haben Sie Pech.«
»Ich wäre nicht gekommen, wenn der Sheriff nicht darauf bestanden hätte«, erwiderte Dutton. »Die paar Schrammen hätte ich auch selbst versorgen können. Dafür ist kein Arzt nötig.«
Der alte Doktor schüttelte den Kopf. »Immer frech, der Junge. Immer vorlaut.«
Hagman führte den Gehilfen in die Praxis des Arztes. Er war Dutton beim Ausziehen behilflich. Der Verletzte mußte sich auf ein weißes Bett legen. Der Arzt sah sich die Wunden genau an und versorgte sie.
»Wie ist das denn passiert?« wollte er wissen.
Dean-Paul Dutton warf dem Sheriff einen schnellen Blick zu und antwortete dann hastig: »Wir hatten einen Unfall mit dem Wagen. Ich fiel in ein Dornengestrüpp.«
»Sieht eher danach aus, als hätten Sie mit einem Löwen gekämpft.«
Dutton blieb bei seiner Unfallversion. Niemand sollte erfahren, was wirklich in Urapunga lief. Hysterie wäre sonst im Ort ausgebrochen, und das wollte Dutton vermeiden.
Man mußte es den Leuten tröpfchenweise eingeben, nicht alles auf einmal, sonst drehten sie durch.
***
Kenny Koba sah die graue Wolke, und seine Nackenhärchen stellten sich auf. Er wollte diesen beiden Unheimlichen, die ihn so schmerzhaft zusammengeschlagen hatten, nicht noch einmal begegnen. Er hatte sich nicht an ihre Weisungen gehalten. Sie würden ihm sein Leben nehmen, wenn er in diese verdammte Wolke geriet.
Dieses unheimliche Gebilde war urplötzlich entstanden.
Vor wenigen Augenblicken war der Himmel noch klar und rein gewesen.
Und plötzlich diese Wolkenfalle!
Der Pilot spielte sein ganzes hervorragendes Können aus, um der magischen Wolke zu entgehen, doch nichts half. Die Cessna schoß mittenhinein in dieses wabernde Grau, das Tod und Verderben in sich barg.
Und dann ging alles so schnell, daß wir mit dem Denken nicht mitkamen. Das Grau drang in die Maschine ein. Es trennte uns. Es isolierte uns. Schlagartig war jeder für sich allein.
Unvorstellbare Kräfte wirkten auf uns ein. Ich hatte das Gefühl, auf einem Schleudersitz zu sitzen. Ich wurde hochgewirbelt. Mein Gleichgewichtssinn geriet in Unordnung. Ich wußte nicht mehr, wo oben und unten war, drehte mich und rotierte um eine unsichtbare Achse.
Wahrscheinlich erging es den anderen genauso.
Als ich merkte, daß ich fiel, spannte ich die Muskeln an.
Gleich danach kam der Aufprall. Hart und schmerzhaft. Obwohl ich auf
Weitere Kostenlose Bücher