GK429 - Im Niemandsland des Bösen
ich zögern, es zu tun.«
»Wir werden ihn fertigmachen«, sagte ich. »Später. Jetzt müssen wir erst einmal trachten, von hier zu verschwinden. Unser Handikap ist, daß wir nicht wissen, wo wir uns befinden. Theoretisch können wir überall sein. In England. In Frankreich. Oder in Magos Welt…«
»Hör auf, das will ich lieber nicht annehmen«, sagte Vicky Bonney schaudernd. »Wie sollte es uns gelingen, Magos Welt zu verlassen?«
»Komm«, sagte ich und ergriff Vickys Hand. Ich zog sie mit mir, und Lance Selby folgte uns. »Einen Vorteil sehe ich jetzt schon an der ganzen Geschichte«, sagte ich zu meiner Freundin. »Du wirst daraus wieder einen Bestseller machen, wie ich dich kenne.«
»Wenn ich noch zum Schreiben komme«, erwiderte Vicky zweifelnd.
Ihre Werke wurden in acht Sprachen übersetzt. Im Grunde tat sie nichts anderes, als das niederzuschreiben, was ich erlebt hatte. Sie brauchte nichts zu erfinden. Die Stories waren auch so haarsträubend genug. Nur manchmal baute sie die Spannung mit ein paar dramaturgischen Kunstgriffen noch mehr auf, damit der Leser unter Garantie eine Gänsehaut bekam.
Ihre schriftstellerischen Erfolge waren sogar in Hollywood aufgefallen, und sie hatte bereits das Drehbuch zu einem Film geschrieben, der ein Kassenhit geworden war. Ein zweiter Streifen war in Vorbereitung. Das Drehbuch stammte wieder von Vicky, und der zweite Film sollte den finanziellen Erfolg des ersten noch bei weitem übertreffen, wenn alles so klappte, wie es sich die Filmgewaltigen ausgerechnet hatten.
Wir erreichten die Tür, durch die Mago mit seinen Schergen das Verlies verlassen hatte. Ich legte meine Hand auf den Griff.
»So eine Nachlässigkeit«, flüsterte ich erfreut. »Nicht einmal abgeschlossen haben sie.«
»Vielleicht haben wir diesmal mehr Glück als Verstand«, sagte Lance Selby.
Ich zog die Tür vollends auf. Wir durchschritten sie. Das Licht des Mondes fiel durch eine vergitterte Öffnung über uns. Ich sah eine breite Steintreppe, die nach oben führte.
Doch gar so unbekümmert, wie wir gehofft hatten, war Mago nicht. Er hatte eine Wache zurückgelassen. Ich sah den ghoulähnlichen Kerl und stieß Vicky und Lance sofort in eine dunkle Nische.
Ich selbst brauchte mich nicht zu verstecken, denn ich war ja unsichtbar. Der Höllenscherge kam die Stufen herunter. Seine Haltung war lauernd und mißtrauisch. Er schien gespitzt zu haben, daß die Gefangenen zu fliehen versuchten.
Ich schlich dem Häßlichen entgegen. Er erreichte die letzte Stufe, kam geradewegs auf mich zu. Seine Hand lag auf der gefährlichen Peitsche. Ich blieb stehen und erwartete das Ungeheuer mit vibrierenden Nerven.
Er hatte mich schon fast erreicht. In diesem Augenblick steppte ich zur Seite. Ich holte aus und schlug mit der Rechten zu. Die Faust mit dem magischen Ring traf ihn voll - und völlig überraschend. Er grunzte, drehte sich und fiel zu Boden.
Blitzschnell hakte er seine Peitsche los. Ich warf mich auf ihn und hämmerte ihm meinen magischen Ring noch einmal gegen den Schädel. Er war benommen und verlor die Peitsche.
Ich bückte mich danach, ergriff den Knauf, rollte sie aus und schlug damit zu. Es stellte sich heraus, daß diese Waffe nicht nur menschliches, sondern jegliches Leben vernichtete. Auch das des Dämons.
Er bäumte sich verzweifelt auf. Magos Scherge zerfiel und löste sich Augenblicke später auf.
Die Peitsche war eine verdammt gute Waffe.
John Sinclair besaß so ein Ding. Sie sah zwar ein bißchen anders aus -hatte drei Riemen - und war auch ein wenig anders zu handhaben, aber im Prinzip war Johns Dämonenpeitsche so etwas wie das, was ich soeben erbeutet hatte.
Das dachte ich jedenfalls.
Aber ich irrte mich gewaltig.
Von dieser Peitsche trenne ich mich nicht mehr! dachte ich noch, doch schon in der nächsten Sekunde passierte etwas, das mich veranlaßte, meine Meinung blitzartig zu ändern.
Ich war kein Dämon.
Deshalb hatte ich auch nicht die Kraft, die Peitsche unter Kontrolle zu halten. Bei mir entfaltete sie ein verderbliches Eigenleben. Sie wurde tatsächlich lebendig, wurde zu einer gefährlichen Schlange und wandte sich augenblicklich gegen mich.
So schnell, daß ich es nicht verhindern konnte, griff sie mich an. Sie schlang ihren weichen kalten Körper um meinen Hals und drückte mit großer Kraft zu. Mir wurde schlagartig die Luft knapp.
Teufel, die Satanspeitsche brachte mich um!
***
Flugdrachen!
Vier, fünf zählte Mr. Silver in der Eile. Sie hatten schmale
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