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GK446 - Der Geisterhenker

GK446 - Der Geisterhenker

Titel: GK446 - Der Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Alptraum hochgeschreckt. Torsten Klenke holte ihn ab. Sie versuchten nicht über das nächtliche Grauen, dem Oliver beigewohnt hatte, zu sprechen. Von dem Leichenfund in Ahlem wußten sie noch nichts. Sie trafen sich mit Carsten Merz und verbummelten den Tag. Carsten hatte einen Termin beim Zahnarzt und verabschiedete sich von seinen Freunden gegen siebzehn Uhr. Torsten machte den Vorschlag, Minigolf zu spielen, und da Oliver nicht bei der Sache war, verlor er gegen den Freund haushoch.
    In einem Hamburgerladen aßen sie sich satt.
    Und dann bekam Oliver Kirste eine Zeitung in die Hände.
    Schlagartig wurde er bleich.
    »Was ist?« fragte Torsten. »Hat dir der Hamburger nicht gutgetan?«
    Oliver warf die Zeitung auf den Tisch. Er drehte sie in Torstens Richtung. Nervös wies er auf ein Foto.
    MYSTERIÖSER LEICHENFUND stand darüber. Und darunter stand: Wolfram Wegner ermordet.
    Aus dem Artikel, den Torsten Klenke überflog, ging hervor, daß Wolfram Wegner ein angesehener Richter gewesen war, der hart, aber gerecht gegen jedermann vorging, der das Gesetz verletzte. Die Polizei vermutete, Wolram Wegner wäre einem Racheakt zum Opfer gefallen.
    Aber Oliver Kirste wußte es besser.
    »Was ist mit dem Mann?« fragte Torsten Klenke.
    »Es war seine Hinrichtung, die ich gesehen habe.«
    Hinter den Brillengläsern weiteten sich Torstens Augen. »Tatsache?«
    »Wenn ich dir’s sage.«
    »Dann mußt du die Polizei verständigen.«
    Oliver schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Denkst du, ich lasse mich auslachen? Man würde mir kein Wort glauben. Man würde mich für verrückt halten, wie du’s auch getan hast. Ich kann nicht zur Polizei gehen und sagen: Ich habe dem Geisterhenker bei seiner Arbeit zugesehen. Man würde mich sofort in eine Klapsmühle stecken.«
    Torsten verfiel ins Grübeln. Er zweifelte zwar immer noch daran, daß sein Freund tatsächlich ein so schreckliches Erlebnis im Park gehabt hatte, aber seine Einstellung diesen Dingen gegenüber hatte sich geringfügig geändert. Er war nicht mehr hundertprozentig davon überzeugt, daß Oliver phantasierte, obwohl es ihm immer noch unvorstellbar war, daß es im Park einen Galgen gegeben hatte, an dem Wolfram Wegner aufgehängt worden war, und daß dieser Galgen dann einfach verschwinden konnte.
    »Was wirst du jetzt tun?« fragte Torsten.
    Oliver zuckte mit den Schultern. »Nichts. Ich werde in Zukunft einen großen Bogen um den Park machen. Lieber laufe ich auf dem Zahnfleisch, als noch mal die Abkürzung zu nehmen.«
    »Was würdest du davon halten, wenn wir uns heute vom Einbruch der Dunkelheit an ein bißchen im Park herumtreiben würden?«
    »Vielen Dank. Mein Bedarf an Horror ist gedeckt.«
    »Vielleicht kommen wir einer großen Sache auf die Spur, das wäre doch was.«
    »Ich habe Angst, Torsten, und ich schäme mich nicht, es zuzugeben. Ich will nicht so enden wie dieser Richter.«
    »Wenn wir vorsichtig genug sind…«
    »Hör mal, das sind Geister. Wenn die uns in die Finger kriegen, ist unser Leben keinen Pfifferling mehr wert.«
    Torsten Klenke grinste breit. »Je mehr du dagegen bist, desto neugieriger machst du mich. Mach mit, Oliver. Sei kein Hasenfuß. Wenn wir zusammenbleiben, kann uns nichts passieren. Vielleicht erscheinen die Geister wieder. Vielleicht passiert auch nichts.«
    »Man soll eine solche Gefahr nicht herausfordern, Torsten.«
    »Denk an Wolfram Wegner. Du hättest ihm das Leben retten können…«
    »Das habe ich gedacht, jetzt glaube ich es nicht mehr. Die Geister hätten mich nicht zu ihm gelassen. Sie hätten mich geschnappt und gleich neben ihm aufgehängt. Diesbezüglich sind die bestimmt nicht zimperlich.«
    »Willst du mich wirklich allein in den Park gehen lassen?«
    Oliver schüttelte den Kopf. »Ich will, daß du’s auch bleiben läßt.«
    »Dazu interessiert mich die Sache schon zu sehr. Ich will wissen, was daran wahr ist. Ich will den Geisterhenker mit meinen eigenen Augen sehen.«
    »Oja, vielleicht siehst du ihn - wenn er dir die Schlinge über den Kopf streift.«
    »Ich kann mich wehren. Und wenn du mir zur Seite stehst, kriegt uns der Geisterhenker bestimmt nicht. Gib dir einen Ruck, Oliver. Mach mit. Vielleicht gelingt es uns, den Spuk zu vertreiben.«
    »Mit bloßen Händen? Mensch, du bist größenwahnsinnig.«
    Torsten bearbeitete seinen Freund noch eine ganze Stunde lang. Dann war Oliver Kirste breitgeschlagen. Widerwillig sagte er zu, mit Torsten den nächtlichen Park aufzusuchen, aber es war ihm

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