Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK453 - Wolfsmond

GK453 - Wolfsmond

Titel: GK453 - Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Zuneigung bloß verkaufte. Diesmal hatte sie auch ihren Spaß daran gehabt. Daß sie hinterher dennoch die Hand aufgehalten hatte, lag nur daran, daß sie es sich nicht leisten konnte, mit leeren Händen zu ihrem Zuhälter zu kommen.
    »Sehen wir uns wieder, Süßer?« hatte sie beim Abschied gefragt. »Mit dir ist’s ein richtiges Vergnügen.«
    »Hättest du mal einen freien Tag?« hatte Robert Morlar gefragt.
    Ihr Blick huschte an ihm auf und ab. »Ich bin in festen Händen.«
    »So fest, daß du dich nicht mal für einen guten Freund freimachen könntest?«
    »So etwas wäre nicht ungefährlich.«
    »Jemand hat einmal gesagt, das ganze Leben ist lebensgefährlich.«
    »Ich kann ja mal versuchen, aus’m Verband auszuscheren.«
    »Das würde ich sehr begrüßen. Es gibt Tanten, die sterbenskrank werden können, die einen noch einmal sehen möchten, bevor es mit ihnen zu Ende geht.«
    Sie kicherte. »Ich hätte eine Tante in Liverpool.«
    »Na also. Ruf mich an, sobald sie erkrankt ist.«
    »Mach’ ich. Auch ein Mädchen wie ich hat schließlich mal ein Recht auf ein bißchen Privatleben.«
    »Sag’ ich auch.«
    Er hatte ihr seine Visitenkarte gegeben, und er war zuversichtlich, daß sie sich in den nächsten Tagen bei ihm melden würde. In Gedanken versunken fuhr er durch Holbron. Die Handgriffe, die während der Fahrt zu tun waren, machte er mechanisch.
    Pamela gehörte zu der Sorte von Mädchen, die es wert gewesen wäre, sie aus der Gosse zu ziehen, und Robert Morlar liebäugelte mit dem Gedanken, dies zu tun. Unter Umständen handelte er sich damit eine Menge Ärger mit Pamelas Beschützer ein, aber er fühlte sich Manns genug, um mit diesem Parasiten fertigwerden zu können.
    Nach Holbron kam Clerkenwell.
    Unwillkürlich mußte er an die unheimliche Mordserie denken, die es in diesem Stadtteil gegeben hatte. Erst heute hatte Morlar mit seinem Kollegen darüber gesprochen.
    »Daß es drei Frauen erwischt hat, ist zwar in höchsten Maße bedauerlich, aber das kann ich noch verstehen«, hatte Morlar gesagt. »Die Frauen sind seit jeher gejagt worden. Sie sind nicht stark genug, um sich wehren zu können. Deshalb wird es immer ihre Bestimmung bleiben, Opfer zu sein.« Er hatte verständnislos den Kopf geschüttelt. »Aber daß es auch einen Mann erwischte, das begreife ich nicht.«
    »Der Mann war in unserem Alter und kein Schwächling«, sagte Morlars Kollege. »Soll sogar einem Judoclub angehört haben.«
    »Als Mattenaufleger vielleicht.«
    »Ich möchte nicht wissen, wie du ausgesehen hättest, wenn du an seiner Stelle gewesen wärst.«
    »Besser. Auf jeden Fall besser. An mich kommt keiner ran. Ich trage stets ein Springmesser bei mir, und sollte einer so dämlich sein und mich angreifen, kriegt er’s eiskalt zwischen die Rippen. Notwehr. Das ist gesetzlich erlaubt.«
    Der Kollege winkte ab. »Wenn man nicht selbst dran ist, kann man groß reden. Aber die Geschichte sieht verdammt anders aus, wenn man selbst in eine so brenzlige Situation schlittert. Der Killer kann von hinten gekommen sein. Und zwar so überraschend, daß der Judoka keine Chance hatte, sich zu verteidigen.«
    »Denjenigen möchte ich sehen, der mich umlegt.«
    »Ich wünsch’ dir’s lieber nicht, daß du mal beweisen mußt, ob du wirklich so gut bist, wie du tust.«
    Dieses Gespräch fiel Robert Morlar ein, als er Clerkenwell erreichte. Ein wahrhaftiges Ungeheuer trieb in dieser Gegend sein Unwesen. Vielleicht in diesem Augenblick gerade wieder. Vor sich selbst brauchte Morlar nicht anzugeben. Sich selbst gestand er ein, daß er sich auf einmal nicht mehr wohl in seiner Haut fühlte.
    Und plötzlich passierte etwas völlig Unerwartetes!
    Links sprang zwischen parkenden Fahrzeugen ein Mann auf die Fahrbahn. Er schien auf der Flucht zu sein.
    Morlars blaue Augen weiteten sich. »Ja, ist denn der…?«
    Sein Fuß zuckte vom Gas zur Bremse. Fest rammte er ihn auf das Pedal. Ebenfalls fest biß er die Zähne zusammen, während das Blut aus seinem Gesicht wich. Verstört versuchte er den Unfall zu verhindern. Er zog das Lenkrad nach rechts. Der Wagen reagierte kaum.
    Es passierte, was passieren mußte.
    Mit großer Wucht stieß das Auto gegen den Mann. Morlar schloß instinktiv die Augen, und als er sie gleich darauf wieder aufriß, war der Mann verschwunden.
    ***
    Sobald der Wagen stand, wuchtete Robert Morlar die Tür auf. Er sprang aus dem Fahrzeug und blickte besorgt über die Motorhaube. In der Gosse, neben dem Gitter eines Gullys, lag

Weitere Kostenlose Bücher