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GK453 - Wolfsmond

GK453 - Wolfsmond

Titel: GK453 - Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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schlurfte zur Tür. Mein Pyjama war noch feucht vom Schweiß.
    Ich öffnete die Schlafzimmertür und vernahm Mr. Silvers Stimme, der im Wohnzimmer das Gespräch entgegengenommen hatte. Der Ex-Dämon sprach gedämpft, um auf meinen Schlaf Rücksicht zu nehmen. Er legte den Hörer auf, als ich den Raum betrat.
    »Guten Morgen, Tony. Oder wie sagt man jetzt?«
    »Guten Morgen ist schon in Ordnung.« Ich wies auf das Telefon. »Wer war das?«
    »Die St.-James-Klinik. Tucker Peckinpah darf endlich raus.«
    »Hat also doch länger gedauert, als er und wir annahmen«, sagte ich. Als der Industrielle aus meinem Peugeot segelte, schlug er sich eine arge Platzwunde am Kopf. Hinzu kam eine Gehirnerschütterung, die man nicht unterschätzen durfte. Peckinpah hatte von einem Krankenhausaufenthalt nichts wissen wollen, aber ich hatte dafür gesorgt, daß er in der Obhut der Ärzte blieb.
    »Er würde sich bestimmt freuen, wenn wir ihn abholen würden«, sagte Mr. Silver.
    Ich nickte. »Das machen wir auch. Bin in zehn Minuten fertig.«
    »Du hast eine halbe Stunde Zeit.«
    »Noch besser. Ob ich einen Kaffee kriegen könnte?«
    »Ich kann ja mal versuchen, das Hausmädchen zu spielen«, sagte der Ex-Dämon.
    »Tu das, aber erwarte nicht von mir, daß ich dich aus Dankbarkeit in den Hintern kneife.«
    Ich zog mich ins Bad zurück. Die Dusche verscheuchte die Müdigkeit aus meinen Gliedern. Ich ließ es so kalt rieseln, wie ich es vertragen konnte. Für meinen Lieblingssport, das Jogging, reichte die Zeit nicht. Ich machte einige Turnübungen, kräftigte meine Muskeln mit einem kurzen Isometrie-Programm und roch den verlockenden Duft des Kaffees, als ich aus dem Badezimmer trat.
    »Kaffee ist fertig!« rief Mr. Silver.
    »Und auch genießbar?«
    »Probier ihn mal.«
    »Trinkst du einen mit?«
    »Nein.«
    »Weil du weißt, was du hinein getan hast?«
    »Also entweder du trinkst ihn, oder du läßt es bleiben, das ist mir egal.«
    Der Kaffee schmeckte vorzüglich, aber ich sagte es dem Ex-Dämon nicht. Er wäre sonst vielleicht überheblich geworden. Nach diesem flüssigen Frühstück verließen wir das Haus, stiegen in den Peugeot und rauschten ab.
    »Es freut mich, daß Peckinpah wiederhergestellt ist«, sagte Mr. Silver.
    »Mich auch. Obwohl ich ihn nicht ständig um mich habe, fehlt mir etwas, wenn ich ihn im Krankenhaus weiß.«
    Wir erreichten die Klinik und fragten uns zu Tucker Peckinpah durch. Er trug bereits Zivilkleidung. Ein rundlicher, sechzigjähriger Mann mit stark gelichtetem Haar. Diesmal fehlte die Zigarre, die normalerweise zu ihm gehörte wie seine Nase oder die Ohren. Dafür klebte ein fleischfarbener Pflasterstreifen auf seiner Stirn.
    »Tony! Silver!« rief er erfreut aus, als er uns sah. »Das ist aber nett, daß ihr gekommen seid.«
    Ich grinste. »Ist doch Ehrensache, Partner. Wir haben Sie hier reingebracht, wir bringen Sie auch wieder raus. Wie geht’s?«
    »Keinerlei Beschwerden mehr.«
    »Das freut uns zu hören«, sagte Mr. Silver.
    Tucker Peckinpah drückte uns breit grinsend die Hand. Das Team war wieder komplett.
    Jawohl, Peckinpah gehörte eng zu uns. Er hatte mich auf Dauer engagiert, damit ich mir die kostspielige Jagd auf Geister und Dämonen leisten konnte. Seine Großzügigkeit kannte keine Grenzen, aber wir strapazierten sie nicht über Gebühr. Ich hätte das nicht fair gefunden.
    »Können wir gehen?« fragte ich.
    »Ich warte nur noch auf Dr. Remick, einen jungen Assistenzarzt, der sich sehr um mich gekümmert hat«, sagte Peckinpah. Er wollte hören, was wir während seines Krankenhausaufenthaltes so alles getrieben hatten.
    »Es gibt einen Werwolf in der Stadt«, berichtete ich, und der Industrielle erfuhr von Mr. Silver und mir, was sich in den vergangenen Nächten ereignet hatte und was wir unternommen hatten.
    Ich kam mit meinem Bericht gerade zum Ende, da bog Dr. Remick um die Ecke. Peckinpah machte uns mit ihm bekannt. Ich sah im Gesicht des Arztes Ratlosigkeit. Als Tucker Peckinpah erwähnte, daß Mr. Silver und ich Dämonenjäger waren, die sich zwangsläufig auch mit übernatürlichen Phänomenen herumschlugen, griff Steve Remick nach uns, als wären wir Rettungsanker.
    »Sie schickt mir der Himmel«, sagte er theatralisch. »Würden Sie bitte mitkommen? Ich möchte Ihnen etwas Außergewöhnliches zeigen.«
    Wir gingen mit ihm. Auch Tucker Peckinpah schloß sich uns an. So leicht ließ sich der Industrielle nicht abhängen, wenn seine Neugier erst einmal erwacht war.
    Dr. Remick

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