GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt
nicht zu hören war. Ugar zeigte seinen Männern den Weg zu jener Lichtung im verfilzten Wald, wo Skups Elitetruppe lagerte.
Es war ein Ort des Bösen, denn hier hauste Tingo, die Dämonenschlange. Weder Ragu noch Ugar hatten das Untier je zu Gesicht bekommen. Nur wenige Darganesen hatten die Dämonenschlange gesehen, und sie waren vor Grauen und Furcht geflohen, als sie ihrer ansichtig geworden waren.
Die Markiasen hingegen fürchteten Tingo nicht. Im Gegenteil, Skup hatte ihnen befohlen, sie anzubeten und zu verehren.
Weit vor dem Lagerplatz stiegen die Prinzessin, Ugar und die anderen von den Pferden. Den Rest des Weges legten sie zu Fuß zurück. Je näher sie dem Ort des Bösen kamen, desto vorsichtiger wurden die Darganesen.
Der grüne Schein eines Feuers schimmerte durch das Blattwerk.
»Wir sind gleich da«, flüsterte Ugar.
»Skups Elitetruppe scheint sich sehr sicher zu fühlen«, gab Ragu leise zurück.
»Wir werden sie einkreisen, und wenn du das Kommando dazu gibst, schlagen wir zu.«
Ragu nickte. Mittels Handzeichen gab Ugar den Kriegern zu verstehen, daß sie um das Lager einen Kreis ziehen sollten. Lautlos verschwanden die Männer im dichten Unterholz. Ugar hatte die Besten für diese Strafaktion ausgesucht. Skups Trupp würde aufgerieben, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
Nebeneinander pirschten sich Ragu und Ugar näher an das Lager heran. Das Gelächter rauher Männerstimmen drang an ihr Ohr.
Plötzlich wuchs ein Markiase vor Ragu und Ugar förmlich aus dem Boden, In allen drei Händen hielt er Waffen. Die Prinzessin sprang auf, um den Gegner abzulenken. Ugar kapierte das sofort. Und er nützte die sich bietende Chance. Der Markiase stürzte sich auf das Mädchen. Im selben Moment wuchtete sich Ugar mit gezogenem Dolch vor. Er sprang hinter den feindlichen Krieger und stieß mit dem Dolch zu.
Tot brach der Markiase zusammen.
Ugar versteckte den Mann. »Weiter«, flüsterte er der Prinzessin zu.
Sie wagten sich fast bis zum Rand der Lichtung vor und vernahmen das Stampfen von Hufen, und Augenblicke später erschien auf der Lichtung Skup auf einem Pferd. Der purpurrote Mantel wehte wie eine große Fahne hinter ihm her. Arrgo folgte ihm. Weitere Markiasen erschienen.
Sie hatten zwei Gefangene bei sich, die nicht in diese Welt gehörten.
***
Wir wußten, daß es sich bei den Kriegern auf der Lichtung um Skups Eliteeinheit handelte. Arrgo hatte es uns gesagt. Skup schien sehr stolz auf diese Männer zu sein, die für ihn durchs Feuer gingen. Bedenkenlos führten sie jeden seiner Befehle aus. Keine Gefahr konnte sie davon abhalten. Skup war bestrebt, eine Verbindung zwischen Tingo, der Dämonenschlange, und seinen Männern herzustellen. Er wollte ihnen dämonische Kräfte verschaffen, deshalb ließ er sie hier, an diesem Ort des Bösen, lagern. Bisher hatte sich Tingo noch nicht blicken lassen, und es war auch noch fraglich, ob sie etwas von ihrer Kraft an Skups Krieger abgeben würde, aber die Männer hörten nicht auf, Tingo zu beschwören, und sie hofften, daß die Konstellation der Dämonengestirne demnächst so günstig für sie sein würde, daß es zu einer dämonischen Verbindung kam.
Ein Dreiarmiger eilte herbei und griff nach den Zügeln von Skups Pferd.
»Willkommen in unserem Lager, Herr.«
Skup antwortete nicht. Er sprang aus dem Sattel und schaute sich um. In der Mitte der Lichtung flackerte ein grünes Feuer, dem die Krieger ab und zu glimmende Stäbe entnahmen und an jener Stelle in den Boden steckten, wo die Erde brüchig und trocken war, denn dort, irgendwo im Boden, hauste Tingo. Mehrere Männer - sie wechselten sich ab - knieten ständig vor den Rauchstäben und murmelten Beschwörungsgebete.
Arrgo befahl Roxane und mir, abzusteigen. Meine und die Hände der Hexe waren nach wie vor zusammengebunden. Ich hatte während des Ritts versucht, den Strick zu dehnen, doch er schien sich daraufhin nur noch fester zusammengezogen zu haben.
Abermals fiel mir Mr. Silver ein.
Großer Gott, unserem Freund ging es miserabl, und wir konnten nichts für ihn tun, saßen selbst in der Patsche und sahen keine Chance, uns daraus zu befreien.
Die Krieger des Spezialtrupps versammelten sich und huldigten ihrem Herrn. Sie priesen seine Stärke und seine Weisheit und buckelten unterwürfig vor ihm.
»Nun sieh dir das an«, sagte ich leise zu Roxane. »Ist das nicht zum Kotzen?«
Arrgo stieß uns zu jener Stelle, wo die Erde brüchig und trocken war. Während er mich dann mit
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