GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt
von Skup regiert wird. Wir müssen endlich etwas gegen diesen gefährlichen Tyrannen unternehmen, Ragu. Wir sollten uns nicht mehr länger nur darauf beschränken, zurückzuschlagen. Wir sollten Markia an allen Fronten angreifen, Skup töten und sein Volk unterwerfen.«
Die einäugige Prinzessin schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht. Dazu sind wir zu schwach, Ugar.«
»Das stimmt nicht. Wir sind ebenso stark wie die Markiasen. Unsere Krieger würden mit dem Herzen eines Löwen kämpfen.«
Ragu seufzte. Sie war nicht feige. Sie führte ihre Krieger oft selbst in den Kampf, ritt ganz vorne an der Spitze, an der Seite von Ugar, der den Oberbefehl hatte. Sie hatte schon viele Markiasen getötet, aber sie war dennoch keine Kriegerin. Sie liebte den Frieden, die Koexistenz, die Eintracht.
»Ich will keinen Frieden auf Gewalt aufbauen«, sagte sie.
»Nur so kannst du den Frieden aber erzwingen«, sagte -Ugar eindringlich. »Mit diesen kleinen Ravancheaktionen, die wir gegen Markia führen, verzetteln wir nur unsere Kraft, Ragu. Wir sollten uns auf einen großen Schlag vorbereiten und ihn dann gegen Skup führen. Damit endlich wieder Ruhe und Frieden in das Reich der grünen Schatten einziehen.«
»Ich möchte zuerst noch mit Skup verhandeln«, sagte Ragu.
»Mit Skup? Du weißt, daß das nicht das geringste bringt. Selbst wenn es dir gelingt, ihm irgendwelche Zusagen abzuringen, wird er sich nicht daran halten. Skup ist ein Halunke. Er hat immer nur seinen eigenen Vorteil im Auge. Muß ich dir wirklich erst sagen, was Skup ist? Du kennst ihn doch ebenso gut wie ich.«
»Du haßt ihn, nicht wahr?« fragte Ragu mit einem schwachen Lächeln.
»Ja«, erwiderte Ugar und drehte sich schwungvoll um. »Ja, Ragu, ich hasse ihn. Aber nicht deshalb, weil er dich zur Frau haben wollte, sondern weil dieser Mann eine Geißel für uns ist. Seine Krieger töten in seinem Auftrag unsere Frauen und Kinder, wenn sie sich zu nahe an den Fluß heranwagen. Sie fallen über arglose Darganesen her und bringen sie auf die grausamste Weise, die man sich vorstellen kann, um. Ist das kein Grund, Skup zu hassen? Ragu, diesem ewigen Blutvergießen muß ein Ende gesetzt werden. Gib den Befehl, Markia anzugreifen!«
Die einäugige Prinzessin erhob sich. Obwohl auch sie sich mit Farben überhäufen hätte können, tat sie es nicht. Ihr einziger Schmuck war eine goldene Halskette, ein Geschenk von Ugar.
»Nein, Ugar«, sagte sie ernst. »Das darfst du von mir nicht verlangen. Es gibt auch in Markia Leute, die diesen Krieg nicht wollen. Es wäre nicht richtig, über sie herzufallen und sie zu töten, wo ihr einziges Vergehen darin besteht, daß sie auf der anderen Seite des Flusses leben. Wir werden lediglich eine neue Strafaktion starten, weil markiasische Krieger in der vergangenen Woche fünf darganesische Frauen und drei Kinder ermordet haben.«
»Und was kommt danach?« fragte Ugar. »Unsere Spione haben erfahren, daß Skup einen neuen Angriff plant. Er soll diesmal größer sein als die vorhergehenden. Sollten wir nicht versuchen, Skup zuvorzukommen?«
»Wir werden seinen Angriff abwehren, und wir werden seine Schlagkraft schwächen, indem wir heute seine Elitetruppe angreifen. Habt ihr herausgefunden, wo sie lagert?«
»Ja.«
»Dann wird es Zeit, aufzubrechen«, sagte Ragu. Sie schlüpfte in eine grüne Lederjacke, schnallte ihr Kurzschwert um und verließ mit Ugar den Raum. Als sie vor das Buckelhaus trat, in dem sie residierte, jubelten ihr ihre Krieger zu und schwangen ihre Waffen.
»Sie würden für dich alles tun, Ragu«, sagte Ugar. »Überlege es dir, ob wir nicht doch den entscheidenden Schlag gegen Skup führen sollten.«
»Na schön, ich werde es mir überlegen.«
»Die Entscheidung liegt bei dir. Wir werden uns ihr alle beugen. Ausnahmsweise.«
»Aber du darfst mich nicht drängen.«
»In Ordnung«, sagte Ugar und war der Prinzessin beim Aufsteigen aufs Pferd behilflich.
Sie verließen die Stadt in Richtung Grenze. Etwa fünfzig Mann, ausgesuchte tapfere Krieger, die sich für die Prinzessin in Stücke reißen ließen, standen Ragu zur Verfügung. Sobald sie den Fluß erreicht hatten, ritten sie ihn ein Stück stromaufwärts. Träge und grün floß das Wasser an ihnen vorbei. Ugar führte die Krieger zu einer seichten Furt. Hier konnten sie die Grenze überqueren, ohne daß die Bäuche der Pferde naß wurden.
Und dann befanden sie sich auf markiasischem Boden!
Der Sand sorgte dafür, daß der Trab der Pferde
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