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GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

Titel: GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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einer Hand aufhielt, stieß er Roxane mit zwei Händen weiter vorwärts.
    »Tingo soll zuerst sie fressen!« sagte Skups Stellvertreter. »Anschließend kommst du an die Reihe, Tony Ballard.«
    Roxanes Blick tastete unruhig den Boden ab. Sie schien die Nähe der Dämonenschlange zu fühlen. Mein Herz hämmerte aufgeregt gegen die Rippen. Sah so tatsächlich unser Ende aus? Würden wir beide ein Opfer der Dämonenschlange werden?
    Skup selbst übernahm die Beschwörung, und da er nichts von Tingo haben wollte, sondern ihr ein Opfer brachte, war die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß Tingo zum Vorschein kommen würde.
    Mit gegrätschten Beinen stellte er sich vor die rauchenden Stäbe. Ihr Qualm kroch in grünlichen Schlieren über den Boden und sickerte durch die zahlreichen Risse in die Erde.
    »Tingo!« rief Skup mit dröhnender Stimme. »Wesen der Finsternis, Vertreter des Bösen, komm, und hole dir dieses Weib, das ich dir opfern möchte! Möge dich dieses Geschenk sättigen und uns gewogen machen, auf daß wir einander näherkommen und im Laufe der Zeit eins werden.«
    Skup breitete die drei Arme aus. Weit spannte sich dabei sein blutroter Mantel aus. Ein einmaliges Stück im Reich der grünen Schatten.
    »Tingo!« schrie er. »Ich, Skup, dein Diener, rufe dich!«
    Stille herrschte. Alle waren gespannt, was nun geschehen würde.
    Plötzlich bebte der Boden unter meinen Füßen. Zuerst war es nur ein leichtes Vibrieren, aber es nahm schnell an Heftigkeit zu, und ich sah, wie Roxane geschüttelt wurden. Das schwarzhaarige Mädchen blickte sich suchend um. Von wo würde der Angriff der Dämonenschlange erfolgen?
    Die Risse im Boden wurden tiefer und breiter. Die grünen Rauchschwaden, die hinabgesickert waren, stiegen nun wieder hoch. Das Erdreich schien zu dampfen. Ich hatte den Eindruck, unter der Erdoberfläche würde sich etwas bewegen. Eine unheimliche, geballte Kraft des Bösen schien dort unten zum Leben zu erwachen.
    Roxane hob die gefesselten Hände.
    Ob sie Tingo mit ihrem weißmagischen Blitznetz abwehren konnte?
    Ich bangte um die Hexe aus dem Jenseits. Und ich bangte um mein eigenes Leben, denn nach Roxane sollte ich der Dämonenschlange zum Fraß vorgeworfen werden.
    Der Boden rumpelte immer stärker.
    Und dann klaffte ein zwei Meter breiter und mehrere Meter langer Riß auf. Eine unbeschreibliche Kraft hatte die Erde auseinandergerissen. Etwas Dickes, Schwarzes - nicht grün! -schoß aus dem Boden.
    Da war sie: Tingo, die Dämonenschlange!
    ***
    Ein gräßliches Untier war das, mit einer widerlich glänzenden Bitumenhaut und rot brennenden Feueraugen. Der Körper rund und dick. Der Kopf vorne stumpf. Aus dem Maul, das Tingo soeben aufriß, flatterte eine lange, klebrige Zunge.
    Roxane wandte der Dämonenschlange den Rücken zu. Mir war, als würde sich eine Eishand um mein Herz schließen.
    »Roxane!« brüllte ich.
    Die Hexe aus dem Jenseits wirbelte herum, sah Tingo und sprang zurück. Gleichzeitig streckte sie die gefesselten Arme abwehrend von sich. Und sie geriet mit dem linken Fuß in eine aufklaffende Erdspalte. Dadurch verlor sie das Gleichgewicht.
    Mir war entsetzlich zumute.
    Ich war gezwungen, zuzusehen, wie Tingo sich die Hexe holte. Es war mir nicht möglich, Roxane in diesem kritischen Augenblick beizustehen, und sie selbst vermochte sich auch nicht zu helfen.
    Alles lief vor meinem Auge wie im Zeitraffertempo ab. Ich bekam es dadurch haargenau mit. Jede Einzelheit des Geschehens dehnte sich endlos lange. Ich war am Verzweifeln.
    Tingos klebrige Zunge peitschte durch die Luft. Sie erwischte Roxane, schlang sich einmal um den schlanken Mädchenkörper, und dann wurde die Hexe auf das schreckliche Untier zugerissen.
    Ich sah das Entsetzen und die Angst in Roxanes Gesicht. Obwohl es keinen Zweck hatte, warf ich mich nach vorn, doch zwei Dreiarmige stoppten mich sofort. Wuchtige Faustschläge warfen mich auf die Knie, und ich war gezwungen, mit anzusehen, wie Roxane von Tingo in die weit aufklaffende Erdspalte hinabgerissen wurde.
    Skups Krieger stimmten ein Freudengeheul an, als Tingo mit seinem ersten Opfer verschwand.
    Der Tyrann von Markia drehte sich um. Eine seiner beiden rechten Hände wies auf mich. »Und jetzt er!«
    Harte Hände packten mich und stellten mich auf die Beine. In mir tobte ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann. Roxane lebte nicht mehr. Die Dämonenschlange hatte sie gefressen. Mr. Silvers Freundin, seine ganz große Liebe, die sich auf unsere Seite gestellt

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