GK460 - Das Geisterdorf
begann mit seinen Ausführungen. Wir erfuhren die Namen der vier verschwundenen Männer. Drei davon waren nach wie vor verschollen. Der vierte war zu Hause wiederaufgetaucht und hatte - als steinerner Killer - versucht, seine Frau umzubringen. Wir hörten von der nächtlichen Treibjagd, bei der der Mechaniker abhanden kam, und erfuhren, daß die Dorfbewohner Hashan, den Diener des Bildhauers Abel G. Koczak, im Wald aufgestöbert hatten.
Ich wollte mehr über den Inder und dessen Brötchengeber hören, und Gilmore erzählte uns bereitwillig alles, was er über die beiden wußte. Es war nicht viel.
»Damit bin ich aber noch nicht am Ende angelangt«, fuhr Barton Gilmore fort. »Als Sie beide in Seltrick eintrafen und sofort Jagd auf den steinernen Mörder machten, eilte ich hierher, um mein Gewehr zu holen. Das hätte ich beinahe nicht überlebt.«
Jack Jenkins riß die Augen auf. »Davon weiß ich ja noch gar nichts, Barton. Was ist passiert?«
»Jemand befand sich hier in diesem Raum. Er hat auf mich gewartet. Als ich eintrat, stürzte er sich von hinten auf mich. Er wollte mich mit einem Seidentuch erdrosseln. Warum er’s dann doch nicht getan hat, weiß ich nicht. Kurz bevor ich die Besinnung verlor, dachte ich, es wäre aus. Als ich wieder zu mir kam, war die Putzfrau da.«
»Hat sie wen gesehen?« fragte der Polizeiinspektor heiser.
»Leider nein.«
»Warum hast du mir nichts davon erzählt, Barton?« fragte Jenkins vorwurfsvoll.
»Ich hatte noch keine Zeit dazu.«
Jenkins fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Was für eine schreckliche Zeit ist in Seltrick angebrochen.«
»Der Brauch, für einen Mord ein Seidentuch zu verwenden, stammt aus Indien«, sagte ich.
Jack Jenkins’ Augen wurden schmal. »Ich kann mir vorstellen, was Sie für einen Verdacht hegen, Mr. Ballard, und ich denke genau dasselbe. Der Teufel soll mich holen, wenn dieser Hashan hier nicht seine verdammten Finger im Spiel hat. Gestern erwischten wir ihn im Wald. Heute überfällt ein Unbekannter mit einem Seidentuch unseren Bürgermeister. Hashan ist unser Mann!«
»Sie werden ihm die Tat nicht nachweisen können«, wandte ich ein.
»Wollen Sie damit sagen, daß ich mir den Burschen noch nicht kaufen soll? Weil ich ihn ohnedies bald wieder laufenlassen müßte?«
Ich nickte. »Sie hätten keine Möglichkeit, ihn festzunageln.«
»Oh, wenn er ein Geständnis ablegen würde…«
»Würde er das tun?« fragte ich. Nach allem, was ich gehört hatte, glaubte ich nicht an so einen Glücksfall.
»Schwer zu sagen«, antwortete Jack Jenkins.
»Was für ein Motiv hätte der Inder, Sie umzubringen?« fragte Lance Selby den Bürgermeister.
»Keine Ahnung«, sagte Barton Gilmore. »Vielleicht paßt es ihm nicht, daß ich Sie beide hergeholt habe.«
»Sie glauben, er steckt hinter dem Verschwinden der vier Dorfbewohner?« fragte Lance.
»Zutrauen würde ich es ihm.«
»Vielleicht ist Hashan nur der Handlanger«, warf ich ein.
»Dann wäre Ihrer Meinung nach Koczak der geheimnisvolle, gefährliche Mann im Hintergrund?« fragte Jack Jenkins.
»Ist das unmöglich?« fragte ich zurück.
Der Inspektor zuckte mit den Schultern. »Ich kenne Koczak zuwenig, um ihn richtig einschätzen zu können.«
»Was macht Koczak eigentlich?« wollte ich wissen.
»Er ist Bildhauer«, sagte Barton Gilmore.
»Er bearbeitet mit Hammer und Meißel einen Stein«, sagte ich. »Und was wird daraus?«
»Keine Ahnung. Ich habe noch keines seiner Werke zu Gesicht gekriegt«, antwortete der Bürgermeister.
»Waren Sie noch nie in seinem Haus?«
»Kein einziges mal. Abel G. Koczak möchte niemanden sehen. Er ist ein Einsiedler.«
»Haben Sie noch nie daran gedacht, daß er für dieses Leben vielleicht einen triftigen Grund hat?«
»Wir dachten alle, er wolle ungestört arbeiten.«
»Oder ungestört mit dem Bösen paktieren. Was halten Sie davon?«
»Da sei der Himmel vor«, stöhnte Jack Jenkins.
Lance drückte die Zigarettenkippe in den Aschenbecher, der auf Gilmores Schreibtisch stand. »Ein Mann, der Steine bearbeitet, kauft sich eines Tages hier in Seltrick an. Wo hat er vorher gelebt?«
»Ich glaube, in Glasgow«, sagte Jenkins. »Koczak machte mal so eine Andeutung.«
»Der Mann kauft ein abgelegenes Haus im Wald, und kurz darauf verschwinden aus Seltrick Männer. Martin Wyngard taucht zu Hause wieder auf und ist aus… Stein!«
Es funkelte in Jenkins’ Augen. »Abel G. Koczak. Ich denke, es ist an der Zeit, daß ich mir den Mann mal
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