GK460 - Das Geisterdorf
ständig daran zu denken, zu grübeln, was noch alles passieren könnte, wen es als nächsten treffen könnte, vielleicht mich?«
»Man muß der Sache auf den Grund gehen. Viele hier hegen einen ganz bestimmten Verdacht. Vielleicht du auch. Aber keiner redet darüber. Ist dir noch nicht aufgefallen, daß in diesem Lokal noch kein einziges Mal der Name Abel G. Koczak gefallen ist?«
»O mein Gott!« entfuhr es Debbie Messey.
»Siehst du, auch du verdächtigst ihn. Aber keiner von uns kommt auf die Idee, sich mal um diesen geheimnisumwitterten Mann zu kümmern. Alle leben einfach in den Tag hinein und hoffen, daß sie verschont bleiben. Dabei mache ich nicht mehr länger mit.«
»Liebe Güte, was hast du vor?« fragte Debbie erschrocken.
»Das sagte ich schon. Ich werde mir Gewißheit verschaffen.«
»Jetzt?«
»Sofort. Ich habe damit viel zu lange gewartet. Vielleicht hatte ich auch unterschwellig Angst vor diesem Schritt wie die anderen, doch nun steht mein Entschluß fest. Ich werde das Geheimnis, das diesen ungarischen Bildhauer umgibt, lüften.«
Debbie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht dein Ernst, Tom.«
»Doch, mein vollster Ernst.«
»Hat dir die kleine Nichte des Bischofs diesen Floh ins Ohr gesetzt?«
»Es ist mein eigener Entschluß. Irgend jemand muß dafür sorgen, daß man in Seltrick wieder gefahrlos leben kann.«
»Mußt das ausgerechnet du sein? Warum läßt du die Arbeit nicht jene beiden Männer machen, die der Bürgermeister aus London hergeholt hat?«
Tom Jessop winkte ab. »Das sind Fremde. Bis die sich in Seltrick zurechtgefunden haben, habe ich das Rätsel vielleicht schon gelöst,«
»Angenommen, Abel. G. Koczak steckt wirklich hinter all diesen schrecklichen Dingen, was dann? Willst du ihm mit bloßen Fäusten entgegentreten und ihn unschädlich machen? Der Mann steht womöglich mit dem Teufel im Bunde. Wie willst du dem denn beikommen?«
»Das wird sich ergeben«, erwiderte Tom energisch.
»Tom, nimm Vernunft an. Du läufst in dein Unglück«, redete ihm Debbie ins Gewissen.
Er packte ihre Arme und schob sie zur Seite. »Ich muß es tun. Ich kann nicht anders. Ich tu’ es für dieses Dorf, in dem ich lebe.«
Debbie schüttelte zornig den Kopf. »O nein, du tust es nicht für Seltrick, du tust es, um Mags Avery zu imponieren.«
Tom ging nicht darauf ein. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Dorfgasthaus.
Zwei Minuten später hämmerte Debbie Messey mit ihren Fäusten gegen die Tür von Mags’ Zimmer. Sie stürmte hinein, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
»Wissen Sie, was in diesem Augenblick passiert?« stieß sie aufgeregt hervor. »Tom Jessop rennt in sein Verderben, und Sie sind schuld daran.«
»Ich?« Mags Avery sprang erschrocken auf. Viel hatte sie noch nicht von dem gegessen, was Tom ihr gebracht hatte. »Ich verstehe kein Wort!«
»Er möchte unser Dorf retten, dieser Wahnsinnige. Haben Sie ihn dazu angestiftet?«
»Aber nein, wie kommen Sie denn darauf?«
»Dann tut er’s nur, um Ihnen zu gefallen. Er möchte ein Held sein, damit er’s leichtçr bei Ihnen hat. So ein verrückter Kerl. Wegen eines Mädchens… Ich verstehe das nicht. Rennt einfach weg…«
»Wohin ist er gegangen?«
»Viele in diesem Dorf haben den Verdacht, daß der Bildhauer Abel G. Koczak mit diesen unheimlichen Vorfällen etwas zu tun hat. Tom Jessop will sich nun Gewißheit verschaffen, ob das stimmt, und wenn es stimmt, sehen wir den Jungen nicht mehr wieder. Jedenfalls nicht so, wie er weggegangen ist. Vielleicht kommt er als steinernes Monster zurück!«
»O Gott, sagen Sie nicht so etwas Schreckliches.«
»So stehen die Dinge nun mal.«
»Kann man denn nichts tun?«
»Sagen Sie mir, was, und ich tu’s.«
»Warum haben Sie Tom Jessop nicht aufgehalten?« fragte Mags Avery vorwurfsvoll.
»Das versuchen Sie mal. Wenn sich dieser Dickschädel etwas in den Kopf setzt, kann man ihn nicht zurückhalten.«
»Ich sag’s meinem Onkel. Vielleicht weiß der Rat.«
»Gute Idee«, sagte Debbie Messey.
Mags Avery huschte an ihr vorbei aus dem Zimmer.
***
»Wir statten Abel G. Koczak einen Besuch ab«, entschied Barton Gilmore. Er wies verächtlich auf das Telefon. »Mit seinem lächerlichen Anruf kann der mich doch nicht ins Bockshorn jagen. Wofür hält er mich?«
»Haben Sie seine Stimme erkannt?« fragte Lance Selby.
»Nein, der Anrufer hat geflüstert. Aber ich glaube, daß es Koczak war.«
»Abel Gorgonius Koczak«, sagte ich. »Allein dieser Name lüftet schon
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