GK460 - Das Geisterdorf
Koczak ist«, sagte ich heiser. »Der Buchstabe G. in seinem Namen steht für Gorgonius. Jawohl, Abel Koczak ist ein Gorgone, ein Schlangenhäuptiger, bei dessen Anblick jeder Mensch zu Stein erstarrt. Wollen Sie sich dieser großen Gefahr wirklich aussetzen?«
»Ja«, sagte Bischof Avery und stieg in seinen Wagen.
Ich hatte die Wahl, auch einzusteigen oder zu Fuß zu Koczaks Haus zu gehen. Avery und Morton hätte ich damit jedoch nicht davon abhalten können, die Fahrt fortzusetzen.
Also stieg ich ein.
»Wir werden den Teufel exorzieren«, sagte der Bischof entschlossen und fuhr mit grimmigem Blick weiter.
***
Dämpfe stiegen aus Abel G. Koczaks Poren. Sein Gesicht veränderte sich, nahm eine grünliche Färbung an, und auch mit seinen Haaren ging eine schreckliche Veränderung vor sich.
Unheil drohte Tom Jessop.
Er wußte, daß er Koczak nicht mehr länger ansehen durfte, sonst war er verloren. Rasch senkte er den Blick. Hashan stand nach wie vor hinter ihm und drückte ihm seinen Dolch an die Kehle.
Dem indischen Diener machte der grauenerregende Anblick des Gorgonen nichts aus. Er war immun gegen die versteinernde Kraft des Schlangenhäuptigen, dessen Augen nun rot geädert waren und in denen das Feuer der Hölle zu brennen schien.
»Sieh mich an!« befahl Koczak dem Jungen.
»Nein!« keuchte Tom Jessop. Er spürte die zwingende Kraft des Gorgonen, die seinen Geist zu beherrschen versuchte, und er kämpfte verbissen dagegen an.
Aber er ahnte, daß er dem Gorgonen nicht gewachsen war. Lange konnte er sich dem Willen des Schlangenhäuptigen bestimmt nicht widersetzen. Was dann? Würde er ihm dann in die Augen sehen - und versteinern?
»Sieh mich an!« verlangte Koczak erneut.
»Nein!« preßte Tom mühsam hervor. »Du wirst mich nicht töten! Ich werde dich nicht anschauen!«
Aber die Kraft sickerte durch seine Schädeldecke, griff nach seinem Gehirn, schloß es mehr und mehr ein und bemächtigte sich seiner.
»Du mußt mich ansehen! Du kannst gar nicht anders!« sagte Abel Gorgonius Koczak höhnisch.
Hashan trat einen Schritt zurück. Er nahm den Dolch von Tom Jessops Kehle. Der Junge merkte es nicht. Er geriet mehr und mehr in den Bann des Gorgonen. Koczak brauchte ihm nicht noch einmal zu befehlen, ihn anzusehen. Er hob den Kopf von selbst, weil der Wille des Schlangenhäuptigen ihn dazu zwang. Zentimeter um Zentimeter hob Tom Jessop auch den Blick. Eine innere Stimme warnte ihn davor, sagte ihm, er solle die Augen schließen, doch das war ihm nicht möglich. Er mußte hinsehen.
Sein Blick glitt langsam an Koczaks Körper hoch.
Bauch.
Brust.
Hals!
Er wollte es nicht tun, aber sein Wille war zu schwach. Er mußte den Blick noch weiter heben, und dann sah er den Gorgonen in seiner ganzen Scheußlichkeit. Die brennenden Augen fraßen sich in Toms Blick. Er stöhnte auf, und er spürte, wie die unheimlichen Kräfte des Schlangenhäuptigen auf seinen Körper einwirkten.
Verloren! hämmerte es verzweifelt in seinem Kopf. Du bist verloren!
***
Da stampften plötzlich Schritte durch das Haus. Abel G. Koczak nahm schlagartig wieder menschliche Gestalt an. Er entließ Tom Jessop aus seinem Bann. Der Junge spürte, wie die versteinernden Kräfte von ihm abließen, durfte noch kurze Zeit hoffen. Ärgerlich über die Unterbrechung drehte sich der Gorgone um, In der Tür stand einer der Steinernen. Er trug einen Mann auf seiner Schulter.
»Professor Lance Selbv!« stellte Hashan fest.
Die Augen des Gorgonen wurden schmal. »Barton Gilmore befolgt meine Weisungen also nicht. Dafür wirst du ein zweites Mal zu ihm gehen, Hashan.«
Der Inder nickte. »Und diesmal wird er durch das Halstuch sterben.«
Der steinerne Killer warf Lance Selby auf den Boden. Immer noch war der Professor ohnmächtig. Koczak stellte zu seinem Wesen eine telepathische Verbindung her und ließ sich berichten, was sich zugetragen hatte.
Hashan sagte: »Wo Selby ist, kann Tony Ballard auch nicht weit sein.«
»Du wirst dich darum kümmern«, sagte Abel Gorgonius Koczak. Er wandte sich an den steinernen Toten: »Und du gehst allein ins Dorf und tötest Jack Jenkins.«
Der Steinerne drehte sich um und verließ das Haus des ungarischen Bildhauers.
»Was soll mit ihm werden?« fragte Hashan und wies auf den Parapsychologen.
Abel G. Koczak grinste diabolisch. »Man hat ihn nach Seltrick geholt, damit er hilft. Ich werde ihn zu meinem Werkzeug machen und ihn gegen das Dorf einsetzen.«
»Sehr gut. Damit hast du den Spieß
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