GK464 - Der Zauberschädel

gehorchte. Aber er protestierte. »Sie haben dazu kein Recht! Sie dürfen mich meiner Freiheit nicht berauben!«
    »Schnauze!« blaffte Proval. Er rückte seine Brille zurecht und funkelte den Neger durch die dicken Gläser grimmig an. »Wir nehmen uns dieses Recht einfach. Weil wir ’ne Kanone besitzen. Wenn du vernünftig bist, wird dir nichts geschehen. Solltest du aber Zicken machen, dann wirst du bereuen, daß dich deine Mutter in die Welt gesetzt hat. Ich bin zwar wesentlich kleiner als du, aber ich kann verdammt grob sein, wenn mich einer ärgert.«
    »Ich verstehe das alles immer noch nicht. Ich bin ein armer Mann«, sagte Carriba. »Wenn Sie sich Geld erhoffen…«
    »Wir sind nicht an Geld interessiert, sondern an Gold. Aber davon später«, sagte Huck Proval. »Erst mal würde ich gern wissen, ob dir der Name Peter Hubley etwas sagt.«
    Carriba schüttelte den Kopf. »Nein, diesen Namen kenne ich nicht.«
    »Hubley war unser Freund. Jetzt ist er tot. Vielleicht hast du damit etwas zu tun.«
    »Ganz bestimmt nicht«, beteuerte Carriba. »Ich habe in meinem Leben noch keinen Menschen umgebracht. Ich kann keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    »So siehst du aus. Unser Freund wurde zum Skelett. Kannst du dir erklären, wie es dazu kam?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Carriba.
    »Schon mal vom goldenen Zauberschädel gehört?«
    »Jeder, der in Lagos wohnt, hat davon schon mal gehört«, antwortete der Neger.
    »Wo befindet er sich?«
    »In der Höhle des Grauens.«
    »Und wo ist die?«
    »Niemand weiß das.«
    »Das ist nicht wahr, Carriba. Einige wissen es sehr wohl. Und zwar die Mitglieder der Schädelsekte. Es würde mich nicht wundern, wenn du dieser Sippschaft angehörtest.«
    Der Schwarze riß erschrocken die Augen auf. »Ich? Ich habe doch damit nichts zu tun.«
    »Paß auf, Carriba, wir sind scharf auf den goldenen Zauberschädel. Peter Hubley kam als Vorhut hierher, und er stellte eifrig Nachforschungen an. Soll ich dir verraten, was dabei herauskam? Unser Freund strich etliche Namen, die sich als bedeutungslos herausstellten, in seinem Notizbuch durch. Deinen Namen aber unterstrich er blutrot. Was würdest du an unserer Stelle denken? Daß Carriba weiß, was wir wissen wollen, ist doch klar. Ich empfehle dir, es auszuspucken, bevor ich dir wehtue. Ich habe zu Hause in London eine Zeitlang als Folterknecht für eine Gang gearbeitet, und ich schwöre dir, ich habe von meinen damaligen Praktiken noch nichts verlernt.«
    Carriba hob den Kopf. »Ich kann Ihnen nichts sagen. Ich weiß nichts.«
    »Ist das dein letztes Wort?«
    »Ja.«
    »Na schön, wenn du’s nicht anders haben willst, werde ich dir beweisen, daß ich kein Mann bin, der bloß leere Drohungen zum Mund herausläßt. Mike, übernimm den Fall kurz.«
    Douglas trat vor. Er hielt den Neger in Schach, während sich Huck Proval anschickte, die Jacke auszuziehen, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
    Da knurrte Carriba plötzlich: »Ihr werdet sterben! Alle beide! Ich werde euch töten, wie ich Hubley und das Mädchen umgebracht habe!«
    Proval kreiselte herum. »Ah, jetzt hast du’s zugegeben…« Verblüfft hielt er inne, denn er sah, wie sich die Augen des Negers vergrößerten. Sie quollen weit aus den Höhlen. Pupille und Iris verloren sich in einem Weiß, das greller als hundert Sonnen zu gleißen begann.
    Mit diesen Augen des Unheils starrte Carriba Mike Douglas an. Dieser prallte schreiend zurück. Unvorstellbare Kräfte attackierten ihn. Er war außerstande, den Revolver auf Carriba abzufeuern. Seine Finger erschlafften. Die Waffe fiel zu Boden.
    Entsetzt beobachtete Huck Proval, was mit seinem Freund passierte. Die Haut verschmorte. Das Fleisch brach auf. Blut verdampfte. Knochen kamen zum Vorschein. Der Verfall ging unglaublich schnell vor sich. Innerhalb weniger Sekunden verwandelte sich Mike Douglas in ein Skelett.
    Da begriff Proval, daß er sich schleunigst aus dem Staub machen mußte. Er startete, schleuderte die Tür hinter sich zu, riß die Tür, die nach draußen führte, auf und stürmte ins Freie. Die Panik trieb ihn zu größter Eile an. Weg! Weg! Nur weg! schrie es in ihm.
    Das Rätsel um Peter Hubleys Tod war gelöst.
    Carriba hatte den Mord auf eine grauenvolle Weise verübt, und auch Mike Douglas war ihm nun zum Opfer gefallen.
    Nun bist du allein! dachte Huck Proval, während er Hals über Kopf zum Jeep rannte…
    ***
    Frank Esslin und ich setzten uns in den Landrover. Wir wollten Carriba aufsuchen und uns mit ihm