GK464 - Der Zauberschädel
Fahrzeug war steckengeblieben. Es würde eine Weile dauern, bis die Weißen es wieder flottkriegten. Wertvolle Zeit für Kango.
Das Schicksal war ihm hold.
Oder hielt gar der Zauberschädel seine schützende magische Hand über ihn?
Zehn Schritte noch bis zum Dschungel. Kango legte sie atemlos zurück. Er warf sich in den Busch, der ihn bereitwillig in sich aufnahm.
Gerettet!
Geschmeidig huschte Kango durch das Dickicht. Zweige peitschten ihm ins Gesicht. Der Schmerz war zu ertragen. Verbissen hastete Kango weiter. Er sprang über Brettwurzeln und umgestürzte Baumriesen und verkroch sich kurz darauf schwer atmend in einer kleinen Erdhöhle.
Ob ihn die Weißen hier finden würden?
Er konnte es sich nicht vorstellen. Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, zog er seinen Dolch aus dem Gürtel. Mit dieser Waffe hatte er in Carribas Auftrag schon einmal gemordet, und er würde bedenkenlos wieder töten, wenn ihm die Weißen keinen anderen Ausweg ließen.
Er sah den Landrover kommen.
Die Scheinwerfer schickten ihr Licht in den Dschungel. Die Strahlen wurden von der vielschichtigen Blätterwand abgefangen. Kango hörte die beiden Jäger miteinander sprechen.
Einer von ihnen nahm eine Stablampe an sich und knipste sie an. Gemeinsam drangen sie in den Urwald ein, trennten sich und versuchten, Kangos Spur zu finden.
Der junge Schwarze hob seinen Dolch. Sein Gesicht verzerrte sich und voller Haß sagte er: »Kommt nur! Kommt, damit ich euch die Bäuche aufschlitzen kann!« Er sagte es so leise, daß nur er es hören konnte, während er seinen aufmerksamen Blick auf den Mann mit der Stablampe richtete.
***
Frank Esslin war der Mann mit der Lampe. Er leuchtete damit den Boden gewissenhaft ab, während ich mich weiter links umsah. Frank entdeckte einen abgebrochenen Ast. Die Bruchstelle war noch ganz frisch. Der Jagdeifer trieb ihn vorwärts. Einige Meter weiter war der Boden aufgescharrt. Frank bildete sich ein, auf der richtigen Spur zu sein. Vorsichtig tastete er sich vorwärts. Der Strahl seiner Stablampe traf einen querliegenden Baumstamm.
Frank überkletterte ihn.
Wieder eine Spur auf dem weichen Urwaldboden.
Frank drehte sich um. Der Lichtfinger der Lampe schnitt waagrecht durch die Dunkelheit. »Tony!«
»Ja?« gab ich zurück.
»Komm hierher.«
»Eine Spur?«
»Eine ganz deutliche sogar«, erwiderte Frank Esslin.
Ich kehrte um und bahnte mir meinen Weg durch das verfilzte Unterholz. Morsche Äste knackten unter meinen Schuhen. Ich bemühte mich nicht, leise zu sein. Der Bursche wußte ohnedies, daß wir uns in seiner Nähe befanden. Aber wo, zum Teufel, steckte er? Mißtrauisch schaute ich mich um. Er konnte hinter jedem Baum lauern. Hinter jedem Farnkraut konnte er in Deckung gegangen sein. Seine Lage war besser als unsere. Er konnte sich völlig passiv verhalten, während wir ihn suchen mußten.
Wenn wir ihm zu nahe kamen, ohne es zu wissen, konnte er uns aus dem Hinterhalt angreifen und erledigen. Bei diesem Gedanken entstand zwischen meinen Schulterblättern ein unangenehmes Kribbeln.
Ich näherte mich dem Licht der Stablampe. Frank Esslin ging inzwischen langsam weiter.
Plötzlich schnellte der Schwarze aus seinem Versteck hoch. Der Überraschungsmoment stellte für ihn einen großen Vorteil dar. Blitzschnell handelte er. Seine Dolchklinge berührte Frank Esslins Hals. Der WHO-Arzt erstarrte. Karxgo riß ihm die Walther PPK aus der Hand.
Die Überrumpelung war ihm vortrefflich gelungen.
***
Mir fiel das nicht sofort auf. Es war zu dunkel, um genaueres erkennen zu können. Aber plötzlich hörte ich, wie der Neger zischte: »Richte die Lampe auf deinen Freund!«
Frank Esslin tat es. Der Schein blendete mich. Ich hob die rechte Hand vor die Augen, während meine Linke nach wie vor den Colt Diamondback festhielt.
»Hände hoch!« rief der Schwarze.
Ich gehorchte nicht.
»Kango sagt nicht gern etwas zweimal!« knurrte der Neger.
Nun hob ich doch langsam die Hände. Der Lauf meines Revolvers wies zum dichten Blätterdach hinauf.
»Wer seid ihr?« wollte Kango wissen.
»Mein Name ist Ballard«, gab ich zurück. Ich bemühte mich, ruhig zu wirken, damit Kango sich zu keiner Dummheit hinreißen ließ. »Tony Ballard.«
»Und der da?«
»Das ist Frank Esslin.«
»Was wollt ihr von mir?«
»Zunächst wollten wir nichts von dir, als wir dich dann aber wie Nurmi rennen sahen, dachten wir, du könntest Dreck am Stecken haben. Deshalb sind wir dir gefolgt.«
»Ich habe nichts
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