GK464 - Der Zauberschädel
selbst Mut. Er baute sich psychologisch auf, redete sich ein, daß ihm Carriba nicht gefährlich werden konnte, wenn er auf der Hut war, und entschloß sich schließlich zur Umkehr.
Er wendete das Fahrzeug und fuhr zu Carribas Haus zurück. Weit vor dem Ziel schaltete er schon die Beleuchtung aus, damit Carriba nichts von seinem Kommen bemerkte.
Er plante, sich auf die Lauer zu legen und erst mal abzuwarten. Vielleicht ergab sich etwas. Möglicherweise begab sich Carriba zur Höhle des Grauens. Dann brauchte er ihm nur zu folgen und den goldenen Zauberschädel an sich zu nehmen.
Huck Proval ließ den Wagen ausrollen.
Plötzlich sah er einen Mann auf den Urwald zurennen. Ein Schwarzer war es. Aber es handelte sich nicht um Carriba.
Ein Landrover, mit zwei Männern besetzt, verfolgten den Neger, und sowohl der Fliehende als auch die Verfolger kamen von Carribas Haus. Das weckte Provals Neugier. Er schob seine Brille zur Nasenwurzel hoch und legte den ersten Gang ein. Der Jeep rollte an. Gespannt fuhr Proval auf das Haus des Sektierers zu. Was war geschehen?
Proval tippte vor dem Gebäude auf die Bremse.
Er stieg aus dem Jeep und zog seinen Revolver. Sollte ihn Carriba anzugreifen versuchen, würde er nicht lange fackeln, sondern blitzschnell den Finger krümmen.
Mit straff gespannten Nervensträngen näherte sich Huck Proval der offenen Eingangstür. Nervös trat er ein. Sekunden später sah er die Gebeine seines Freundes, die im Raum herumlagen.
Und noch etwas sah Huck Proval: einen verhutzelten Greis mit lederner, faltiger Haut. Aber wo war Carriba? Proval suchte ihn, fand ihn jedoch nicht. Daß der tote Alte Carriba war, auf diese Idee kam Proval nicht.
Der fliehende Neger und seine Verfolger fielen ihm wieder ein. Vielleicht brachte es ihn in die Nähe des goldenen Zauberschädels, wenn er denen folgte. Der Gedanke gefiel ihm. Er verließ hastig Carribas Haus, setzte sich in den Jeep und fuhr in Richtung Dschungel ab.
***
Kango lachte überheblich. »Her mit der Knarre!«
Frank Esslin gab ihm meinen Revolver.
»Ich nehme an, ihr wollt immer noch wissen, wo sich die Höhle des Grauens befindet«, sagte der Neger.
»Daran hat sich nichts geändert«, erwiderte ich.
»Soll ich euch hinführen?«
»Das wäre uns recht.«
»Was erhoffst du dir, Tony Ballard? Daß du mit dem Leben davonkommst? Du bist ein Feind des goldenen Zauberschädels, deshalb wirst du sterben. Der Goldkopf selbst wird dich töten.«
»Ich habe keine Angst.«
»Solltest du aber haben, denn es wartet ein grausamer Tod auf dich«, verkündete Kango.
»Wir werden sehen«, sagte ich. Noch waren wir nicht dort. Es konnte auf dem Weg zur Höhle des Grauens noch einiges passieren, womit Kango nicht rechnete. Ich befand mich nicht zum erstenmal in einer solchen Lage. Immer wieder bescherte mir das Schicksal ähnliche Situationen, und bisher hatte ich sie alle irgendwie gemeistert. Man brauchte Mut dazu. Und Intuition. Und Kraft. Und ein bißchen Wahnwitz, gepaart mit Risikofreudigkeit. Von alldem besaß ich genug. Wenn ich es richtig anstellte, mußte es mir gelingen, mit Kango fertigzuwerden.
Er war nicht die große Schwierigkeit.
Die kam erst nach ihm - wenn wir die Höhle des Grauens gefunden hatten.
Kango befahl uns, vor ihm herzugehen. Ich ging als erster. Hinter mir schritt Frank Esslin. Kango bildete die Nachhut. Mein Revolver steckte in seinem Gürtel. Franks Pistole hielt er in der Rechten, während er in der Linken die Stablampe hielt.
Der Boden unter meinen Füßen wurde weich und schlammig. Wir durchquerten einen Sumpfstreifen. Hohe, weitbogige, von wirrem Lianenwerk umwucherte Stelzwurzeln umgaben uns.
Kango wies mir den richtigen Weg. Der Pfad, der durch den unheimlichen Sumpf führte, war nicht breit. Jeder falsche Schritt konnte das Leben kosten. Nebelschwaden krochen über die feuchte Schlammoberfläche. Ab und zu zerplatzte mit einem dumpfen Geräusch eine Luftblase.
Der Neger sandte den Lichtstrahl voraus, und mir war, als würde ich eine unwirkliche Geisterwelt durchwandern. Tiere nahmen vor uns Reißaus. Sie huschten durch die Baumkronen davon, kreischten, geckerten, verstummten wieder. Es war schwül. Die hohe Luftfeuchtigkeit machte Frank und mir zu schaffen. Und dabei schrieben wir schon Ende November, aber das hatte hier nichts zu bedeuten.
Wir marschierten eine Stunde.
Ich blieb stehen und wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Wenn Kango nicht bei uns gewesen wäre, wären wir
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