GK464 - Der Zauberschädel
wesentlich langsamer vorwärtsgekommen, denn dann hätten wir jeden Schritt durch den Sumpf ertasten müssen.
»Was ist mit dir, Ballard?« fragte Kango spöttisch. »Kannst du nicht mehr? Macht dir der Marsch durch den Sumpf zu schaffen?«
»Ist es noch weit?« wollte ich wissen.
Ich fragte das aus einem bestimmten Grund, denn wenn wir uns bereits in der Nähe der Höhle des Grauens befanden, wollte ich auf Kangos weitere Führung verzichten und den Rest des Weges ohne ihn zurücklegen.
»Wenn wir unser Tempo beibehalten, sind wir i-n zehn Minuten da«, antwortete Kango. »Kannst du’s denn nicht mehr erwarten, vom goldenen Zauberschädel bestraft zu werden?«
»Angenommen, ich vernichte den Goldkopf, wärst du dann sehr enttäuscht?«
Kango reagierte auf meine Worte mit einem Wutanfall. Für ihn war es eine Vermessenheit, ein Frevel, so etwas zu sagen. Er stürzte sich auf mich, wollte mir die Pistole meines Freundes auf den Kopf schlagen, doch ich wich aus, fing den Waffenarm ab, drehte mich, hebelte den Mann aus und warf ihn zu Boden. Kango landete weich. Ich wollte ihn mit einem Tritt ausschalten, doch er rollte zur Seite, schnellte auf die Beine und richtete die Walther PPK auf mich.
»Verdammt, Ballard, tu so etwas nicht noch mal, sonst bringe ich dich um !«
»Warum drückst du nicht ab?« fragte ich so kalt wie möglich. »Es ist mir egal, ob ich jetzt schon oder erst in der Höhle des Grauens sterbe.«
»Es soll dem Goldkopf überlassen sein, dich zu töten«, knurrte Kango. Er entspannte sich. Sein Lachen hörte sich gemein an. »Vorhin hast du doch noch mil dem Gedanken gespielt, den Zauberschädel vernichten zu können. Wieso rechnest du auf einmal damit, daß du in der Höhle des Grauens sterben wirst?«
Ich blieb ihm die Antwort schuldig.
»Weiter!« befahl Kango schneidend. »In Kürze wird sich euer Schicksal entscheiden.«
Ich setzte meinen Weg nach Kangos Weisungen fort. Wir stiefelten den morastigen Pfad entlang, und ich beschäftigte mich in Gedanken mit Kango. Bevor ich die Höhle des Grauens betrat, wollte ich mir meinen Colt Diamondback zurückholen, denn die Waffe würde ich brauchen, wenn ich dem goldenen Zauberschädel gegenüberstand.
Es wurden die längsten zehn Minuten meines Lebens.
Ich vibrierte innerlich. Meine Stirn glühte wie im Fieber. Ich hätte viel darum gegeben, einen Blick in die Zukunft werfen zu dürfen. Dann hätte ich mich rechtzeitig auf das einstellen können, was auf uns wartete. So aber hatten wir keine Ahnung, was uns bevorstand.
Der Boden wurde allmählich etwas fester, und wenig später entdeckte ich zwischen den gewaltigen Dschungelbäumen eine große schwarze Öffnung. Sie sah aus wie das Maul eines Untiers, das alles verschlingen wollte, was sich in seine Nähe wagte.
Die Höhle des Grauens!
Wir hatten sie erreicht.
***
Huck Proval ließ seinen Jeep rechtzeitig stehen. Er sah das Licht im Urwald und schlich darauf zu. Lautlos bewegte er sich durch das Dickicht.
Hin und wieder schob er sich auf dem Bauch vorwärts. Getier krabbelte ihm über die Hände, er schüttelte es angewidert ab.
Bald war er dem Licht so nahe, daß er die beiden weißen Männer und den Neger genau sehen konnte, und er hörte auch, was sie sprachen. Er erfuhr ihre Namen und was sie vorhatten.
Die Höhle des Grauens würden diese Männer aufsuchen. Ein zufriedenes Grinsen huschte über Provals schwammiges Gesicht. Das traf sich gut. Dort wollte er auch hin.
Daß Kango den Spieß umgedreht hatte und nun am Drücker war, störte Proval nicht. Er hielt Tony Ballard und Frank Esslin für ausgemachte Idioten, weil sie mit dem Schwarzen nicht fertiggeworden waren.
Kango verfügte gewiß nicht über Carribas Fähigkeiten. Dem mußte doch beizukommen sein. Huck Proval hielt sich jedenfalls für fähig, den Neger jederzeit ausschalten zu können.
Die dreiköpfige Gruppe setzte sich in Bewegung. Proval ließ ihr einen kleinen Vorsprung, dann folgte er dem Licht der Stablampe, und so stellte es auch für ihn kein Problem dar, gefahrlos den Sumpf zu durchwandern.
Er achtete darauf, daß der Abstand zum Licht immer gleich blieb, denn ohne diesen Sichtkontakt wäre er hier wohl verloren gewesen. Jeder seiner Schritte war von einem schmatzenden Geräusch begleitet.
Unheimliche Geräusche geisterten durch den Dschungel. Huck Proval fühlte sich nicht wohl so allein, aber er dachte nicht daran, umzukehren. Die Gier trieb ihn unentwegt vorwärts.
Sein sechster Sinn signalisierte
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