GK467 - Der Killer-Geist
eingehend.
»Ist das ein besonderer Ring, Mr. Ballard?«
»Das kann man wohl sagen. Es ist ein magischer Ring.« Seine Entstehung zu erklären, wäre zu umfangreich gewesen, deshalb unterließ ich es. »Er verstärkt das Gute in mir um ein Vielfaches und wirkt zerstörend auf vieles, was schwarzmagischen Ursprungs ist.«
»Wie kamen Sie an diesen Ring?«
»Das ist eine zu lange Geschichte, Officer.«
Der Polizist zuckte mit den Schultern. Anscheinend wollte er sie ohnedies nicht hören. Auch er schaute sich den Toten an. Deutlich waren die roten Striemen zu erkennen, die die unheimliche Schlinge hinterlassen hatte.
»Hat Dunn Familie?« fragte der Uniformierte mit dem Notizbuch.
»Nur eine Schwester«, sagte Corby. »Sie wohnt mit ihm zusammen, führt ihm den Haushalt. Nicola ist ihr Name.«
Auch das schrieb der Polizist auf. Ich sah ihm an, daß er über diesen Fall, den ihm das Schicksal beschert hatte, nicht gerade besonders glücklich war.
Seine Meldung würde ihren Weg machen und auf John Sinclairs Schreibtisch landen. Ich ließ die Bemerkung fallen, daß ich mich - Tony Ballard, der Privatdetektiv - dieses Falles annehmen würde, und ich wußte, daß John mir freie Hand lassen würde. Er konnte sich schließlich nicht um alles kümmern, und er wußte, daß die Sache bei mir in den besten Händen war.
***
Miles Manda huschte wie ein Schemen durch die Nacht. Zwei betrunkene Matrosen kamen des Weges. Manda glitt hinter das dicke Gestänge eines mächtigen Krans.
Die beiden Männer hatten Schlagseite. »Weißt du, was wir jetzt machen?« sagte der eine.
»Was denn?« fragte der andere mit schwerer Zunge.
»Wir gehen zu Rita und beglücken sie.«
Der andere lachte. »Gute Idee. Sie wird sich mächtig freuen, zwei Prachtkerle wie uns an ihren prallen Busen drücken zu können.«
»Wann warst du denn das letztemal bei ihr?«
»Ist schon eine ganze Weile her.«
»Bei mir auch. Die arme Rita. Sie mußte einiges entbehren.«
»Das holen wir heute nacht alles nach.«
»Augenblick. Muß nur mal schnell Wasser lassen«, sagte der breitschultrigere Matrose und näherte sich ahnungslos dem unheimlichen Mörder.
Miles Manda zog sich lautlos einige Meter zurück. Mordlüstern starrte er den näherkommenden Matrosen an. Sollte er ihn töten? Wie würde der andere Kerl reagieren? Würde er angreifen, seinen Freund zu retten versuchen? Würde er davonrennen? Würde er Alarm schlagen?
Der Matrose blieb stehen. Er unterhielt sich mit seinem Freund. Mandas Mordgier drängte ihn auf den Mann zu. Wenn er diesen kraftstrotzenden Burschen umbrachte, ging dessen Kraft auf ihn über. Er lechzte nach der Energie dieses ahnungslosen Mannes.
»Hank!« rief der andere Matrose. »Sag mal, wie lange dauert das denn noch?«
»Ist schon passiert«, gab Hank zurück und drehte sich um.
Manda trat einen schnellen Schritt vorwärts und hob die Hände. Er wollte die Geisterschlinge schaffen. Da tauchte der zweite Matrose auf, und Manda zog sich schnell wieder zurück. Es war ihm lieber, wenn seine Opfer allein waren. Die Matrosen gingen weiter.
Bald waren ihr Lachen und ihre Schritte nicht mehr zu hören, und Miles Manda setzte die Suche nach einem Opfer fort.
Es vergingen nur zehn Minuten, bis er eines entdeckte…
***
Sie war sechzig Jahre alt und fühlte sich eigentlich schon zu alt für ein Rendezvous. Aber der Mann, den sie gestern im kunsthistorischen Museum kennengelernt hatte, hatte ihre Ansichten total umgekrempelt.
Wie ein Teenager kam sie sich heute vor. So herrlich hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Ihr Name war Clarissa Banks. Sie hatte ein hartes Leben, das reich an Entbehrungen gewesen war, hinter sich.
Mit siebzehn war sie von ihren Eltern in eine Ehe gedrängt worden, die für sie zum Martyrium wurde. Ihr Mann war arbeitsscheu, trank und mißhandelte sie häufig.
Eine Last fiel von ihr, als man ihr eines Tages meldete, daß ihr Mann bei einem Raufhandel ums Leben gekommen war. Sechs Jahre lebte sie danach allein. Und dann ging sie einem Betrüger auf den Leim.
Er hatte gute Manieren und machte ihr teure Geschenke, die er aber einige Wochen später schon wieder verkaufte, um seine Wettschulden bezahlen zu können. Als er sogar die eigene Wohnung an vier verschiedene Interessenten gleichzeitig verscherbelte, sperrte man ihn ein.
Clarissa ließ sich von ihm scheiden, und seither wollte sie von Männern nichts mehr wissen. Bis gestern. Da war das Glück an sie herangetreten. Endlich.
Er
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