GK470 - Die Teufelsschlange
runzeliges Gesicht zu erkennen. Auch mich begrüßte er mit einer Verneigung. Wir kannten einander. Ugar und ich hatten damals Skup bei ihm abgeliefert, in dem Glauben, er würde den Tyrann von Markia umdrehen. Aber er hatte Skup umgebracht.
Ragu stellte ihm Mr. Silver vor.
Ramba verneigte sich noch einmal.
»Mr. Silver hat seine Freundin Roxane an Tingo, die Dämonenschlange, verloren«, erklärte ich, nachdem mich Ragu dazu aufgefordert hatte. »Du kannst dir vorstellen, wie sehr er Tingo seitdem haßt. Er möchte sie vernichten.«
Ramba hob seine dürren Hände. »Das haben schon viele versucht. Keiner hat es bisher geschafft. Tingo ist sehr stark.«
»Ich bin stärker«, behauptete Mr. Silver. »Kennst du einen Weg zu Tingo?«
Ramba senkte den Blick. »Nun, es gibt eine Möglichkeit, in das Labyrinth der Dämonenschlange hinabzusteigen, aber wer das tut, der begibt sich in große Gefahr. Ich kenne keinen, der von da zurückgekehrt dst. Nicht einmal ich, der ich mich auf die Kunst der Zauberei verstehe, würde es wagen, die Dämonenschlange in ihrem Labyrinth aufzusuchen.«
»Hast du einen besseren Vorschlag, wie man Tingo fertigmachen kann?« fragte Mr. Silver rauh.
Ramba schüttelte den Kopf.
»Dann bitte ich dich, mir den Weg zu Tingo zu zeigen. Bring mich zum Einstieg in das Labyrinth. Du brauchst mich nicht unter die Erde zu begleiten. Wenn wir erst mal da sind, kannst du alles Weitere getrost mir überlassen.«
»Ich komme selbstverständlich mit«, sagte ich.
Mein Freund und Kampfgefährte nahm es mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken zur Kenntnis. Ramba überlegte.
»Nun?« drängte ihn Mr. Silver.
»Also gut«, entschied sich der Zauberer. »Ich werde euch den Einstieg zeigen. Ehrlich gesagt, ich bewundere euren Mut. Ich wüßte keinen im Reich der grünen Schatten, der es wagt, die Dämonenschlange zum Kampf herauszufordern. Natürlich würden wir es alle begrüßen, wenn ihr diesem Biest den Garaus machen würdet. Zu viele Schattenwesen fielen diesem Ungeheuer schon zum Opfer.«
»Roxane soll das letzte Opfer gewesen sein!« knurrte Mr. Silver und erhob sich.
Versehen mit den besten Glückwünschen von Ragu gingen wir.
Ich sah ihr an, wie sehr sie hoffte, daß wir unser Abenteuer heil überstanden. Sie dachte dabei an Ugar und an sich selbst, und das war durchaus verständlich. Sie hatte mich ins Reich der grünen Schatten holen lassen, weil sie meine Hilfe brauchte.
Wenn wir an Tingo scheiterten, konnte sie mit dieser Hilfe nicht mehr rechnen.
Aber Mr. Silver schien äußerst zuversichtlich zu sein, daß wir mit der Bestie fertigwerden konnten, und auch ich war optimistisch. Immerhin war ich gut ausgerüstet. Ich trug meinen Colt Diamondback in der Schulterhalfter und einige Reservemunition in den Taschen. Außerdem hatte ich meinen magischen Ring und den magischen Flammenwerfer zur Verfügung, und um meinen Hals hing der Dämonendiskus, mit dem ich bisher die größten Hindernisse gemeistert hatte.
Wir würden es schaffen.
Wir mußten es schaffen!
***
Ugar hatte Schmerzen. Er lag in einem Zelt auf dem Boden. Unter seinem Körper befand sich Stroh. Man hatte vier Pflöcke in die Erde geschlagen und ihn daran festgebunden. Ein großes, lebendes X war er. Man hatte seine Wunde verbunden und ihm eine unbekannte Flüssigkeit zu trinken gegeben, die den Heilungsprozeß beschleunigen sollte.
In unregelmäßigen Abständen sah ein Wesen nach ihm, das keine Bestienfratze, sondern ein menschliches Gesicht hatte.
Soeben trat dieses geflügelte Wesen wieder ein. Es näherte sich dem Gefangenen. Auf Ugars Stirn perlte Schweiß. Das Wesen wischte ihn mit einem kühlen Lappen fort.
»Du gehörst nicht zu Ytlars Kriegern«, stellte Ugar fest.
»Nein, ich bin einer von Ytlars Sklaven«, sagte das Wesen mit dem Gesicht eines Jungen. »Man hat meine Eltern ermordet und mich mitgenommen. Die Vogelbestien fielen raubend und brandschatzend über unser Land her. Sie haben uns überrumpelt. Sie hatten die Absicht, sich bei uns anzusiedeln. Es gefiel ihnen dann aber nicht, und so zogen sie in euer Reich weiter.«
»Wie ist dein Name?« fragte Ugar.
»Massas«, sagte der Jüngling.
»Du haßt Ytlar bestimmt sehr.«
»Natürlich hasse ich ihn, und ich werde mich mit diesem Sklavendasein niemals abfinden.«
»Hast du noch nicht zu fliehen versucht?«
Massas schüttelte den Kopf.
»Warum nicht?« fragte Ugar.
»Erstens, weil ich nicht weiß, wohin, und zweitens, weil ich gesehen habe, was mit
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