GK470 - Die Teufelsschlange
schließlich.
Roxanes Hände waren endlich frei.
Als Maki das sah, hätte sie beinahe einen Freudenschrei ausgestoßen. Tindissa und Assara glaubten, nicht recht zu sehen. Roxane beugte sich über ihre Fußfesseln. Mit flinken Fingern löste sie die harten Knoten, und Augenblicke später konnte sie die Stricke, die sie so lange in ihrer Bewegungsfreiheit beeinträchtigt hatten, fortwerfen.
»Wer hätte das gedacht«, sagte Maki überwältigt.
»Ich fange langsam wieder an zu hoffen«, flüsterte Tindissa ergriffen. »Vielleicht haben wir wirklich noch eine Chance.«
Roxane beugte sich über Assara und sah, daß das Mädchen weinte.
»Nicht weinen, Assara«, sagte die Hexe aus dem Jenseits leise.
»Es ist die Freude«, hauchte Assara. »Ich habe alle Hoffnung aufgegeben, und nun…«
Roxane befreite sie.
Während sie sich dann um Tindissas Fesseln kümmerte, befreite Assara Maki.
»Wir müssen höllisch aufpassen«, sagte Tindissa gepreßt. »Wenn wir Wyxen in die Arme laufen, sind wir verloren. Einen zweiten Fluchtversuch beschert uns das Schicksal bestimmt nicht. Es muß beim erstenmal klappen.«
»Es wird klappen«, versetzte Roxane zuversichtlich. »Seid ihr bereit? Können wir gehen?«
Die Mädchen nickten, und Roxane verließ als erste die unterirdische Höhle. Sie schlich durch einen finsteren Gang, der sich durch das Erdreich wand. Maki, Tindissa und Assara blieben dicht hinter ihr.
Assara schaute sich immer wieder unruhig um, doch Wyxen ließ sich nicht blicken. Assara wünschte sich, er möge am anderen Ende des Labyrinths sein. Weit verzweigt war das Ganggewirr. Wild verästelt erstreckte es sich unterirdisch über eine weite Strecke.
Roxane versuchte, die Orientierung nicht zu verlieren.
Das war nicht so einfach, denn es gab keine Anhaltspunkte im Labyrinth, nach denen sie sich richten konnte. Instinkt und Intuition leiteten sie.
Eine große Gefahr, die weit größere sogar, war Tingo, die Dämonenschlange. Sie konnte in jedem Gang lauern, dieses schwarze Ungeheuer mit der ekelig glänzenden Bitumenhaut.
Roxane versuchte ihre übernatürlichen Sensoren zu aktivieren. Sie tastete sich durch das Ganggewirr, ständig auf der Suche nach Tingo. Aber ihr magisches Echolot registrierte im Moment keine Gefahr.
Das änderte sich aber schon in der nächsten Minute. Es traf Roxane wie ein Schock. Fast körperlich war die Bedrohung zu spüren. Sie prallte zurück, wollte umkehren, stieß gegen Maki, deren Auge sich auf einmal entsetzt weitete, während sie heiser sagte: »Tingos Parasiten!«
Diese schäbigen Wesen versperrten den Mädchen den Weg, und Tindissa jammerte: »Wir sind verloren!«
***
Wir betraten den großen Raum in Ragus Haus, in dem ich schon mal gewesen war. Die Prinzessin kam auf mich zu und umarmte mich. »Ich wußte, daß du kommen würdest, Tony Ballard.«
»Ich habe noch nie einen Freund im Stich gelassen«, erwiderte ich sanft lächelnd.
»Das kann ich bestätigen«, warf Mr. Silver ein.
Ich stellte ihn der Prinzessin vor. Als sie hörte, daß Roxane seine Freundin gewesen war, sprach sie ihm ihr Bedauern aus. »Ich weiß, wie dir zumute ist«, sagte sie. »Ich fühle im Moment genauso. Ugars Schicksal ist ungewiß. Vielleicht haben ihn die Vogelbestien schon getötet.«
»Ich werde ihn dir zurückbringen«, versprach ich der Prinzessin.
»Und ich werde Tingo anschließend den Garaus machen«, verkündete der Ex-Dämon, grimmig auf seine Streitaxt gestützt.
»Vielleicht kann Ramba, der Zauberer, dir helfen«, sagte die Prinzessin. Sie ließ sofort nach ihm schicken, und während wir auf ihn warteten, fuhr Ragu zu Mr. Silver gewandt fort: »Er wäre bei mir beinahe in Ungnade gefallen. Tony Ballard und Ugar holten unter Einsatz ihres Lebens Skup, den Tyrann von Markia, nach Dargan. Ramba behauptete, er wäre in der Lage, den Tyrannen umzupolen, ihn gut zu machen. In Wirklichkeit aber hatte Ramba nur vor, sich an Skup zu rächen, weil dieser am Tod seiner Tochter Ixa schuld war. Ramba tötete Skup mit einem Zauber, ohne daß ich es ihm erlaubt hatte. Nach Arrgos Tod leistete Ramba jedoch Abbitte, und ich verzieh ihm. Kann sein, daß er einen Weg zu Tingo kennt.«
Wir setzten uns. Auch Pannor nahm Platz.
»Ich mache mir große Sorgen um Ugar«, sagte die Prinzessin.
Ein Tumult vor der geschlossenen Tür ließ uns aufhorchen. Die Tür wurde aufgestoßen, und vier grüne Schatten zerrten eine Vogelbestie herein. Ein Pfeil steckte in der Schulter des Gefangenen. Ein
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