GK470 - Die Teufelsschlange
der Dämonenschlange. Boden und Wände vibrierten. Knirschend entstanden Sprünge im Erdreich. Staub und Gestein fielen auf uns herab.
»Tingo kommt!« rief Maki entsetzt aus.
Wenn wir allein gewesen wären, hätten wir uns nicht von der Stelle gerührt. Aber wir hatten vier Mädchen bei uns, und die wollten wir nicht schon wieder in Gefahr bringen, wo wir sie eben erst gerettet hatten.
»Wir können nicht bleiben, Silver!« rief ich.
Der Ex-Dämon sah das ein. »Du hast recht. Zuerst müssen wir die Mädchen in Sicherheit bringen.«
Tingo wühlte sich durch ihr Labyrinth. Sie hielt sich nicht immer an die Gänge, bohrte neue, riß Wände ein, preßte einen üblen Gestank, der mir den Atem verschlug, vor sich her.
»Vorwärts!« kommandierte Mr. Silver. »Schnell!«
Er stampfte los. Roxane folgte ihm. Hinter ihr lief Maki, dann kam Assara, und zum Schluß Tindissa. Ich blieb noch kurz stehen und schaute zurück. Tingo überschwemmte das Labyrinth mit ihren Massen wie eine pechschwarze Flut. Sie fegte durch die Gänge. Der Gestank nahm zu. Ich glaubte, sie zwischen einstürzendem und neu aufgewühltem Erdreich zu sehen, hob den Revolver und drückte ab.
Der Knall peinigte mein Trommelfell.
Wohin meine geweihte Silberkugel sauste, sah ich nicht. Ich hatte auch nicht die Nerven, länger stehenzubleiben und auf Tingo zu warten. Lieber warf ich mich herum und setzte mich ebenfalls ab.
Wir würden uns später um die Dämonenschlange kümmern.
Gemeinsam.
Das verdoppelte unsere Erfolgsaussichten.
Ich rannte hinter Mr. Silver und den Mädchen her. Der Boden unter meinen Füßen zitterte so heftig, daß ich Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hatte. Ich kippte mal nach links, dann wieder nach rechts, schrammte über die Gangwand, stieß mich davon ab und hetzte weiter.
Mr. Silver verfügte über einen phänomenalen Orientierungssinn. Ich hätte den Rückweg wohl kaum auf Anhieb wiedergefunden. Aber der Ex-Dämon schaffte es mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit.
Hinter mir rumorte Tingo.
Es war ein mieses Gefühl, die Dämonenschlange im Nacken zu haben. Das Labyrinth war von einem ständigen Krachen und Bersten erfüllt. Tingo wollte mich haben. Mich, und natürlich auch die anderen.
Mir stand der Schweiß auf der Stirn. Ich feuerte zwei Schüsse nach hinten ab, ohne zu zielen. Ich wollte damit nur Tingos Eifer bremsen. Auch sie konnte geweihtes Silber nicht vertragen. Das spürte sie spätestens dann, wenn eine meiner Kugeln sie wenigstens streifte. Auf einen Treffer wagte ich nicht zu hoffen.
Mr. Silver blieb stehen und trat zur Seite.
Auch Roxane und die anderen Mädchen wollten stehenbleiben, doch der Ex-Dämon trieb sie an: »Weiter! Nur noch diesen Gang entlang. Er verästelt sich nicht mehr. Wenn ihr sein Ende erreicht habt, seid ihr frei.«
»Warum bleibst du zurück?« fragte Roxane.
»Ich muß mich um Tony kümmern.«
»Bin schon zur Stelle«, rief ich keuchend.
Die Mädchen eilten an Mr. Silver vorbei, und wir deckten ihnen gemeinsam den Rücken. Mr. Silver schoß Feuerlanzen ab. Ich feuerte, bis mein Diamondback leer war. Und wir zogen uns währenddessen mehr und mehr zurück.
Tingo wütete weiter.
Wir sahen den Gang, den wir entlangeeilt waren, einstürzen. Die Dämonenschlange befand sich hinter einem dicken Erdwall. Ehe sie ihn durchstieß, wirbelten wir herum und folgten den Mädchen.
Sie waren ein Hemmschuh für uns. Ihre Sicherheit war uns wichtiger als der Kampf gegen die Dämonenschlange. Den mußten wir auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Wir erreichten das Ende des Labyrinths.
Roxane und die Schattenmädchen erwarteten uns draußen. Wir nahmen unseren Pferden die Fußfesseln ab und ließen die Mädchen aufsitzen. Da für uns nicht auch noch Platz auf den Gäulen war, gingen wir zu Fuß daneben.
Wir hatten zwar Tingo nicht vernichtet, aber mich erfüllte trotzdem ein unbeschreibliches Glücksgefühl, denn wir hatten Roxane wieder, und das war weit mehr,, als wir uns von unserem Ausflug ins Reich der grünen Schatten erwartet hatten.
Der Ex-Dämon führte das Pferd, auf dem Roxane Und Maki saßen.
Jetzt erst war er wieder ganz der alte. Genesen an Leib und Seele.
***
Ragu freute sich, uns wohlbehalten wiederzusehen. »Seid ihr mit Tingo fertiggeworden?« fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf. »Das war uns noch nicht möglich. Wir mußten auf die Mädchen Rücksicht nehmen.«
»Ich verstehe«, sagte die Prinzessin und senkte traurig den Blick.
»Was hast
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