Glaenzende Geschaefte
befeuerte sie, er öffnete ihr die Augen, zeigte ihr auf, wo das Gold begraben lag innerhalb ihrer eigenen Holding. Die Entwicklung des Käferprojekts sei nun fast abgeschlossen, und man könne damit an die Öffentlichkeit – ein Glücksfall für die Forschung wie für die Dangast-Holding. Denn dies sei die Anlagechance schlechthin – und zugleich natürlich die Möglichkeit, die bestehende Kreditlast der Holding erst einmalauf andere Schultern zu verteilen. Investoren stünden schon bereit. Da sei an Blut nicht zu denken.
Etta von Dangast saß immer noch apathisch am Tisch und starrte jetzt auf die gegenüberliegende Wand. Man hätte ihr wahrscheinlich alles erzählen können. Keith Winter schien sie zu schätzen, aber bei den Käfern hatte sie kraus geguckt.
Daher verlagerte Mollow den Schwerpunkt ein wenig: »Gold ist die klassische Krisenwährung. Krise, Frau von Dangast, verstehen Sie? Das passt doch! Das hört sich doch an wie maßgeschneidert für Sie!«
»Ah ja.«
»Und das zugleich im Bionik-Sektor, so zukunftsorientiert wie nachhaltig. Und so ganz nebenbei die optimale Erweiterung des Fonds-Portfolios von Herrn Kesch. Bionik, verstehen Sie?« Mollow versuchte, in Etta von Dangasts Blickfeld zu kommen, und fuhr fort: »Ihr Kollege Winter lässt jetzt sozusagen Neues schaffen nach dem Vorbild der Natur! Wenn das keine Basis ist. Denken Sie an die Lotusblüten und die Klettfrüchte. An Leonardo da Vinci. An die legendäre Etrich-Taube!«
»An was?«
»Na, an den geflügelten Samen tropischer Schlingengewächse! Nach deren Vorbild kam es zu technischen Lösungen, mit denen man Millionen verdient hat. In diesem Fall verhält es sich nicht wesentlich anders!«
»Ist das nicht etwas riskant?«
»Ach was. Eine kleine Auswahl unserer besten Kunden wird investieren, limitiert selbstverständlich. Wir haben bereits ein gesellschaftliches Konstrukt dafür geschaffen, und wir sind kurzfristig handlungsfähig, können ohne komplizierte Gremienbefassung aktiv werden!«
»Nun ja. Das heißt, ich kann demnächst meine Kreditlast ein wenig senken und ein paar Anteile an der Holding zu einem besseren Preis verkaufen, wenn auch noch nicht sofort, oder?« Etta von Dangast schien sich langsam zu fangen.
Mollows linke Augenbraue zuckte in die Höhe. Sein Blickging zu Löhring, der sich bisher in einer Mischung aus Entsetzen und Amüsement zurückgehalten hatte, so schwer es ihm auch fiel. Mollow redete weiter: »Die Holding? Nein, ich habe jetzt erst mal nur von dem Skarabäus-Projekt gesprochen. Um Ihre Kreditlast insgesamt zu senken, Frau von Dangast, rate ich Ihnen auch auf längere Sicht dringend davon ab, Unternehmensanteile zu verkaufen! Die werden doch steigen! Wir brauchen nur noch etwas Zeit. Zudem können wir Ihnen nunmehr einen erstklassigen Aufsichtsratsvorsitzenden bieten.« Und jetzt zog er Löhring am Oberarm zu sich herüber. »Darf ich vorstellen? Dr. Wilhelm Löhring! Mit ihm steigen die Perspektiven beträchtlich, würde ich bescheiden sagen. Er hätte zu jedem Dax-Konzern gehen können. Und jetzt sitzt er hier mit uns am Tisch! Zum Wohle, Herr Dr. Löhring!« Er hob die Kaffeetasse in Löhrings Richtung.
Löhring nickte freundlich. Aufsichtsrat. Wieso hatte Mollow ihm das nicht vorher gesagt, statt ihn hier mit vollendeten Tatsachen zu konfrontieren? Löhring wusste zwar, dass die Dangast-Holding einen AR-Vorsitzenden suchte, doch ein Amt mit etwas mehr Nähe und Exekutive, irgendwie fokussierter aufs Gold, hätte er sich schon gewünscht.
Doch Etta von Dangast wandte sich wieder Kellermann zu, der sich immer noch hinten im Raum aufhielt. »Das waren doch keine Platzpatronen? Oder haben Sie die austauschen lassen?«
Kellermann konnte weder verstehen, geschweige denn so schnell reagieren, fasste lediglich instinktiv nach der Waffe im Sakko. Er sah aus, als wolle er jetzt nur noch nach Hause, wo auch immer das war.
»Was muss ich tun, damit Sie schweigen?« Es hatte etwas Verzweifeltes, als Etta von Dangast es sagte. So sah keine aktive Vermögensbildung aus. Das war kein Anlagegespräch. Es hörte sich nach Erpressung an.
Mollow stand auf, ging um den Tisch, stellte sich fast schützend hinter die Rückenlehne des Stuhls, auf dem seine Kundin saß, und sagte von oben herab: »Na, Sie werden doch nicht gleichum sich schießen, Frau von Dangast. Wir sprechen hier erst mal nur von ein wenig externem Wagniskapital. Die kaufen Ihnen ja nicht gleich alle Anteile ab. Sie erneuern erst einmal
Weitere Kostenlose Bücher