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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Griff brach, und der Bürstenkopf segelte zu Boden. Cecilia schob ihn mit dem Fuß vor die Kommode.
    Dann suchte sie ihre Kleidung aus. Sie brauchte lange, um sich zu entscheiden. Schließlich wählte sie ein bis zum Hals geschlossenes Leinenkleid mit einem strengen Streifenmuster. Beim Anziehen durfte Irene ihr wieder beistehen.
    »Wie ist diese Unordnung in die Strumpfschublade gekommen, Irene? Wissen Sie das?«
»Nun … nein, Signorina.« Irene errötete, wohl weil sie sich ärgerte, dass ihre Herrin ihr die Schuld für die eigene Unordnung in die Schuhe schieben wollte. »Wenn Sie mit meiner Arbeit nicht zufrieden sind …«
»Aber natürlich bin ich das. Ich will nur sichergehen. Ich selbst habe nämlich nicht zwischen den Strümpfen gewühlt, und wenn Sie es auch nicht waren, dann sollte man sich fragen, wer diese Wohnung betreten hat, nicht wahr?«
»Signora Secci?«, fragte Irene verdutzt.
Nun – das war kaum anzunehmen.
    Cecilia ging die wenigen Straßen zum Teatro. Sie hatte gehofft, dort Inghiramo zu treffen und ihm gründlich die Meinung sagen zu können. Offener Angriff – so gingen die Männer miteinander um, und das schien die Sprache zu sein, die sie verstanden. Aber sie musste feststellen, dass die Schauspieler ihren Probensaal geräumt hatten. Entweder auf Rossis Druck, oder weil Signora Bondi es geschafft hatte, die Truppe auf ihr eigenes Terrain zu locken.
    Das Gericht tagte, und da der Frühling mild durch die Gassen wehte, hatte Rossi die beiden Flügeltüren des Teatro öffnen lassen. Vor seinem Tisch stand ein junger Mann im schwarzen Priesterhabit. Er und Rossi beäugten einander streitsüchtig. Viel Publikum hatten sie nicht, denn die ersten Feldarbeiten standen an.
    »… und das seit zwei Monaten«, stellte Rossi gerade fest.
»Und so lange, wie der Allmächtige es wünscht.«
»Du und der Allmächtige? Ein Herz und eine Seele, ja?«
Der Priester straffte sich und blickte zur Decke, was nach der Bemerkung ein bisschen komisch wirkte.
»Er hat Ricardo bestohlen«, sagte Rossi. »Das war frech. Der Mann kommt selbst gerade eben über die Runden. Er hat sich barmherzig erwiesen und den Bengel bei sich übernachten lassen. Er hat ihm sogar noch ein Frühstück gegeben – und der Junge beklaut ihn. Und da erwartest du, dass Ricardo …«
»Wenn er ihm vergibt, wird der Himmel es ihm lohnen.« Rossi hatte Cecilia entdeckt. Sie sah die Falte, die sich in seine Stirn grub, als er vergeblich nach ihrer Begleiterin Ausschau hielt.
Zaccaria meldete sich zu Wort. »Verstehe nicht, worüber wir reden, offen gesagt. Wir wissen, wo der Bengel steckt. Zwischen ihm und … gewissermaßen der Hand der Gerechtigkeit … steht nichts als eine Brettertür …«
»Es sind zwei Sachen«, erklärte Rossi ungeduldig. »Bei der einen geht es darum, einem Schwachkopf auf die Finger zu klopfen, damit er sich das Klauen abgewöhnt. Bei der anderen geht es um einen Grundsatz. Unser Gesetz verbietet es den Kirchen, Asyl zu gewähren. Mit Erlass vom 20. Juli 1769. Mit der Zustimmung des Heiligen Vaters. Das ist wichtig. Ein Meilenstein in der Justizreform. Kein Asylrecht mehr in den Kirchen. Was man nach dem Besuch eines Priesterseminars eigentlich wissen sollte.«
»Ich bin der Herr dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir«, psalmodierte der Padre.
»Und gebt Gott, was Gottes ist, und dem Granduca, was des Granduca ist«, konterte Rossi. Die Sache würde sich noch hinziehen. Cecilia hatte keine Lust, auf das Urteil zu warten.
Sie ging über den Markt zum Kaffeehaus, vor dem die ersten Gäste ihren Kaffee schlürften – drei ältere Männer, deren Hände so von der Gicht gekrümmt waren, dass sie für die Arbeit nicht mehr taugten. Sie würfelten, und Goffredo schaute ihnen über die Schultern und kommentierte ihr Glück und Pech.
»Die Schauspieler scheinen wieder fort zu sein«, bemerkte Cecilia beiläufig.
»Rossi hat sie rausgeworfen. Er hält nichts von den schönen Künsten. Er hält gar nichts vom Vergnügen«, murrte Goffredo, der darunter litt, dass der Giudice ihm ständig wegen des Basettespiels auf die Finger sah. Als wären Konzessionen eine Forderung Gottes! Als wäre es ein Verbrechen, wenn ein paar Männer sich beim Spielen die Zeit vertrieben.
Einer der Würfler, der mit den schönen Künsten offenbar auch nichts im Sinn hatte, meinte: »Sie werden ihr Lager vor dem Tor aufgeschlagen haben, wo sie auch hingehören. Pack ist Pack – man muss sich die Laus nicht selbst in den Pelz

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