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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Er hatte es sich mit Rossi in dessen Arbeitszimmer bequem gemacht. Auf dem Boden lag die Karte, in der Rossi eingetragen hatte, wo sich seiner Meinung nach die Mörder mit den Hunden verbergen könnten. Beide Männer sahen unzufrieden aus. Als Cardini sich wieder auf den Weg gemacht hatte, erklärte Rossi, dass die weiträumige Suche, die sie in Gang gesetzt hatten, vergebens gewesen sei. Was auch kein Wunder war, denn natürlich hatten sie nicht jeden Stein umdrehen können. »Es war, wie einen Eimer in einen Fluss zu tauchen«, sagte er.
    »Du kannst nicht zaubern.«
    Griesgrämig dankte er ihr für die hilfreiche Bemerkung.
»Ist der Brief dort von Dina?«
»Ja, es liegt ein Zettel dabei – der ist sicher wieder für dich.« Er schob einige Bücher beiseite. »… hier.«
»Und was schreibt sie?«
»Es geht ihr gut.«
    Es ging ihr überhaupt nicht gut. Dina hatte entsetzliches Heimweh, und ein Mädchen namens Laura hänselte sie wegen ihrer struppigen Haare, die sich einfach nicht in die Spangen fügen wollten. Zumindest nicht so wie bei Laura, deren Haar »… wirklich, Cecilia, aussieht wie Seide. Ich hab Pferdehaare, Schwester Angelica sagt das auch.«
    Hexe! ärgerte sich Cecilia.
»Es fellt mir schwer, es hir schön zu finden, aber ich Versuchs, ganz erlich. Da ist ein Mädchen, das heist Grazia, wie meine Mutter, und ich denk, dass sie mich fürleicht gern haben könnte. Aber sie traut sich nicht, mit mir zu reden, wegen Laura, glaube ich. Ich werde ihr einen Brif schreiben, und den lege ich unter ihre Schlafdeke, und mal sehen, fürleicht werden wir Freundinen. Ich brauche nemlich dringend jemanden zum reden!«
    Cecilia hatte den Zettel mit nach Hause genommen und dort gelesen. Nun legte sie ihn auf den Tisch und holte sich einen eigenen Papierbogen. Irene saß auf einem Stuhl am Fenster und besserte die Naht an einer Schürze aus.
    »Was schreibt man einem Kind, das Heimweh hat, Irene?«
Die Zofe blickte überrascht auf. »Dass es ein gutes Betragen zeigen soll, nehme ich an, Signorina Barghini. Ist Heimweh nicht immer ein Zeichen, dass man sich nicht einfügen kann? Wo man gut gelitten ist, fühlt man sich doch auch wohl.«
Cecilia seufzte und begann zu schreiben. Sie beschloss, aus dem Brief ein Paket zu machen und Dina eine Überraschung zu senden. Sie suchte einen Seidenschal mit feuerroten chinesischen Drachen heraus, von dem sie wusste, dass Dina ihn liebte, außerdem einen Flakon mit einem leichten Parfüm, das Dina sich auf das Kopfkissen träufeln konnte, … eine Schachtel mit Naschereien … In Cecilias Kommode befand sich ein Reisenähkästchen mit wenigen Rollen Garn, einem Fingerhut, einer Nadel und einer kleinen Schere mit perlmuttbesetzten Griffen. Sie ging ins Schlafzimmer, um es zu holen.
Als sie die Schublade öffnete, hielt sie inne.
»Irene?«
»Bitte, Signorina Barghini?« Der Stuhl, auf dem die Zofe saß, scharrte über den Boden.
Cecilia starrte auf ihre weißen Seidenstrümpfe, die die Zofe in einer Bonbonniere untergebracht hatte. Irene, die ordentliche, pflichtbewusste, hatte ein System entwickelt, nach dem sie die Strümpfe paarweise ineinandersteckte und sie dann akkurat wie Fischschuppen in mehreren Reihen über- und nebeneinanderlegte. Doch der Fisch war in die Netze der Fischer geraten. Sämtliche Schuppen verschoben, ein Chaos, ein wildes Durcheinander. Nicht nur die Packen, auch die einzelnen Paare waren auseinandergezupft.
»Bitte, Signorina? Oh! Ich werde das sofort in Ordnung bringen.«
Es drängte Cecilia zu fragen, ob Irene diese Unordnung veranstaltet hatte – eventuell, als sie einen Strumpf zum Ausbessern heraussuchen wollte. Nur hätte sie einen löchrigen Strumpf gar nicht erst einsortiert, nicht Irene. Und sie hätte auch keine Unordnung zurückgelassen. »Das ist wirklich ein Durcheinander.«
»Sie müssen verzeihen, Signorina«, meinte Irene schuldbewusst.
»Es ist ja nicht weiter schlimm.« Cecilia nahm das Nähkästchen heraus. Sie öffnete es. Schere, Nadeln, Garne – alles war vorhanden.
Die Zofe hatte die Stümpfe im Nu wieder in Reih und Glied gebracht. Sie hielt einen einzelnen Strumpf hoch, in dessen weißer Knöchelpartie fast unsichtbar ein ebenfalls weißer Schmetterling eingestickt war. Verwirrt meinte sie: »Ich hatte sie doch alle von der Wäscherin geholt.« Der steife Rücken war wieder über die Lade gebeugt.
Cecilia verließ das Schlafzimmer. Der Strumpf war nicht wichtig. Irene hatte ihn auf dem Weg zur Wäscherin verloren. Die Unordnung

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